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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


24. Thormods letzte Rachetaten auf Grönland. kehrt mit Skuf nach Norwegen zurück. Sein Tod nach der Schlacht von Stiklestatt

Atg Thormod wieder von der Wunde genesen war, die Falgeir ihm zugefügt hatte, brachten Skuf und Bjarni ihn nach Stokkanes und verbargen ibn dort in einem vorratshause. Dort lebte Thormod drei Winter.

Im dritten Winter verkauften Skuf und Bjarni ihr Gehöft auf Stokkanes, ihre Ländereien und alles Vieh, denn sie wollten von Grönland fortziehen.



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Beim Beginn des Frühlings rüsteten sie ihr Schiff und setzten es ins Wasser.

Jetzt gelüstete es Thormod aus dem Vorratshause herauszukommen . Er sagte, erhärte ein Geschäft an der Nordseite des Fjordes.

Er verschaffte sich ein Boot. und Narrenegil begleitete ihn. Egil ruderte und Thormod steuerte. Egil war ein guter Ruderer und auch ein tüchtiger Schwimmer. Das Wetter war klar und schön, fast windstill, und die Sonne schien.

Sie fuhren in den Einarsfjord herein, und Thormod wurde sehr unruhig, rückte von der einen Seite zur andern, daß ihr Boot hin und her schwankte. Egil Sagte: "Warum benimmst du dich so närrisch, ganz wie ein Toller: Willst du das Boot zum Kentern bringen:" Thormod antwortete: "Ich bin so unruhig." Egil sagte: "Ich kann nicht rudern, wenn du dich so aufführst. Du mußt dich beherrschen, wenn wir nicht kentern sollen."

Aber was Egil auch sagte, das Ende war, daß Thormod das Boot zum Kentern brachte. Thormod tauchte unter und schwamm große Strecken unter der Oberfläche, bis er das Land erreichte. Seine Art hatte er bei sich.

Egil kletterte auf das Boot und kam auf den Kiel. Dort ruhte er aus und sah sich nach Thormod um, konnte ihn aber nicht entdecken. Dann brachte erdas Boot in die richtige Lage, setzte sich an die Ruder, fuhr aus dem Fjorde heraus und nach Hause nach Stokkanes. Er erzählte Skuf und Bjarni von der Fahrt und fügte hinzu, er glaube, Thormod sei ertrunken. Jenen schien das Ereignis seltsam zu sein. Sie wollten nicht glauben, daß Thormod wirklich ertrunken sei.

Jetzt ist von Thormod zu berichten, was er sich vornahm, als er ans Land kam. Er rang zuerst seine Kleider aus. Dann begab er sich auf den Weg und ging, bis er nach Hamar zu Sigrid kam.

Es war spät abends. Er klopfte an die Tür. Eine Frau kam heraus, grüßte ihn und ging dann wieder in die Stube. Thormod folgte ihr und setzte sich auf die geringere Bank.

Sigrid nahm das Wort und sprach: "Wer kam :" Er antwortete:



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",Schonungslos' heiße ich." Sigrid sagte: "Jeder ist so, wie sein Name sagt. Willst du hier die Nacht über bleiben:" Er antwortete, daß er das wolle.

Am nächsten Morgen begann Sigrid mit ihm zu sprechen und Sagte, auf was für einer Fahrt er sei. Thormod antwortete: "Denk daran, daß ich mich gestern ,Schonungslos' nannte." Sie sagte: "Ich glaube dich zu erkennen, obgleich ich dich noch nie gesehen habe. Bist du nicht Thormod Schwarzbrauenskald: Er antwortete: "Es bat keinen Zweck dies zu leugnen , denn du hast richtig vermutet. Ich will nach Längenspitz zu Thorun, der Tochter Einars, gehen und ihren Sohn Ljot aufsuchen, Oft haben die beiden mir geschadet." Sigrid sagte: "Dann soll mein Sohn Sigurd dich begleiten. Lange haben Thorun und Ljot uns bedrückt." Thormod erwiderte: "Unratsam scheint es mir, daß Sigurd mich begleitet. Ihr werdet nicht hier wohnen bleiben können, wenn es zwischen Ljot und uns zum Kampfe kommt." "Gern will ich meine Wohnstätte hier aufgeben, wenn Ljot Schmach zugefügt werden kann," sagte Sigrid.

Dann gingen Sigurd und Thormod nach Längenspitz zu Thorin. Sie klopften an die Tür. Eine Frau kam heraus und begrüßte sie. Sigurd fragte, ob Ljot zu Hause wäre. Sie anwortete: " Er ist in der Stube." Sigurd sagte: "Bitt ihn, herauszukommen ."

Die Magd ging herein und sagte, daß Ljot herauskommen solle. Er Sagte: "Wer sagte das : "Sigurd von Hamar," antwortete jene, " und ein anderer Mann, den ich nicht kannte." "Wie sah der Mann aus, den du nicht kanntest:" Sie antwortete: "Schwarze Locken hatte er." Ljot sagte: "Dann gleicht er dem friedlosen Thormod,

Damit ging er hinaus. Alle Frauen, die dort waren, begleiteten ihn, Er nahm einen Speer in die Hand, trat in die Tür, erkannte Thormod und stieß sofort nach dessen Brust. Thormod wehrte den Stoß mit der Art ab und schlug den Speer hinunter. Da traf ihn die Spitze unter das Knie und gab ihm eine tiefe Wunde.

