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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


7. Der Kampf

Jetzt ist von den Brüdern Brestir und Beinir zu berichten, daß sie zwei Gehöfte besaßen, das eine auf der Buschinsel, das andere auf Dimun. Brestir hatte ein Weib. das Cecilia hieß, sie war aus norwegischem Geschlecht. Sie hatten einen Sohn, der Sigmund hieß. Er war neun Jahre alt, als diese Dinge sich ereigneten und sowohl hochgewachsen wie schön. Beinir hatte ein Kebsweib. das Thora hieß, und von ihr einen Sohn, der Thorir hieß. Dieser war damals elf Jahre alt, und man konnte viel von ihm erwarten.

Jetzt ist zu berichten, daß die Brüder Brestir und Beinir damals, als sie auf Dimun wohnten, zur unbewohnten Insel Klein-Dimun hinüberführen, wo sie ihre Schafe weiden ließen und das Hornvieh, das sie zum Schlachten bestimmt hatten. Die Knaben Sigmund und Thorir baten, mitfahren zu dürfen. Die Brüder erlaubten es ihnen, und sie fuhren zur Insel hinüber . Die Brüder führten alle ihre Waffen mit sich.

Nun wird von Brestir gesagt, daß er groß und stark gewesen sei und allen anderen Männern in der Führung der Waffen überlegen , weise und von allen seinen Freunden geliebt. Beinir, sein Bruder, war auch ein hervorragender Mann, doch konnte er sich nicht mit Brestir messen.

Jetzt fuhren sie von der Insel Klein-Dimun fort, und während sie eilig der bewohnten Insel Dimin zusteuerten, sahen sie drei Schiffe mit bewaldeten Männern ihnen entgegenfahren. zwölf Männer waren auf jedem dieser Schiffe. Brestir und Beinir erkannten die Männer: es waren Hafgrim von der Südinsel auf dem ersten Schiffe, Thrand von Gata auf dem zweiten und Bjarni von der Schweinsinsel auf dem dritten. Es gelang ihnen zwischen die Insel und die Brüder zu kommen, so daß diese nicht den Landungsplatz erreichen konnten, sondern mit ihrem Schiffe auf den Strand gerieten. Eine steile Klippe erhob sich hier, und die Brüder liefen mit ihren Waffen hinauf . Sie setzten die Knaben neben sich auf die Klippe. Die Klippe war oben breit und gut zur verteidigung geeignet,

Hafgrim und seine Genossen kamen jetzt mit ihren drei Schiffen,



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Sie sprangen unverzüglich von den Schiffen auf den Strand und liefen zur Klippe. Hafgrim und Bjarni griffen sofort die Brüder an, aber die verteidigten sich geschickt und mannhaft. Thrand ging inzwischen mit seinen Schiffsgenossen am Strande auf und ab und beteiligte sich nicht am Angriffe. Brestir verteidigte die Klippe da, wo sie leicht anzugreifen aber schwierig zu verteidigen war.

Jetzt sog sich der Kampf eine Weile hin. Da sagte Hafgrim: So war unsere Abrede, Thrand, daß du mir Hilfe leisten solltest, und dafür gab ich dir mein Vieh." Thrand antwortete: "Du bist ein elender Wicht, daß du mit zweimal zwölf Männern nicht zwei Männer überwältigen kannst. Immer sollen sich andere deinetwegen in Gefahr bringen, aber du wagst dich nicht zu nähern, wenn es gilt, Mannhaftigkeit zu zeigen. Wenn du zu irgend etwas taugst, so wäre es ratsam, daß du an der Spitze der andern zuerst Brestir angreifst. Sonst würde ich meinen, daß du zu nichts nütze bist."

Mit solchen Worten erhitzte er Hafgrim aufs heftigste, und Hafgrim lief die Klippe hinauf gegen Brestir an und bohrte seinen Spieß mitten durch ihn. Und als Brestir fühlte, daß die verletzung tödlich war, ging er auf Hafgrim zu und hieb mit seinem Schwert nach ihm. Der Hieb traf Hafgrims linke Schulter und spaltete von oben her die Schulter und die Seite, so daß der Arm abfiel. Hafgrim stürzte tot von der Klippe hinunter und Brestir auf ihn. So starben diese beiden männer.

Jetzt griffen die andern Beinir an, der sich tapfer verteidigte. Der Kampf endete damit, daß Beinir dort sein Leben ließ.

Man erzählt sich, daß Brestir drei Männer getötet habe, bevor er Hafgrim erschlug, und das Beinir zwei getötet habe.

Nach diesen Ereignissen sagte Thrand, daß man die Knaben Sigmund und Thorir töten solle. Bjarni antwortete: "Sie sollen nicht getötet werden." Thrand erwiderte: "Doch werden sie den Tod der meisten herbeiführen, die hier sind, wenn sie mit dem Leben davonkommen." Bjarni sagte: "Ebensowenig wie ich, sollen sie getötet werden." "Es war nicht mein Ernst," sagte Thrand, "ich wollte euch nur versuchen und sehen, wie ihr diesen vorschlag aufnehmen würdet. Als Buße dafür,



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daß ich bei diesem Kampfe zugegen war, erbiete ich mich, die Knaben aufzuziehen."

Die Knaben saßen auf der Klippe und hatten das Geschehene angesehen. Thorir weinte, aber Sigmund sprach: "Laß uns nicht weinen, Vetter sondern uns dieses Tages lange erinnern." Darauf fuhren alle fort, und Thrand nahm die Knaben zu sich nach Gata. Hafgrims Leiche wurde nach der Südinsel gebracht und dort nach den alten Gebräuchen beerdigt. Aber die Freunde von Brestir und Beinir ließen die Leichen der beiden Brüder nach der Buschinsel bringen und begruben sie dort nach den alten Gebräuchen.

Jetzt wurden diese Ereignisse überall auf den Färöern bekannt, und jedermann betrauerte den Tod der Brüder.


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