Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


46. Karl nimmt das Geld

Als einige Tage verstrichen waren, gingen Leif und Karl mit großem Gefolge zu Thrands Zelt, und als sie dorthin kamen, standen einige Männer vor dem Zelte. Leif fragte, ob Thrand im Zelte sei. Jene antworteten, daß er dort sei. Leif sagte, sie sollten ibn bitten, herauszukommen. Er und Karl hätten ein Geschäft mit ihm.

Als jene aber zurückkamen, sagten sie, Thrand hätte solche Augenschmerzen, daß er nicht hinausgehen könnte und bäte Leif und seine Genossen, hereinzukommen. Leif sagte zu seinen Genossen, daß sie vorsichtig sein sollten, wenn sie in das Zelt hineinkämen: " —drängt nicht, und der gehe zuerst hinaus, der zuletzt hereingekommen ist."

Leif ging zuerst hinein, und dann Karl mit seinen Genossen. Sie waren alle voll bewaffnet, als ob sie sich zu einer Schlacht gerüstet hätten.

Leif ging in das schwarze Zelt hinein und fragte, wo Thrand wäre. Thrand antwortete und hieß ihn willkommen. Leif nahm seinen Gruß entgegen und Sagte, ob er irgendwelche Steuern von den Nordinseln eingetrieben hätte, und wie er über dieses Geld Rechenschaft ablegen wollte. Thrand antwortete; daß er die verabredung mit Karl nicht vergessen hätte und er sagte, daß die Steuern richtig bezahlt werden würden: " hier ist ein Geldbeutel, Leis den du bekommen sollst; und Silber ist darin." Leif sah sich im Zelte um und er erblickte wenige männer. Einige lagen auf der Bank, aber wenige faßen aufrecht.



Thule-Bd.13-329 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

Er nahm den Beutel entgegen und trug ihn vor das Zelt, wo es hell war. Er schüttete das Silber in seinen Schoß, rührte mit seiner Hand darin herum und sagte, daß Karl das Geld ansehen sollte. Sie betrachteten es eine Weile.

Dann fragte Karl, wie ihm das Geld gefiele. Leif antwortete: : "Ich glaube, daß alles schlechte Geld, das man auf den Nordinseln finden konnte, hier zusammengekommen ist." Das hörte Thrand und Sagte: "Ist das Geld nicht gut :" Leif antwortete: "Nein." Thrand sagte: "So find meine verwandten nicht geringe Schelme, und man kann ihnen in nichts vertrauen. Ich habe sie im Frühling ausgesandt, die Steuern von den Nordinseln einzutreiben, denn ich bin zu nichts in diesem Frühling fähig gewesen. Aber sie haben sich von den Bauern bestechen lassen, falsches Silber anzunehmen, mit dem man nichts bezahlen kann. Jetzt sollst du, Leif, das Geld ansehen, das mir als Pacht bezahlt worden ist."

Leif gab ibm da das Silber zurück, nahm den andern Beutet entgegen und trug ihn zu Karl, und sie untersuchten beide dieses Geld.

Karl Sagte, wie dieses Geld Leif gefiele. "Schlecht," antwortete er, "doch könnte man es als Zahlung in einem Falle annehmen, wo vorher nichts verabredet war. Aber für König Olaf will ich dieses Geld nicht annehmen." Ein Mann, der auf der Bank lag, warf die Mütze fort, die er auf seinem Kopf gehabt hatte, und sagte: "Wahr ist das alte Wort: je älter jemand ist, um so feiger ist er. Und das trifft auch in bezug auf dich zu, Thrand, da du Karl von möre an deinem Gelde den ganzen Tag lang mäkeln läßt." Das war Gant der Rote. Bei Gauts Worten sprang Thrand auf und sprach heftig und schalt seine Verwandten hart. Schließlich sagte er, daß Leif ihm das Geld zurückgeben solle: " —aber nimm diesen Beutel, den meine eigenen Bauern mir im Frühling gebracht haben. Obgleich ich nicht gut sehen kann, so ist doch jedem die eigene Hand die getreuste."

Jetzt erhob sich ein Mann von der Bank, und das war Thord der Kleine und sprach: "Der Schimpf ist nicht gering, den wir



Thule-Bd.13-330 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

Karl von Mores wegen leiden müssen, und er hat dafür seinen Lohn verdient."

Leif nahm das Silber entgegen und trug es erfreut zu Karl, und sie betrachteten es. Da sagte Leif: Man braucht nicht lange dieses Silber anzusehen. Hier ist ein Pfennig besser als der andere, und dieses Geld wollen wir baden. Bestimme einen Mann, Thrand, als Zeugen, wie das Silber gewogen wird." Thrand antwortete, daß er sich keinen besseren vertreter als Leif denken könnte.

Leif mit seinen Genossen gingen dahinaus, setzten sich in der Nähe der Zelte nieder und wogen das Silber. Karl nahm den Helm vom Kopf und schüttete das Silber hinein, das gewogen war, Sie sahen einen Mann zu sich kommen, der einen Speer in der Hand hielt, einen flachen Hut auf dem Kopf und einen grünen Mantel anhatte und barfuß war. Er trug festgebundene leinene Hosen. Er stieß den Speer in die Erde und sagte: "Sieh dich vor, Karl von Möre, daß mein Speer dir kein Seid antut."


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt