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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


50. Thorhalls Tod

Da geschah es im Sommer, daß ein Schiff zu den Färöern kam und bei der Südinsel strandete. viel von der Ladung ging dabei verloren, und von den zwölf Männern, die auf dem Schiffe gewesen waren, ertranken fünf, aber sieben kamen lebendig an Land. Einer von ihnen hieß Hafgrim, die andern hießen Bjarngrim und Hergrim. Sie waren alle Brüder und die Führer des Schiffes. Sie litten Mangel an Lebensmitteln und andern Dingen, deren sie bedurften.

Sigurd, Thord und Gaut gingen zu ihnen, und Sigurd sagte, daß sie in einer üblen Lage wären und lud sie alle zu sich ein. Da kam Thorhall mit Birna ins Gespräch und sagte, es dünke ihn, daß Sigurd übereilt gehandelt hätte. Sigurd sagte, sie sollten auf seine Kosten leben. Sie blieben jetzt dort und wurden besser gehalten als Thorhall.

Der Bauer Thorhall war engherzig und geriet oft mit Bjarngrim in Streit.

Da geschah es eines Abends, als die Leute in der Stube saßen,



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daß der Bauer Thorhall mit Bjarngrim in Streit geriet. Thorhall saß auf einer Bank und hielt einen Stock in der Hand. In erregtem Gespräch schwang er den Stock, und da er kurzsichtig war, schlug er mit dem Stock Bjarngrim auf die Nase. Hierüber wurde Bjarngrim zornig und wollte nach einer Art greifen und sie Thorhall in den Kopf schlagen. Sigurd sprang schnell hinzu, hielt Bjarngrim fest und sagte, daß er sie vergleichen wollte. Das Ende war; daß sie sich verglichen.

Sie blieben den Winter über dort, aber gingen von da an einander aus dem Wege.

Als der Winter zu Ende ging, sagte Sigurd, daß er ihnen auf irgendeine Weise helfen wollte. Er gab ihnen ein gutes Lastschiff, das ihm und Thorhall gemeinsam gehörte. Thorhall äußerte, daß ihm das übel gefiele, bis die Hausfrau ihm zuredete. Sigurd gab ihnen Lebensmittel und sie begaben sich aufs Schiff. Dort verbrachten sie die Nächte, aber tagsüber waren sie auf dem Gehöfte.

Als sie gerüstet waren, geschah es eines Morgens, daß sie zum Gehöfte zurückkehrten. Sigurd war nicht zu Hause, sondern war zu Arbeiten gegangen, die er für nötig hielt. Bjarngrim und seine Genossen waren jetzt den Tag über im Gehöfte.

Als Sigurd nach Hause kam und zu Tisch ging, waren die Kaufleute zu ihrem Schiffe hinunter gegangen. Sigurd Sagte, als er ;u Tisch kam, wo der Bauer Thorhall wäre. Ihm wurde geantwortet, daß er wohl schlafe. "Das ist ein unnatürlicher Schlaf," sagte Sigurd. "Ist er angekleidet oder nicht? Wir wollen mit dem Essen auf ihn warten."

Jetzt gingen Leute zum Schlafraum, und dort lag Thorhall in seinem Bett und schlief. Das wurde Sigurd berichtet. Er sprang auf und trat an Thorhalls Bett und überzeugte sich schnell, daß Thorhall tot sei. Sigurd zog ihm die Kleider aus. Er sah, daß sein Beit blutgetränkt war, und fand unter dem linken Arme eine Munde. Thorball war mit einem schmalen Eisen ins Herz gestochen worden,

Sigurd sagte, das sei eine sehr schlimme Untat: " — der erbärmliche Bjarngrim muß sie verübt haben, und jetzt glaubt er den Stockschlag gerächt zu haben. Wir müssen nun zu dem



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Schiffe hinunter gehen und uns an ihnen rächen, wenn es noch möglich ist."

Die Vettern griffen jetzt nach ihren Waffen, und Sigurd hielt eine große Art in der Hand. Sie liefen zum Schiffe hinunter, und Sigurd schalt laut. Er sprang sofort auf das Schiff.

Im selben Augenblick sprangen die Brüder auf, da sie die Schimpfworte und Flüche hörten. Sigurd lief auf Bjarngrim zu und hieb ihm mit beiden Händen die Art in die Brust, so daß die Art tief eindrang und Bjarngrim auf der Stelle starb. Thord der Kleine schlug mit dem Schwerte nach Hafgrims Schulter und spaltete ihm den Arm ab, so daß Hafgrim sofort starb. Sant der Rote hieb mit seiner Art nach Hergrims Kopf und spaltete ihn bis auf die Schultern.

Als sie alle drei tot waren, sagte Sigurd, daß man die Überlebenden nicht verfolgen solle. Aber er verlangte das Gut, das die Brüder besessen hatten, doch das war nur wenig.

Sigurd und seine Genossen kehrten jetzt mit diesem Gute nach Hause zurück. Es schien ihnen, daß sie jetzt den Bauer Thorhall gut gerächt hätten. Doch gingen böse Worte über Sigurd und seine Vettern in bezug auf Thorhalls Tod herum.

Sigurd nahm jetzt Birna um Weibe und verwaltete mit ihr zusammen das Gehöft. Sie hatten viele Kinder.


Copyright: arpa, 2015.

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