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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


16. Das Ende von Thorkels Erzählung. Sigmund und Thorir kommen zu Jarl Hakon

Darauf versammelten sich die Oberländer zu einem Thinge und Thorkel Barfrost wurde auf dem Thing friedlos erklärt.

Als Steingrim und Thorkel das erfuhren, sagte Steingrim, daß Thorkel nicht zu Hause sein dürfe, solange ibm am meisten nachgestellt würde:, —du mußt fortgehn, Freund! Geh zu jenem Bache, der nah an unserem Gehöfte herabfließt. An den Ufern finden sich große Schluchten, und in diesen Schluchten ist eine Höhle. Diesen Zufluchtsort kennt niemand, als ich. Dorthin sollst du gehen und Eßwaren mit dir nehmen.'

Thorkel tai, wie ihm geheißen und blieb in der Höhle, während man ihm am meisten nachstellte, und er wurde nicht entdeckt.

Er langweilte sich aber dort, und nach einiger Zeit verließ er die Höhle und ging zu jenem Gehöfte, das dem Bauer Thoralf gehört hatte. Er entführte Ragnhild zum zweitenmale und zog in das Gebirge und in die Einöde: —und hier siedelte ich mich an," sagte er, " wo jetzt mein Gehöft steht, und hier habe ich seitdem mit Ragnhild achtzehn Jahre verlebt, und das ist das Alter Thurids, meiner Tochter. Nun habe ich die Saga meines Lebens erzählt."

"Groß scheint mir deine Saga zu sein, Pflegevater!" sagte Sigmund . "Aber jetzt will ich dir sagen, daß ich dir deine Wohltaten und deine Pflege nicht gut gelohnt habe denn als wir schieden, sagte mir deine Tochter, daß sie schwanger sei, und niemand anders als ich kann der Vater ihres Kindes sein. Deswegen wollte ich hauptsächlich fortziehen, weil ich fürchtete; daß dieses sich zwischen uns stellen würde." Thorkel antwortete: "Lange habe ich gewußt, daß ihr euch in Liebe verstündet, und



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ich wollte es euch nicht wehren." Sigmund sprach: "Darum möchte ich dich bitten, mein Pflegevater: daß du deine Tochter Thurid keinem anderen Manne zum Weibe gibst. Denn sie muß ich besitzen, oder kein Weib." Thorkel antwortete: "Meine Tochter kann nicht einen besseren Mann finden. Aber darum will ich dich bitten, Sigmund: wenn du Einfluß bei den Großen erhältst, wollest du dich meines Namens erinnre und mir Frieden und Vergleich verschaffen, denn ich bin dieser Einöden überdrüssig geworden."

Sigmund versprach das zu tun, wenn er so weit käme, und damit trennten sie sich.

Die Vettern zogen jetzt weiter, bis sie nach Lade 1 zu Jarl Hakon kamen, der dort seinen Hof hielt. Sie traten vor den Jarl und grüßten ihn. Er empfing sie freundlich und fragte, wer sie wären. Sigmund sagte, er sei Brestirs Sohn: " —dieser war eine Zeitlang Euer Amtmann auf den Färöern und wurde erschlagen. Ich habe Euch aufgesucht, Herr, weil ich erwarte durch Euch zu Ehren zu kommen. Ich und mein Vetter, Herr, wollen in Euren Dienst treten."

Jarl Hakon antwortete, daß er nicht wissen könne, wer er sei: " — aber du bist nicht Brestir gleich, und selbst kannst du zeigen, aus welchem Geschlecht du bist. Ich werde nicht mit Essen für euch sparen."

Er wies ihnen Sitze unter seinen Gästen an. Sein Sohn Svein war damals jung und lebte zu dieser Zeit am Hofe seines vaters.


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