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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


31. Thrand wird gezwungen, sich taufen zu lassen

Einmal im Frühling waren die Strömungen so stark, daß es die Leute für unmöglich hielten, auf dem Meere oder zwischen den Inseln zu segeln.

Da segelte Sigmund mit dreißig Männern und zwei Schiffen von Hause fort und sagte, daß er jetzt entweder den Auftrag des Königs ausführen oder sterben wollte. Sie steuerten auf die Ostinsel zu.

Sie kamen dort spät nachts an, ohne daß jemand ihrer gewahr wurde, und umstellten das Gehöft in Gata, stießen mit einer Stange gegen die Tür der Kammer, in der Thrand schlief; brachen sie auf, ergriffen Thrand und führten ihn hinaus.

Da sagte Sigmund: " Das Glück hat gewechselt, Thrand du bezwangst mich im Herbste und ließest mir die Wahl zwischen zwei harten Bedingungen. Jetzt will ich dir zwischen zwei ungleichen Bedingungen die Wahl lassen: der guten, daß du den rechten Glauben annimmst und dich taufen läßt, und der anderen, hier auf der Stelle getötet zu werden. Und das wäre schlimm für dich, denn du würdest bald deine Reichtümer und das irdische Glück dieser Welt vertieren, um dafür die Qual und ewige Höllenpein der anderen Welt zu erhalten." Thrand antwortete: "Ich will meinen alten Freunden nicht die Treue brechen."

Da bestimmte Sigmund einen Mann, um Thrand ;u töten und gab ihm eine große Art in die Hand.

Und als der Mann mit erhobener Art auf Thrand zuging, sah Thrand ihn an und sprach: "Schlag nicht so schnell auf mich ein l Ich will zuerst noch etwas sagen. Wo ist mein Vetter Sigmund: "Hier bin ich," antwortete dieser. "Allein du sollst zwischen uns entscheiden," sagte Thrand, "und ich will den



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Glauben annehmen, den du willst." Da sagte Thorir: "Schlag zu, Mann !" Sigmund antwortete: "Diesmal soll er nicht niedergehauen werden." Thorir sprach: "Es bedeutet dein Tod und der deiner Freunde, wenn Thrand jetzt mit dem Leben davon kommt." Sigmund antwortete, man müsse es darauf ankommen lassen.

Thrand und sein ganzes Gesinde wurden jetzt von einem Priester getauft. Als Thrand getauft war, nahm Sigmund ihn mit sich.

Sigmund zog jetzt auf allen Färöern herum und ruhte nicht eher, als bis alle Leute getauft waren.

Als dann der Sommer herangekommen war, rüstete er ein Schiff und wollte nach Norwegen fahren, um König Olaf seine Steuern zu bringen, und dazu Thrand von Gata.

Aber als Thrand merkte, daß Sigmund ihn zum Könige bringen wollte, bat er, ihm die Fahrt zu erlassen. Sigmund willigte nicht darein, und sie segelten ab, sobald sie günstigen Wind bekamen.

Sie waren aber nicht weit ins Meer hinausgekommen, als sie in starke Strömungen und schwere Stürme gerieten, so daß sie den Färöern zurückgetrieben wurden. Ihr Schiff scheiterte und verlor die ganze Ladung, aber von der Besatzung wurden die meisten gerettet. Sigmund rettete Thrand und viele andere. Thrand sagte, die Reise würde für sie schlecht enden, wenn sie ihn zwängen, gegen seinen Willen mitzufahren. Sigmund antwortete , daß Thrand mitfahren müsse, obgleich es ihm nicht gefiele. Darauf nahm Sigmund ein anderes Schiff und eigenes Geld, iim es dem Könige als Steuer zu bringen, denn es mangelte ihm nicht an Geld.

Sie stachen jetzt sum zweiten Male in See und kamen weiter hinaus als das vorige Mal, trafen aber doch einen starken Gegenwind, wurden zu den Färöern zurückgetrieben, und ihr Schiff wurde zertrümmert.

Sigmund sagte, ihm schiene es, daß große Hindernisse sich der Fahrt entgegenstellten. Thrand antwortete, daß es so gehen würde; so oft sie es auch versuchten, wenn er gezwungen mitführe .



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Sigmund ließ jetzt Thrand unter der Bedingung frei, daß er einen heiligen Eid schwur, den christlichen Glauben zu halten und zu bewahren, König Olaf und Sigmund treu und ergeben zu sein, niemand auf den Inseln zu verhindern oder abzuhalten, ihm treu und gehorsam zu sein, sondern die Botschaft König Olafs zu fördern und zu verbreiten und ebenso alles andere auf den Färöern auszuführen, !was er ihm gebieten würde.

Thrand beschwor ohne Widerspruch alles, was Sigmund auch von ihm verlangte.

Thrand kehrte darauf nach Gata zurück, und Sigmund hielt sich diesen Winter über auf seinem Gehöfte auf der Buschinsel auf, denn der Herbst war schon weit vorgeschritten, als sie zum zweiten Male zurückgetrieben wurden. Das Schiff, das weniger beschädigt war, ließ Sigmund ausbessern.

Dieser Winter verlief ruhig und völlig ereignislos auf den Färöern.


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