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Kapitel 

DICHTEN UND DENKEN IM SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1925

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT EINER KARTE UND EINER TAFEL

3. Sugulunkurmang

Dodugu Niamorodiote ließ alle jungen Mädchen aus dem Lande zusammenkommen. Er sagte: "Die beiden Traore sollen ein Mädchen auswählen!" Alle Mädchen kamen. Als auch Sugulunkurmang sich hinaufbegeben wollte, sagte Niamorodiote, ihr Vater: "Du bleib nur fort. Du bist mit deinen Beulen und Schwären zu häßlich." Früher waren die Diarra und die Traore einig, nun aber begannen sie sich zu beschimpfen. Das kam aber so:

Die Brüder gingen die Reihe der Mädchen entlang und betrachteten sie. Der Ältere sagte: "Das Kengebugurilala hat gesagt: ,Nachher dürft ihr nicht das schönste Mädchen der zwölf Dörfer nehmen, sondern ihr müßt die Beulenbedeckte vorziehen.' Ein solches Mädchen ist nicht dabei." Der ältere Traore fragte den Landesherrn: "Sind denn alle Mädchen des Landes hier?"Dodugu Niamorodiote sagte: "Ja, es sind alle da, bis auf Sugulunkurmang. Die ist zu Haus geblieben, weil sie zu häßlich ist." Die Brüder fragten: "Weshalb ist sie zu Haus geblieben?" Die Leute antworteten: "Weil sie zu viele Beulen und Schwären hat." Die Traore sagten: "Das wird die rechte sein!" Da lachten die Leute. Sie führten Sugulunkurmang herbei. Sie war sehr häßlich. Damba Masaulomba trat von rechts heran und



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legte seinen linken Arm um ihren Nacken. Damba Saulandi trat von links heran und legte seinen rechten Arm um ihren Nacken, und die Traore sagten: "Das ist die rechte!" Da riefen die Diarra: "Oh, ihr Dummen! Ihr wißt ja nicht, was gut und schön ist. Ihr laßt die schönen Mädchen und wählt das häßliche. Oh, ihr Narren! Ihr Dummköpfe!" Die Traore sagten aber: "Ihr Törichten, was wißt ihr denn, was nachher gut sein wird, was für die Zukunft richtig ist?" So beschimpften sich Diarra und Traore zum ersten Male, und seitdem haben sie sich immer beschimpft bis auf unsere Tage.

Am Abend wollten sie sich niedersetzen. Damba Saulandi sagte zu Damba Masaulomba: "Du bist der ältere Bruder. Du hast keine Frau, und ich habe keine Frau. Da du aber der ältere bist, so lege dich mit Sugulunkurmang schlafen." Damba Masaulomba ging mit dem Mädchen beiseite. Als ihn nun die Lust ankam, es zu beschlafen, fuhr er mit der Hand über ihren Leib. Es stach ihn aber irgend etwas sehr stark. Er fuhr entsetzt mit der Hand zurück und sagte: "Was hast du an deinem Kleide? Du hast mich verletzt." Damba Masaulomba hatte nun Furcht. Er legte sich seitwärts des Mädchens zur Ruhe. Am andern Morgen wollte Damba Saulandi mit seiner Schwägerin Sugulunkurmang scherzen und strich ihr lachend mit der Hand über den Leib. Er fuhr aber mit der Hand zurück und rief: "Ach, du stichst! Du hast etwas Stechendes im Kleid!"Sugulunkurmang sagte: "Oh, das war gar nichts. Aber bei Nacht ist es schlimm. Frage nur deinen Bruder! Oh, bei Tage hat es noch nichts zu bedeuten!" Da ging der jüngere Traore zum älteren und sagte: "Mein älterer Bruder, ich glaube, das kommt daher, daß wir nur einfache Leute, dieses aber das Kind aus einer Königsfamilie ist. Ich glaube dieses Herrscherkind aus Sangara ist gut für den Mandekönig." Damba Masaulomba sagte: "Mein jüngerer Bruder, ich glaube, du wirst recht haben. Wir wollen dieses Mädchen zum Farkuma Kakenji bringen."

Die Traore gingen mit Sugulunkurmang von dannen.

Sie brachten Sugulunkurmang zum Farkuma Kakenji, dem Könige des Mandelandes, und dieser gab ihnen dafür ein anderes Weib. Am Abend sagte Damba Masaulomba zu dem Mädchen: "Mädchen, mache in diesem Zimmer Feuer."Sugulunkurmang sagte: "Ich habe Furcht!" Er fragte: "Was gibt es?" Sie entgegnete: "Ich habe Furcht!" Der Jäger sagte: "Ach, jetzt wirst du einen fürstlichen Gatten haben. Du brauchst keine Furcht mehr zu verspüren."Sugulunkurmang ging hinein. Farkuma ehelichte sie. Sugulunkurmang



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ward sogleich guter Hoffnung. Gleichzeitig ward aber auch die erste Frau des Königs guter Hoffnung, der Herrscher aber hatte bis dahin noch keine Kinder.


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