Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


3. Thrands Rat

Etwas später kam Sigurd ins Zelt zu seinem Bruder und sagte: "Gib mir jetzt das Silber, der Handel ist abgeschlossen." Er antwortete:"Ich habe dir das Silber vor kurzer Zeit gegeben." "Nein," sagte Sigurd, "ich habe es nicht bekommen." Nun stritten sie sich darüber und trugen es dem Könige vor. Der



Thule-Bd.13-259 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

König verstand, und ebenso andere Männer, daß das Geld gestohlen sei.

Jetzt verbot der König das Fortreisen, so daß kein Schiff fortsegeln durfte, bis der Dieb gefunden sei. Es dünkte viele ein großer Schaden zu sein, länger dableiben zu müssen, als der Markt anhielt.

Die Norweger versammelten sich zum Beraten. Thrand war auf ihrer versammlung und sprach so: "Die Männer sind hier sehr ratlos." Sie fragten ihn: "Kannst du einen Rat geben " "Gewiß," sagte er. "Laß uns deinen Ratschlag wissen!" sagten jene. "Nicht umsonst," sagte er. Sie fragten, wieviel er verlangte. Er antwortete: "Jeder von euch soll mir eine Unze Silber geben." Sie sagten, das wäre viel, und sie einigten sich dahin, daß ein jeder ihm eine halbe Unze sofort gab, die andere halbe Unze aber, sobald sich der Rat als durchführbar erwiesen hätte.

Am nächsten Tage versammelte der König ein Thing und sagte, daß niemand fortsegeln dürfte, solange der, Diebstahl nicht aufgeklärt sei. Da nahm ein junger Mann das Wort, er hatte langes, rotes Haar, war sommersprossig im Gesicht und unfreundlich anzusehen. Er sagte: "Die Männer sind bier ziemlich ratlos." Die Ratgeber des Königs Sagten, welchen Rat er geben könnte. Er antwortete:"Das ist mein Rat, daß jeder Mann, der hierher gekommen ist, so viel Silber herausgeben soll, wie der König bestimmt, und wenn das Geld gesammelt ist, soll man den Schaden dem ersetzen, der ihn erlitten hat. Aber der König behalte als Ehrengeschenk, was übrigbleibt. Ich weiß, daß er es gut anwenden wird, und die vielen Männer brauchen nicht hier festzuliegen, als ob es keinen Wind gäbe, und dadurch großen Schaden erleiden." Der vorschlag fand sofort allgemeinen Beifall, und die Männer sagten, daß sie lieber dem Könige ein Ehrengeschenk gäben, als sum Schaden hier untätig warteten. Man nahm den Vorschlag an und das Geld wurde gesammelt und ergab eine große Summe.

Darauf segelten eine große Menge Schiffe fort. Der König hielt wieder ein Thing ab und besah das viele Geld, und den Brüdern wurde davon der Schaden ersetzt. Dann sprach der König mit



Thule-Bd.13-260 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

seinen Männern darüber, was man mit dem vielen Gelde machen sollte. Da ergriff ein junger Mann das Wort und sprach."Herr, was dünkt Euch, das der verdient, der diesen Rat gab:" Sie sahen jetzt, daß derselbe junge Mann den Rat gegeben hatte, der jetzt vor dem Könige stand. König Harald antwortete: "Alles dies Geld soll in zwei gleiche Teile geteilt werden. Meine Mannen sollen die Hälfte haben, aber die andere Hälfte soll wieder in zwei gleiche Teile geteilt werden. Den einen Teil davon soll dieser junge Mann haben, aber über die andere Hälfte werde ich bestimmen." Thrand dankte dem Könige mit schönen und sanften Worten, und sein Teil war soviel, daß man kaum ausrechnen konnte, wie viel Mark Silber es ausmachte.

König Harald segelte fort, und ebenso die Menge Männer, die dort gewesen waren. Thrand fuhr mit denselben Kaufleuten nach Norwegen, die ibn nach Dänemark begleitet hatten, und sie gaben ihm das Geld, wie es verabredet war, und er kaufte sich ein großes und gutes Lastschiff. Auf dieses lud er alles Gui, das er auf dieser Fahrt erworben hatte, und fuhr mit diesem Schiffe nach den Färöern.

Er kam mit seiner ganzen Habe wohlbehalten an, ließ sich im Frühling in Gata nieder und litt jetzt keinen Mangel an Geld. Thrand war groß gewachsen, rothaarig und rotbärtig, sommersprossig im Gesichte, unfreundlich anzusehen, dunklen Gemütes, schlau und tückisch, unverträglich und boshaft gegen alle, schmeichlerisch gegen vornehmere, aber immer falsch im Herzen.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt