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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


12. Sigmund tötet den Bären

Ein Teich lag in der Nähe des Gehöftes. Der Bauer ging oft mit den Knaben dorthin und lehrte sie schwimmen. Sie gingen auch, um sich im Schießen zu üben, und Sigmund lernte schnell alle Fertigkeiten von Ulf, so daß er sehr tüchtig in allen Leibesübungen wurde. Auch Thorir lernte viel, doch konnte er sich nicht mit Sigmund messen. Ulf war groß und stark, und die Knaben jähen bald, daß er in allen Leibesübungen außerordentlich gewandt war.

Sie waren dort drei Winter, und Sigmund war fünfzehn Jahre alt, Thorir aber siebzehn. Sigmund war stark und erwachsen wie Thorir, doch war er diesem in allen Beziehungen überlegen, obgleich er zwei Jahre jünger war.

Jetzt geschah es irgendeinmal im Sommer, daß Sigmund zu Thorir sagte: "Was mag geschehen, wenn wir auch in den Wald gehn, der hier nördlich vom Gehöfte liegt:" Thorir antwortete:' "Ich bin nicht neugierig, das zu erfahren." "Aber ich," sagte Sigmund, "und ich will dorthin gehen." "Du magst entscheiden," antwortete Thorir. "Aber wir übertreten das verbot unseres Pflegevaters."

Jetzt gingen sie, und Sigmund hatte eine Baumart in der Hand, Sie kamen in den Wald und auf eine schöne Lichtung. Und als



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sie hier kurze Zeit gewesen waren, hörten sie ein starkes Krachen im Walde, und bald darauf sahen sie einen sehr großen und grimmigen Bären. Es war ein großer Waldbär mit wolf- grauem Pelze.

Sie liefen jetzt den Steig zurück, den sie gekommen waren, Der Steig war lang und schmal. Thorir lief voran und Sigmund hinter ihm. Das Tier lief ihnen auf dem Steige nach. Der Steig war so schmal, daß der Bär im Laufen die Bäume knickte. Sigmund sprang da schnell zwischen die Bäume und wartete, bis das Tier gerade vor ihm stünde. Da hieb er mit den Händen die Art genau zwischen die Ohren des Bären, so daß sie Art bis zum Stiele eindrang. Der Bär brach zusammen. Er war tot und rührte sich nicht mehr.

Thorir sah jetzt was geschehen war und sprach: "Dir war diese Heldentat bestimmt; Vetter, aber nicht mir. Und das mußte auch so sein, da ich dir in vielem nachstehe." Sigmund sagte: "Jetzt müssen wir versuchen, den Bären aufzurichten."

Es gelang ihnen, den Bären aufzurichten, dann die Bäume so zu biegen, daß er nicht fallen konnte, und steckten ibm einen Pflock ins Maul, so daß der Bär das Maul aufzusperren schien. Dann gingen sie nach Hause,

Als sie nach Hause kamen, stand ihr Pflegevater Ulf auf der Wiese vor dem Gehöfte und wollte gerade ausgehn, um sie zu holen. Er war zornig und fragte, wo sie gewesen seien. Sigmund antwortete: "Setzt ist es uns schlimm ergangen, mein Pflegevater! Wir haben nicht auf deinen Rat gehört, und der Bär hat gais verfolgt."

Ulk antwortete: "Es stand zu erwarten, daß es so kommen würde. Ich will aber, daß er euch nicht noch einmal verfolgt. Und obgleich das Tier so ist, daß ich nicht gewagt habe, mit ihm zu scherzen, so wollen wir es jetzt doch versuchen."

Ulf ging nun ins Haus, holte sich einen Spieß und ging mit Sigmund und Thorir in den wald,

Jetzt sah ulk den Bären und lief sofort auf ihn zu und bohrte ihm den Spieß in den Leib. Dabei fiel der Bär um. Ulf sah, daß der Bär schon tot gewesen war und sagte: "Haltet ihr mich zum Narren, und wer von euch hat den Bären getötet:"



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Thorir antwortete: "Nicht kann ich die Tat in Anspruch nehmen, denn Sigmund tötete das Tier."

"Das ist die größte Heldentat," sagte Ulf, " und viele werden dieser Ruhmestat folgen, Sigmund! !"

Darauf gingen sie nach Hause, und Ulk achtete Sigmund von da an noch mehr als früher.


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