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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


30. Sigmunds Fahrt, um das Christentum auf den Färöern 3u verkünden

Als der Frühling sich näherte, kam der König eines Tages mit Sigmund ins Gespräch und sagte, daß er ibn nach den Färöern senden wolle, um dort die Leute zum Christentum zu bekehren. Sigmund bat, ihm den Auftrag zu erlassen, fügte sich aber dann doch dem Willen des Königs. Der König ernannte ihn da zum Herrn aller Inseln und gab ihm Geistliche mit, um das Volk zu taufen und es in der Lehre zu unterrichten Sobald Sigmund gerüstet war, segelte er fort und hatte eine glückliche Überfahrt.

Als er zu den Färöern kam, berief er die Bauern zu einem



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Thinge auf der Strominsel, und viele Leute kamen dort zusammen . Als das Thing geordnet war, stand Sigmund auf und hielt eine lange Rede, in der er berichtete, daß er in Norwegen bei König Olaf, dem Sohne Tryggvis, gewesen sei. Er sagte auch, daß der König ihm Gewalt über alle Inseln gegeben hätte. Darüber freuten sich die meisten Bauern. Dann sagte Sigmund:"Dieses will ich auch bekannt machen, daß ich einen andern Glauben angenommen habe und Christ geworden bin. König Olaf hat mir jetzt auch den Auftrag und das Gebot gegeben, alle Leute auf den Inseln zum wahren Glauben zu bekehren."

Thrand antwortete ihm und sagte, es wäre billig, daß die Bauern eine so wichtige Angelegenheit untereinander besprachen. Die Bauern sagten, das sei gut gesprochen.

Sie zogen sich jetzt auf die andere Seite des Feldes zurück. Thrand sprach jetzt auf die Bauern ein und sagte, daß am besen wäre, sich sofort zu weigern, diese Botschaft entgegenzunehmen und seine Überredungskunst brachte es so weit, daß ihm alle beistimmten.

Als Sigmund aber sah, dag alle Männer zu Thrand übergegangen waren, so daß bei ihm nur noch seine eigenen Männer zurückgeblieben, die Christen waren, sagte er: "Zu große Macht habe ich Thrand gegeben."

Bald darauf strömten die Männer dorthin, wo Sigmund mit seinen Mannen saß. Sie hoben ihre Waffen und zeigten sich nicht friedlich gesinnt. Sigmund und seine Leute sprangen ihnen entgegen. Da sagte Thrand "Setzt euch jetzt alle nieder und seid nicht so heftig. Aber das muß dir gesagt werden, Vetter Sigmund, daß wir Bauern gegenüber dem Ansinnen, das du stellst; alle darin einig sind, unsern Glauben nicht wechseln zu wollen. Und wir werden dich hier auf dem Thinge angreifen und töten, wenn du deinen Antrag nicht zurück nimmst und schwörst, nie mehr jene Botschaft hier auf den Inseln vorzubringen ."

Als Sigmund sah, daß er diesmal nichts für den Glauben tun konnte und nicht stark genug war, gegen alle die Männer zu fechten, die dort zusammengekommen waren, versprach er das



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verlangte mit Worten und Handschlag, und damit schloß das Thing.

Sigmund hielt sich den Winter über zu Hause auf der Buschinsel auf und ärgerte sich darüber, daß er vor den Bauern hatte zurückweichen müssen. Doch ließ er sich nichts anmerken.


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