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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


21. Ein Treffen zwischen Sigmund und Harald

Aber als es Frühling wurde, Sagte Jarl Hakon Sigmund, wohin er im Sommer zu ziehen gedächte. Sigmund antwortete , das hinge von den Wünschen des Jarls ab.

"Ich will dich nicht anreizen, auszuziehen, um die Schweden zu necken. Ich will, daß du westwärts über das Meer zu den Orkneyinseln fährst. Dort soll sich ein Mann aufhalten, der Harald Eisenstirn heißt. Ich habe ihn in meinem Lande friedlos erklärt, denn er ist mein größter Feind und hat viel Unruhe in Norwegen verursacht. Er ist ein starker Mann. Ich will, daß du ihn tötest, wenn du das ausführen kannst."

Sigmund antwortete, daß er ihn aufsuchen würde, wenn er seinen Aufenthaltsort erführe.

Nun segelte Sigmund mit acht Schiffen von Norwegen fort, und Thorir steuerte das von Bandit erbeutete Drachenschiff, aber Sigmund das von Randver erbeutete.

Sie segelten westwärts über das Meer, und es war den Sommer über schlecht um Beute bestellt. Und als der Sommer zu Ende



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ging, kamen sie nr Angelinsel, die im englischen Meere liegi. Da sahen sie sehn Schiffe vor sich liegen, und darunter fand sich ein großes Drachenschiff. Sigmund erfuhr bald, daß Harald Eisenstirn diese Schiffe führte. Sie verabredeten den Kampf zum nächsten Morgen.

Jetzt verging die Nacht, und bei Sonnenaufgang griffen sie zu ihren Waffen und kämpften den ganzen Tag bis zur Nacht. Sie trennten sich in der Dunkelheit und verabredeten miteinander , den Kampf am nächsten Morgen fortzusetzen.

Und am andern Morgen rief Harald zu Sigmunds Schiff hin über und Sagte, ob er noch weiter kämpfen wollte. Sigmund antwortete, daß er nichts anderes wolle.

"Jetzt werde ich das sagen, was ich früher nicht gesagt habe," sagte Harald, "daß ich wünsche, daß wir Genossen werden und nicht länger gegeneinander kämpfen."

Dem schlossen sich die Man von beiden anund sagten, es wäre wünschenswert, sich zu vergleichen und eine Schar zu bilden, da nur wenige ihnen dann widerstehen könnten. Sigmund sagte, ein Umstand mache den Vergleich unmöglich.

"Was ist das:" Sagte Harald. Sigmund antwortete: "Jarl Hakon hat mich nach deinem Kopfe ausgesandt." "Böses habe ich von ihm erwartet," antwortete Harald" ,und ungleiche Männer seid ihr, denn du bist der tüchtigste Mann, aber Hakon ist einer der schlechtesten Menschen." "Wir sind nicht gleicher Ansicht über ihn," sagte Sigmund. Jetzt bemühten sich ihre Mannen, einen vergleich herbeizuführen, und das Ende war; daß sie sich verglichen und alle ihre Beute zusammenlegten. Sie sogen im Sommer weit umher, und wenige konnten ihnen widerstehen. Aber im Herbste sagte Sigmund, daß er nach Norwegen fahren wollte. Harald antwortete: "So müssen wir voneinander scheiden." " Das soll nicht geschehn," sagte Sigmund. Ich will, daß wir beide jetzt nach Norwegen fahren. Ich würde doch gewissermaßen das versprechen erfüllen, das ich Jarl Hakon gab, wenn ich dich zu ihm führe." "Wie könnte ich zu meinem größten Feinde gehen "Laß mich das ordnen," sagte Sigmund. "Ich glaube an dein Wort," sagte Harald, "und auch daran, daß du dich auf diese Sache verstehst."



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Sie segelten dann nordwärts nach Norwegen und kamen nach Hardanger. Dort wurde ihnen berichtet, daß Jarl Hakon in Nordmäre wäre und zwar in Bergund. Sie fuhren dorthin und legten ihre Schiffe bei Steenvaag an. Dann begab sich Sigmund mit zwölf Mann in einem Ruderboote nach Bergund, um zuerst allein Jarl Hakon aufzusuchen, während Harald in Steenvaag liegen blieb.

Nun kam Sigmund zu Jarl Hakon und fand diesen am Trinktische sitzen. Sigmund trat erfreut vor den Jarl hin und begrüßte ihn. Der Jarl empfing ibn liebreich und gebot, Sigmund einen Stuhl zu geben. Das geschah. Sie sprachen eine Weile miteinander, und Sigmund erzählte dem Jarl von seinen Fahrten, doch erwähnte er nicht sein Zusammentreffen mit Harald Eisenstirn. Aber als es Hakon dünkte, daß Sigmund zu lange zögerte, hiervon zu erzählen, Sagte er ihn, ob er mit Harald zusammengetroffen sei.

"Gewiß," sagte Sigmund und berichtete von den Ereignissen und ihrem vergleich. Da schwieg der Jarl, wurde blutrot im Gesichte und sagte nach einer Weile: "Oft hast du, Sigmund, meine Aufträge besser ausgeführt, als jetzt." "Jetzt ist der Mann hierher gekommen, Herr" sagte Sigmund. "Er ist in Eurer Gewalt, und ich wünsche, daß Ihr Euch meinetwegen mit ihm vergleicht, so daß ihm Leben und Gesundheit und der Aufenthalt hier im Lande sicher sei." "Das kann nicht geschehen," sagte der Jarl. "Ich werde ihn sofort töten lassen, wenn ich ihn finde." "Ich will mich für ibn verbürgen, Herr" sagte Sigmund" ,und biete Euch soviel Geld an, wie Ihr nur fordert." "Keinen vergleich will ich mit ihm schließen," sagte der Jarl. Sigmund antwortete: "Wenig hat es mir genützt, daß ich dir gedient habe; wenn ich nicht einmal einem Manne Frieden und Vergleich verschaffen kann. Ich werde dieses Land verlassen und dir nicht länger dienen und ich hoffe; daß es dir teuer zu stehen kommt, bevor er getötet wird."

Sigmund stand auf und ging aus der Stube hinaus, aber der Jarl blieb stehen und schwieg, und niemand wagte, Sigmund zu bitten. Da sprach der Jarl: "Zornig war Sigmund jetzt, und es würde ein Verlust mein Reich sein, wenn er



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fortginge. Aber das wird nicht sein Ernst sein." "Das war gewiß sein Ernst," sagten seine Mannen. "Geht ihm nach," sagte der Jarl, "und wir wollen uns unter den Bedingungen vergleichen, die er anbot.

Jetzt gingen Jarls Mannen Sigmund nach und sagten ihm das, und dieser ging zum Jarl. Dieser begrüßte ihn jetzt zuerst und sagte, daß sie sich unter den Bedingungen vergleichen sollten, die er vorher anbot: " —ich will nicht, daß du von mir fortziehst." Sigmund nahm den Frieden und vergleich von Jarl Hakon Harald entgegen und ging dann zu Harald und sagte ihm, daß der Vergleich geschlossen sei. Harald antwortete, es wäre kaum möglich, dem Jarl zu glauben, doch ging er mit Sigmund zum Jarl und verglich sich mit ihm.

Darauf fuhr Harald nordwärts nach Helgeland, aber Sigmund blieb den Winter über beim Jarl in großer Freundschaft. Auch Thorir war dort und eine große Schar mit ihnen. Sigmund sorgte gut für seine Leute, was Kleider und Waffen anging.


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