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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


6. Hafgrim sucht Rat bei Thrand

Bald darauf zog Hafgrim aus, sechs Männer und sein Weib Gudrid begleiteten ihn. Sie fuhren mit einem Schiffe zur Sandinsel . Dort wohnte Snäulf, der Vater von seinem Weibe Gudrid. Und als sie die Insel erreichten, sahen sie niemand vor dem Gehöfte und niemand auf der Insel. Sie gingen zum Gehöfte hinauf und in die Häuser hinein und fanden niemand. In die Stube gingen sie, und dort war ein Tisch mit Speisen und Getränken angerichtet, aber niemand war zu erblicken. Das wunderte Hafgrim und die Seinen, und sie blieben die Nacht über dort.

Aber am nächsten Morgen rüsteten sie sich zum Aufbruch und segelten an der Insel entlang. Da wurde ihnen ein Schiff entgegengerudert, das mit Menschen gefüllt war. Sie sahen, daß es der Bauer Snäulf mit seinem ganzen Gesinde war. Hafgrim ruderte auf sie zu und grüßte Snäulf, den Vater seines Weibes, aber dieser erwiderte den Gruß nicht. Da fragte Hafgrim ihn, welchen Rat er ihm in bezug auf seinen Streit mit Brestir und Beinir geben könne, so daß er Ehre daraus gewönne. Snäulf antwortete: "Auf einen schlechten Weg bist du gekommen, daß du ohne Grund Männer verfolgst, die besser sind als du, und dabei unterliegst du doch immer." "Mir scheint, antwortete Hafgrim, "daß etwas anderes nützlicher gewesen wäre, als ein Tadel, und ich will dich nicht mehr anhören."

Da ergriff Snäulf einen Speer und schleuderte ihn auf Hafgrim . Aber dieser deckte sich mit seinem Schilde. Der Speer



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blieb im Schilde feststecken, und Hafgrim wurde nicht verletzt, Darauf kehrte Hafgrim nach der Südinsel zurück und war mit seinen Erlebnissen übel zufrieden.

Hafgrim und sein Weib Gudrid hatten einen Sohn, der Össur hieß. Er war zu dieser seit neun Jahre alt und ein vielversprechendes Kind.

Nach einiger Zeit fuhr Hafgrim von Haufe fort und zu Thrand auf der Ostinsel. Thrand empfing ihn freundlich, und Hafgrim versuchte einen Rat von ihm zu bekommen, wie er sich Brestir und Beinir von der Buschinsel gegenüber verhalten solle. Er nannte Thrand den weisesten Mann auf den Inseln und sagte, daß er sich gern ihm erkenntlich zeigen wolle. Thrand sagte, es wäre ein sonderbares Ansinnen, daß er sich an einer verschwörung gegen Männer aus seinem eigenen Geschlechte beteiligen sollte: " — es kann kaum dein Ernst sein, und ich fühle, daß du im Sinne trägst, andere Männer hineinzuziehen, aber nichts hingeben willst, um dafür irgendwie unterstützt zu werden." " So verhält es sich nicht," antwortete Hafgrim, "und ich will dir viel zuwenden, wenn du mir dazu verhilfst , daß ich den Brüdern das Leben nehme." Thrand antwortete: "Ich werde dir ermöglichen, die Brüder anzugreifen, aber du sollst es mir damit vergelten, daß du mir in jedem Frühjahr zwei Milchkühe gibst und jeden Herbst zweihundert Ellen Frieß. Und diese verpflichtung sollst du dein Leben lang haben, und auch nach deinem Tode soll sie weiterbestehen. Doch soll ich zu nichts verpflichtet sein, wenn sich nicht noch andere dir anschließen. Ich will, daß du meinen Oheim Bjarni von der Schweinsinsel aufsuchst und ihn deinen Anschlag gewinnst.,,

Hafgrim stimmte dem zu und begab sich von dort zur Schweins- insel, suchte Bjarni auf und bat ihn um seinen Beistand, wie Thrand ihm geraten hatte. Bjarni antwortete, daß er sich nicht an diesem Anschlage beteiligen würde, wenn er nicht etwas dafür erhielte. Hafgrim bat ihn, seine Ansprüche zu sagen. Bjarni sagte: "Jeden Frühling sollst du mir drei Milchkühe geben und jeden Herbst den Wert von dreihundert Ellen Frieß." Hafgrim stimmte dem zu und kehrte so wohlverrichteter Sache heim.


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