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Kapitel 

DICHTEN UND DENKEN IM SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1925

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT EINER KARTE UND EINER TAFEL

b) Edsu Masus Krieg gegen Edsu Zurugi

Edsu Masu lebte in der Stadt Jirna, die in der Gegend von Gbarra (im Kadugebiet) liegen soll. Edsu Masu war nicht unumschränkter Herr über ganz Nupe. Er mußte die Herrschaft erst erobern. Es gab noch einen zweiten König, das war Edsu Zurugi. Viele alte Leute gingen im Lande von einem der beiden Könige zum andern und wiegelten sie gegeneinander auf. Edsu Masu, der ein Nachkomme Edegis



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war, mußte drei Jahre lang gegen Edsu Zurugi kämpfen. Edsu Masu sagte: "Wie soll ich Edsu Zurugi bezwingen! Edsu Zurugi ist stark. Ich werde den Hunger rufen!" Edsu Masu rief den Hunger und sagte: "Gehe hin und töte die Leute Edsu Zurugis!" Der Hunger ging hin und begab sich zu Edsu Zurugi. Die Leute Edsu Zurugis begannen zu hungern. Einige Leute Edsu Zurugis starben. Die Hälfte der Leute Edsu Zurugis starb. Es starben zweitausend Leute, weil sie nichts zu essen hatten. Dann sagte der Hunger: "Ich habe zweitausend Menschen getötet, nun bin ich müde. Es kommt der Regen, und das Korn wird wachsen. Edsu Zurugis Volk wird immer wieder zu essen haben." Der Hunger ging fort.

Edsu Masu sagte: "Wie soll ich Edsu Zurugi bezwingen! Der Hunger hat ihm zweitausend Menschen getötet, aber er ist noch stark. Ich werde Sagpanadji (die Blatternkrankheit) rufen!" Edsu Masu rief Sagpanadji und sagte zu ihm: "Gehe hin und töte die Leute Zurugis!"Sagpanadji ging hin in Edsu Zurugis Stadt. Er begab sich zu Edsu Zurugis Leuten. Die Leute Edsu Zurugis begannen zu erkranken. Es starben einige. Es starben viele. Es starben zweitausend von Edsu Zurugis Leuten. Dann ging Sagpanadji aus der Stadt Edsu Zurugis heraus. Er begab sich zu Edsu Masu und sagte: "Ich tötete zweitausend von Edsu Zurugis Leuten. Nun bin ich müde."

Edsu Masu sagte: "Wie soll ich Edsu Zurugi bezwingen? Der Hunger hat ihm zweitausend Menschen getötet. Sagpanadji hat ihm zweitausend Menschen getötet. Aber Edsu Zurugi ist noch stark." Es war da ein Monafiki (hinterlistiger Hetzer, Verräter usw.). Dieser Monafiki kam zu Edsu Masu und sagte: "Gib mir Perlen! Gib mir Kleider! Gib mir ein Gewehr! Ich will damit zu Edsu Zurugi gehen und ihn schwächen, so daß du ihn bezwingen kannst." Edsu Masu gab ihm Perlen und Kleider und ein Gewehr. Der Monafiki ging damit in die Stadt Edsu Zurugis.

Als der Monafiki in die Stadt kam, fragte er die Leute: "Wer ist stärker: Edsu Zurugi oder sein Saba?" (Saba oder Siaba oder Schaba entspricht dem Jerima der Haussa, ist der Kronerbe, der vom Edsu selbst noch bei Lebzeiten erwählt wird.) Ein Bursche sagte: "Von den beiden ist der Saba der stärkere, denn er hat eine sehr schöne und starke Frau und einen sehr reichen und starken Freund!" Der Monafiki ging zu der starken und schönen Frau des Saba, gab ihr eine schöne Perlenschnur und sagte zu ihr: "Diese Perlen sendet dir der Freund deines Mannes. Du sollst sie tragen. Er bittet dich, du möchtest zu ihm kommen und bei ihm schlafen. Er möchte oft mit



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dir schlafen." Die Frau nahm die Perlen und fragte: "Wann soll ich zu ihm kommen?" Der Monafiki sagte: "Du sollst am Salafesttage zu ihm kommen, wenn dein Mann in der Massalatschi (Moschee) ist." Die Frau sagte: "Es ist gut."

