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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


10. Von Sigmund

In dem Sommer, wo die Brüder Brestir und Beinir getötet wurden, wechselte Norwegen seinen Herrscher. Harald Graumantel war gefällt, an seine Stelle kam Jarl Hakon, der zuerst steuerpflichtiger Jarl König Haralds, Gorms Sohns, gewesen war und das Reich von ihm zum Lehen hatte. Damit war die Herrschaft der Gunnbildsöhne zerstört, einige waren getötet und einige verließen das Land,



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Jetzt ist von Sigmund und Thorir zu berichten, daß sie zwei Jahre in Vik verbrachten, nachdem Rafn sie freigelassen hatte, und das Geld, das Rafn ihnen gegeben hatte, war verbraucht. Sigmund war damals zwölf Jahre alt, und Thorir vier ebu. Sie hörten von Jarl Hakons Macht und beschlossen, ihn aufzusuchen, falls dieses ihnen gelänge. Sie meinten, daß es ihnen auf irgendeine Weise von vorteil sein könnte, da ihre Väter ihm gedient hatten.

Sie wanderten aus Vik fort und zum Oberlande und nahmen den Weg durch Hedemarken und dann nordwärts über das Dovregebirge. Hier kamen sie beim Beginn des Winters an, und Frost und Schneegestöber trat ein.

Sie waren so unbedacht, trotzdem das Gebirge zu ersteigen, verirrten sich und mußten ohne Nahrung mehrere Nächte draußen verbringen. Zuletzt legte sich Thorir nieder und bat Sigmund, sich selbst zu helfen und sich einen Weg aus dem Gebirge zu suchen. Sigmund antwortete, daß sie entweder beide davonkommen würden, oder keiner von ihnen. Aber Sigmund war so viel stärker, daß er Thorir auf seinen Rücken nahm und ihn weiter trug. Beide ermüdeten dabei sehr.

Es begann bergab zu gehen, und eines Abends fanden sie eine kleine Talschlucht im Gebirge und gingen in ihr entlang. Endlich rochen sie Rauch und fanden bald darauf ein Gehöft. Sie traten ein und gingen in die Stube. Dort saßen zwei Frauen, beide waren schön anzusehen. Die eine war alt, die andere aber ein junges Mädchen. Sie begrüßten die Knaben freundlich, sogen ihnen die Kleider aus und brachten ihnen trockene Sachen an deren Stelle. Dann gaben sie ihnen gleich etwas zu essen, brachten sie zu Bett und hüllten sie sorgfältig ein. Sie sagten, sie wollten nicht, daß der Bauer die Knaben gewahr würde, denn er sei finstern Sinnes.

Jetzt erwachte Sigmund dadurch, daß ein großer Mann eintrat, der mit einem Renntierpelz bekleidet war und ein Renntier auf dem Rücken trug. Er rümpfte die Nase und Sagte zornig, ob jemand gekommen sei. Die Hausfrau antwortete; daß zwei Knaben gekommen seien, die so elend, durchfroren und ausgehungert wären, daß sie dem Tode nahe seien. Er



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antwortete: "So wirst du uns bald verraten haben, wenn du Leute in unserem Hause aufnimmst, und oft habe ich dir das gesagt. "Ich konnte es nicht übers Herz bringen," sagte die Hausfrau, "zwei so prächtige Burschen hier bei unseren Häusern sterben zu lassen."

Der Bauer gab sich damit zufrieden und begann mit den Frauen zu essen und legte sich dann mit ihnen schlafen. Es gab zwei Lager in der Schlafstube. Der Bauer lag mit der Hausfrau auf dem einen, und die Tochter auf dem andern. Den Knaben aber war ein drittes Lager in der Stube bereitet worden.

Am Morgen stand der Bauer zeitig auf und sagte zu den Knaben: "Ich halte es mit den Frauen für das beste, daß ihr euch heute hier ausruht, wenn euch das gefällt."

Sie antworteten, daß sie das gern wollten.


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