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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


40. Thrand bei Thor grim dem Bösen

Bald darauf fuhr Thrand mit Leif von Gata fort. Sie hatten ein Schiff und waren zusammen zwölf Männer. Sie fuhren zur Südinsel und kamen nach Sandbucht zu Thorgrim dem Bösen. Das geschah einige Winter nach dem Tode Sigmunds. Sie kamen spät abends bei der Insel an und gingen zum Gehöfte



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hinauf. Thorgrim empfing sie freundlich, und sie traten ein. Thrand und der Bauer Thorgrim gingen in die Stube, während Leif mit seinen Genossen in der vorhalle beim Feuer stehenblieb. das für sie angezündet worden war.

Zwischen Thrand und Thorgrim wurde viel gesprochen. Thrand sagte: "Was glauben die Leute über den Tod Sigmunds:" "Die Leute glauben es nicht genau zu wissen," antwortete Thorgrim, "einige meinen, daß ihr ihn an der Küste oder im Sande gefunden und dort erschlagen habt. "Das in schlecht gedacht und unwahrscheinlich," erwiderte Thrand, denn alle wußten, daß wir Sigmund töten wollten, und weshalb hätten wir ihn heimlich morden sollen: Das ist unfreundlich gesprochen."

"Andere sagen," sagte Thorgrim darauf, "daß sie im Meere untergegangen seien, oder daß Sigmund irgendwo an Land gekommen sei, da er doch in sieben Künsten erfahren war, und erschlagen und verscharrt wurde, als er erschöpft ans Land kain." "Das läst sich wohl hören", sagte Thrand" ,und meine Ansicht ist, daß sich alles so zugetragen bat. Aber verhält es sich nicht so, Genosse, wie mir ahnt, daß du den Tod Sigmunds verursacht hast:" Thorgrim bestritt es auf das bestimmteste. "Du brauchst es nicht zu leugnen," sagte Thrand, "denn ich glaube zu wissen, daß du wirklich der Mörder bist." Thorgrim leugnete es wie vorher. Thrand ließ da Leif und Sigurd herbeirufen und hieß sie, Thorgrim und dessen Söhne in Fesseln legen. Das taten sie, und jene wurden gefesselt und gebunden.

Thrand ließ dann ein großes Feuer in der Feuerstube anfachen und ließ vier Holzgitter machen und sie zu einem viereck zusammenstellen und zeichnete neun Felder an allen Seiten des vierecks ab. Er selbst aber setzte sich auf einen Stuhl zwischen das Gitterwerk. Er bat jetzt, nicht mit ihm zu sprechen, und sie gehorchten.

Thrand saß jetzt eine Weile dort. Dann kam ein Mann in die Feuerstube und war ganz naß. Sie erkannten ihn, und es war Einar von der Südinsel. Er ging zum Feuer, streckte seine Hände eine Weile aus und ging dann wieder hinaus,



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Und nach einer Weile kam ein Mann in die Feuerstube. Er ging zum Feuer, streckte seine Hände aus und ging dann hinaus. Sie erkannten, daß es Thorir war. Bald darauf kam ein dritter Mann in die Feuerstube.

Dieser Mann war groß und sehr blutig. Er trug ein Haupt in der Hand. Alle erkannten ihn, und es war Sigmund. Er blieb eine Weile auf dem Estrich stehen und ging dann hinaus. Und nun stand Thrand vom Stuhle auf, stöhnte qualvoll und sagte: "Jetzt könnt ihr sehen, wie diese Männer umgekommen sind. Einar ist zuerst erfroren oder ertrunken, denn er war der schwächste. Darauf wird Thorir gestorben sein, und Sigmund wird ibn mit äch geschleppt haben und dabei sehr ermüdet sein. Aber Sigmund wird erschöpft an Land gekommen sein, und diese Männer werden ihn getötet haben, da er uns blutig und ohne Kopf erschien."

Thrands Genossen meinten alle; daß es äch so zugetragen haben müsse.

Jetzt sagte Thrand, daß sie alles durchsuchen wollten. Das taten sie, aber fanden keine Beweise. Thorgrim und seine Söhne leugneten und sagten, daß sie keinen Teil an dieser Tat hätten. Thrand antwortete, daß sie nicht zu leugnen brauchten und bat seine Leute, alles aufs genaueste zu durchzusuchen. Sie taten es sum zweitenmal.

Eine große alte Truhe stand in der Feuerstube. Thrand fragte seine Leute, ob sie die Truhe durchsucht hätten. Sie antworteten. daß sie es nicht getan hätten und brachen sie auf. Es schien ihnen, daß die Truhe nichts als Abfälle enthielt und suchten eine Weile in ihr derum. Thrand sagte: "Stürzt die Truhe um," und das taten sie.

Da fanden sie ein Lumpenbündel, das in der Truhe gewesen war und reichten es Thrand. Er wickelte es auf, und er war aus vielen Lumpen zusammengewickelt, und endlich fand Thrand darin einen Goldring. Er erkannte den Ring, daß er der war, den Sigmund besessen und den Jarl Hakon ihm gegeben hatte. Und als Thorgrim das merkte, gestand er, daß er Sigmund ermordet hatte und erzählte, wie sich alles zugetragen hatte. Er sagte ihnen den Ort; wo Sigmund und



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Thorir verscharrt waren, und Thrand nahm die Leichen mit sich.

Sie wurden dann auf der Buschinsel bei der Kirche begraben, die Sigmund hatte bauen lassen.

Thrand hieß jetzt Thorgrim und dessen Söhne ihm zu folgen.


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