Der Monafiki nahm das Gewehr. Er ging zum Freund des Saba und sagte zu ihm: "Dieses Gewehr hier sendet dir die Frau des Saba. Wenn sie auch die Frau deines Freundes ist, möchte sie doch mit dir schlafen. Die schöne und starke Frau will zu dir kommen." Der reiche und starke Freund sagte: "Wann will diese schöne und starke Frau zu mir kommen?" Der Monafiki sagte: "Sie will am Salafesttage zu dir kommen, wenn ihr Mann, der Saba, in der Massalatschj ist." Der reiche und starke Freund sagte: "Es ist gut."

Das war aber fünf Tage vor dem Salafeste. Am gleichen Abend ritt der Monafiki zu Edsu Masu (der anscheinend belagernd vor Edsu Zurugis Stadt lag), suchte ihn auf und sagte: "In fünf Tagen ist das Salafest. An dem Tage wird der Streit unter den Leuten der Stadt ausbrechen. Halte dich bereit!" Der Monafiki ritt in die Stadt zurück.

Fünf Tage später war das Salafest. Alle Leute gingen in die Massa. latschi. Der Saba ging in die Massalatschi. Als der Saba gegangen war, ging die schöne und starke Frau des Saba zu dem reichen und starken Freund des Saba. Der reiche und starke Freund empfing sie. Er führte sie zu seinem Bette. Er umfaßte sie. Als die schöne und starke Frau des Saba in das Haus des reichen und starken Freundes gegangen war, ritt der Monafiki eilig zur Massalatschi. Er sprang vom Pferd. Er ging in die Massalatschi. Er ging zu dem Saba; er warf sich neben ihm (zum Gebet) nieder. Der Monafiki sagte zum Saba: "Was machst du hier, während dein reicher und starker Freund deine schöne und starke Frau beschläft?" Der Saba stand auf. Er ging hinaus. Er bestieg sein Pferd. Der Monafiki bestieg sein Pferd. Der Saba ritt mit dem Monafiki zu dem Hause des Freundes. Der Saba war sehr zornig. Er ging in das Haus hinein.

Im Hause fand der Saba seine schöne und starke Frau in den Armen des reichen und starken Freundes. Er zog sein Schwert hervor. Er schlug seiner Frau den Kopf ab. Er schlug dem Freunde den Kopf ab. Die Leute des Hauses schrien: "Unser Herr ist erschlagen! Unser Herr ist erschlagen!" Der Sohn des getöteten Freundes sprang mit Pfeil und Bogen aus seinem Hause. Der Saba wollte sein Pferd besteigen und fortreiten. Der Sohn des Freundes schoß einen Pfeil auf ihn ab. Der Saba ward getroffen. Der Saba stürzte vom Pferde. Der Saba starb. Alles Volk lief in Verwirrung durcheinander.



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Da ging der Monafiki hin. Mit einem Feuerbrande zündete er erst das Gehöft des Saba, dann das des Freundes, dann das des Edsu Zurugi an. Es waren große Feuer. Alle Leute rannten wild durcheinander. Jeder Mann suchte seine Sachen aus dem Hause zu tragen. Jede Frau suchte ihre Sachen aus ihrem Hause zu tragen. Das Feuer griff um sich. Edsu Masu sah das Feuer von seinem Lager aus. Er ließ die Pferde besteigen. Er ritt mit seinen Leuten auf die Stadt Edsu Zurugis zu. Sie kamen ungehindert in die Stadt. Die Leute Edsu Masus stürzten sich hier auf einen Haufen Menschen und fingen sie. Sie stürzten sich dort auf einen Haufen Menschen und fingen sie. Sie machten viele Sklaven. Niemand entging ihnen. —So wurden alle Leute Edsu Zurugis zu Sklaven gemacht. Auch Edsu Zurugi selbst ward Edsu Masus Sklave. Danach ward Edsu Masu der einzige König im Nupeland.


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