Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DICHTEN UND DENKEN IM SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1925

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_05-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT EINER KARTE UND EINER TAFEL

3. Bericht der Mossi von Tenkodugu

Die Traditionen der Mossi von Tenkodugu führen zurück bis nach "Bingo", das dem heutigen Fada-Gurma entsprechen soll. Der Sage nach zogen die Ahnen aus dieser Heimat Bingo nach Gambakko, das im englischen Goldküstengebiet liegt. Näheres ist unbekannt. Von Gambakka erfolgte die Wanderung der Mossi nach Tenkodugu, von Tenkodugu endlich zur heutigen Reichshauptstadt Wagadugu. Von der Auswanderung aus Gambakka erzählt der Volksmund.

Der Gambakka-naba hatte viele Töchter. Allen gab er Männer, nur einer nicht; das war Njallanga, seine Älteste. Sie sollte unbemannt bleiben. Njallanga war darob entrüstet und pflanzte eine Mana, eine lange Aubergine. Die Mana keimte, wuchs auf und trug



Atlantis Bd_05-291 Flip arpa

oben an der Spitze endlich eine lange schöne Manafrucht. Die Frucht wuchs hoch oben. Njallanga aß aber diese Frucht nicht. Sie betrachtete sie, pflegte sie, aber nahm sie nicht ab. Der Gambakka-naba fragte sie eines Tages: "Du hast eine schöne Mana. Weshalb bereitest du keine Speise davon?"Njallanga sagte: "Es soll ihr so geschehen wie mir. Alle meine Schwestern sind verheiratet. Nur ich habe keinen Mann. So mag meine Mana auch ungenützt bleiben gleich mir." Der Vater und die Tochter stritten sich zuletzt darüber. Endlich aber stahl Njallanga eines Tages das Pferd ihres Vaters und ritt heimlich von dannen in den Busch. Im Busch wußte sie nicht Bescheid. Großer Durst befiel sie. Endlich entdeckte sie das Lager eines Jägers. Der hieß Riala. Riala war vorn Stamme der Dagana. (Wo die Dagana heimisch sind, konnte mir keiner der Leute sagen.) Njallanga verliebte sich in Riala. Riala verliebte sich in Njallanga. Sie schliefen und blieben beieinander. Als Sohn ward ihnen der erste Sprosse der Mossi geboren, den nannten sie Uidi Rogo. Das war der erste "Mossiknabe". Den von da ausstrahlenden Stammbaum zählten mir die Tenkoduguleute folgendermaßen auf:

1. Uidi Rogo
2. Naba Jungurana
3. Naba Ubri
4. Naba Bondogo
5. Naba Mallaka
6. Naba Tjemmogo
7. Naba Rabuile
8. Naba Bugu
9. Naba Sigilli
10. Naba Djigimpolle
11. Naba Jemde
12. Naba Bongo
13. Naba Sailugo
14. Naba Djigimde
15. Naba Sapellema
16. Naba Sannam-Saare
17. Naba Karongo, gestorben 1907
18. Naba Korn, zur Zeit meiner Durchreise Herrscher.
Alle diese Herrscher sollen jeder immer der Sohn des Vorhergehenden
gewesen sein.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt