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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


18. Sigmunds Kampf mit Randver

Sigmund rüstete sich nun zum Aufbruch mit seinem Gefolge und segelte, sobald wie er gerüstet war, ostwärts nach Vik und von dort nach Dänemark und durch den Öresund bis in die Ostsee. Dort fuhr er den Sommer umher und erbeutete nur wenig, da er mit seiner geringen Schar sich nicht an Orte wagte, wo er starke Gegner wußte. Doch ließ er Kaufleute in Frieden fahren.

Als der Sommer zu Ende ging, segelte er westwärts, bis er zu den Götaelffchären kam, wo gewöhnlich ein großes Wikingerlager war. Und als sie im Schutze eines Holms lagen, bestieg Sigmund die Schare, um sich um zusehen. Er sah an der andern Seite des Holms fünf Schiffe liegen, darunter ein Drachen-Er

Er ging zu seinen Leuten zurück und berichtete ihnen, daß fünf Wikingerschiffe an der anderen Seite der Schare lägen: —jetzt will ich euch sagen, daß es mir wenig darum zu tun ist; ohne jeden versuch von jenen wieder fortzuziehen. Wir werden auch niemals etwas erbeuten, wenn wir uns nicht in Gefahr begeben." Seine Leute baten ihn, alles zu bestimmen .

Jetzt müssen wir Steine auf die Schiffe tragen," sagte Sigmund , "und uns so rüsten, wie es uns am besten dünkt. Wir müssen unsere Schiffe an den Ausgang der Bucht legen, in die wir jetzt gekommen sind, denn die Bucht ist dort am schmalsten, und gestern abend. als wir hereinsegelten, schien es mir, daß sich keine Schiffe neben uns legen kannten, wenn wir unsere Schiffe nebeneinander legen. Es kann uns nützen, daß wir nicht von allen Seiten angegriffen werden können." Das taten sie. Am nächsten Morgen aber, als sie ihre Schiffe an den Ausgang der Bucht gelegt hatten, ruderten fünf Wikingerschiffe auf sie zu. Am Steven des Drachenschiffes stand ein großer und starker Mann und fragte unversieglich, wer



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die Schiffe führe. Sigmund nannte sich und fragte den andern nach dessen Namen, Jener antwortete: er hieße Randver und wäre aus Nowgorod gebürtig. Er stellte Sigmund vor die Wahl: entweder seine Schiffe aufzugeben und sich ihm selbst zu überantworten, oder sich zu wehren. Sigmund sagte, daß die Bedingungen ungleich wären und daß sie zuerst ihre Waffen prüfen müßten. Randver befahl seinen Leuten, mit drei Schiffen anzugreifen, da sie nicht mit allen herankommen kannten. Er selbst aber wollte erst abwarten, wie es ginge.

Sigmund steuerte das Schiff, das der Jarlssohn Svein ihm gegeben hatte, und Thorir dasjenige, das Jarl Erich gehört hatte. Jetzt griffen die Wikinger an, und der Kampf begann. Sigmunds Mannen schleuderten anfänglich so heftig mit Steinen, daß jene nichts anderes tun konnten, als sich decken, und die Steine verbraucht waren, schossen sie so hart mit Pfeilen, daß ein großer Teil der Wikinger fiel und viele verwundet wurden. Sigmund und seine Leute griffen darauf zu ihren Hiebwassen, und der Kampf begann für Randvers Mannen schwierig zu werden.

Als aber Randver seine Leute zurückweichen sah, rief er ihnen zu, daß sie große Tölpel wären, da sie nicht Männer überwinden könnten, die gar keine richtigen Männer seien. Sie erwiderten, daß er die Seinen oft aufreizte, sich selbst aber berge, und forderten ihn auf selbst vorzugehen. Er antwortete, daß es geschehen sollte.

Er führte jetzt das Drachenschiff und ein zweites Schiff heran, dessen Mannschaft noch Fäsch war. Ein drittes Schiff bemannte er mit unverwundeten Männern.

Jetzt griffen die Wikinger zum zweiten Male an, und der Kampf war viel härter als vorher. Sigmund war der vorderste Mann auf seinem Schiffe und schlug bart und oft. Sein Vetter Thorir bieli sich tapfer. Sie kämpften lange, und es war nicht zu sehen, wem der Sieg zufallen würde. Da sprach Sigmund zu seinen Leuten: "Wir werden nicht völlig siegen, wenn wir uns nicht weiter vorwagen. Jetzt will ich versuchen, das Drachenschiff zu besteigen, und ihr sollt mir mannhaft folgen."



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Mit elf Männern gelang es Sigmund, das Drachenschiff zu besteigen, und er tötete einen nach dem andern. Seine Leute folgten ihm tapfer.

Thorir konnte auch mit vier Männern auf das Drachenschiff kommen, und jetzt wichen alle vor ihnen zurück. Und als Randver das sah, sprang er vor, auf Sigmund zu. Sie trafen zusammen und fochten sehr lange.

Jetzt zeigte Sigmund seine Fertigkeit. Er warf sein Schwert in die Luft und faßte mit der linken Hand das Schwert, aber mit der rechten den Schild und hieb mit dem Schwerte nach Randver und schlug ihm den rechten Fuß unter dem Knie ab. Da siel Randver. Sigmund versetzte ihm einen Hieb durch den Hals, der den Kopf abtrennte.

Jetzt ließen Sigmunds Mannen den Kriegsruf erschallen, und da flüchteten die Wikinger mit drei Schiffen. Aber Sigmund räumte mit seinen Leuten das Drachenschiff indem sie jedes Menschenkind töteten, das darauf war.

Nun musterten sie ihre Schar. Dreißig Männer waren auf ihrer Seite gefallen.

Sie legten ihre Schiffe vor Anker, verbanden ihre Wunden und ruhten sich einige Nächte aud.

Sigmund nahm .das Drachenschiff in Besitz, und ebenso ein zweites Schiff, das die Wikinger zurückgelassen hatten. Sie machten große Beute an Waffen und anderen Schätzen.

Jetzt segelten sie fort, kamen nach Dänemark und fuhren von dort nach Brk. Sie suchten Jarl Erich auf, der Sigmund freundlich empfing und ibn einlud, bei ihm zu bleiben. Sigmund dankte dem Jarl für sein Angebot, sagte aber. er müsse zuerst nordwärts zu Jarl Hakon fahren.

Er ließ zwei Schiffe in verwahrung beim Jarl, da er zu wenig Mannschaft für die eroberten Schiffe hatte.

Dann kamen sie zu Jarl Hakon, und dieser empfing Sigmund und seine Genossen aufs freundlichste. Sigmund blieb den Winter beim Jarl und war jetzt ein angesehener Mann.

Aber zur Julzeit wurden Sigmund und Thorir Jarl Hakons Hofleute und lebten ruhig und in guten Umständen.


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