Ljot hatte sich beim Stoß vorgebeugt. Jetzt hieb ihm Sigurd



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zwischen die Schultern und verwundete ihn schwer. Ljot sprang in die Tür zurück, und die Frauen stellten sich vor ihn.

Da wandten sich Thormod und Sigurd um. Thormod sagte zu Sigurd, er solle nach Hause nach Hamar gehen —und berichte deiner Mutter das vorgefallene."

Damit schieden sie. Sigurd kehrte zu seiner Mutter zurück und erzählte ihr das vorgefallene. Sigrid sagte:"Das ist mein Rat, daß du zu Skuf gehst und ihn bittest, sich deiner anzunehmen. Sag ihm, daß ich mein Land verkaufen und mit ihm zusammen von Grönland fortfahren will." Dann ging Sigurd zu Skuf und richtete seine Botschaft aus.

Skuf nahm ihn bei sich auf, verkaufte Sigrids Land und brachte ihre Habe auf sein Schiff.

Thormod verband seine Wunde und ging zu einem Bootshause hinunter, das Thorun gehörte. Er sah, daß ein Boot fehlte und meinte, daß Thoruns Knechte damit hinausgerudert wären. Er ging dann an den Strand und bereitete sich ein Lager in einem Tanghaufen und blieb den Tag über dort liegen. Als der Abend herankam, hörte er Ruderschläge und sah, daß Thoruns Knechte ans Land kamen.

Jene sprachen: " Gutes Wetter wird es morgen geben, und wir werden wieder hinausrudern können. Wir brauchen unser Boot nicht hinaufzuziehn, sondern können es hier im Hafen lassen."

Das taten sie und gingen dann nach Hause. Bald war es ganz dunkel. Als sie fortgegangen waren, stand Thormod auf, ging zum Boote, löste die Stricke, setzte sich an die Ruder und ruderte auf den Fjord hinaus und auf das Gehöft Bucht zu.

In derselben Nacht lag Thordis auf Längenspitz unruhig im Schlafe. Als sie erwachte, sagte sie: "Wo ist Bödvar, mein Sohn:" Er antwortete: "Hier bin ich, Mutter. Was willst du?' "Ich will, daß wir auf den Fjord hinausrudern, denn dort ist eine gute Jagdbeute." Bödvar fragte: "Was für eine Jagdbeute ist das" Thordis antwortete: "Der friedlose Thormod ist in einem Boote auf dem Fjorde. Wir müssen hinausfahren und ihn suchen."

Thordis nahm fünf Knechte mit. Dann fuhren sie in der Nacht



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auf den Fjord hinaus. Thormod hörte die Ruderschläge. Er ahnte, daß Thordis mit ihren Knechten dort sei. Es schien ihm, daß es übel um ihn stände, wenn jene ihn fänden.

Eine kleine Insel war in seiner Nähe. Sie war flach, und die Hochflut ging über sie hin. Sonst ragte sie aber aus dem Wasser hervor. Da beschloß Thormod, das Boot zu kentern, und schwamm zur Insel. Sie war ganz mit Tang bedeckt. Thormod drückte sich zwischen zwei Steinen nieder und deckte sich mit Tang zu. Thordis sah in der Nacht etwas schwarzes auf dem Wasser. Sie ließ dorthin rudern und sah, daß es ein gekentertes Boot war und daß die Ruder in den Stroppen hingen. Ihre Knechte sagten: "Hier muß Thormod gegen einen Stein gestoßen sein. Es siebt zu vermuten, daß er ertrunken ist." Thordis sagte: "Thormod ist nicht hier ertrunken. vielleicht ist er unser gewahr worden und hat selbst das Boot zum Kentern gebracht, damit wir glauben sollen, daß er tot sei, Er mag auf die Insel geschwommen sein und sich dort verborgen haben. Jetzt müssenwir mit dem Boote an der Insel anlegen und sie absuchen. Ihr sollt sie mit den Speerspitzen mehr als einmal durchsuchen."

Die Knechte taten, wie sie befahl, fanden aber Thormod nicht. Da hielt er es für unwahrscheinlich, daß sie ihn finden würden

Thordis sprach " Eine Ahnung sagt mir, daß er hier auf der Insel ist, obgleich ihr ihn nicht finden könnt. Wenn Thormod mich jetzt hören kann, so antworte er mir, wenn er den Mut eines Mannes und nicht den einer Stute hat.

Thormod hörte ihre Sorte und wollte ihr antworten, aber er konnte nicht sprechen, denn es war ihm, als ob ibm einer 1 den Mund zuhielte

Darauf fuhr Thordis mit ihren Leuten fort. Sie nahmen auch das Boot mit sich, mit dem Thormod gekommen war. sie sich entfernt hatten, erhob sich Thormod aus seinem Tanghaufen. Er schwamm dorthin, wo ihm das Land am nächsten zu sein schien. Er erklomm die Schären, die sich unterwegs fanden, und ruhte sich auf ihnen aus. Als er nahe vom Lande



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war, kam er auf eine Schäre und war so müde, daß er nicht mehr weiter schwimmen konnte,

In derselben Nacht träumte der Bauer Grim auf Bucht, daß ein Mann zu ihm käme. Schön und vornehm war dieser, mittelhoch, untersetzt und breitschultrig. Er fragte Grim, ob er wache oder schlafe. Grim antwortete: "Ich wache. Aber wer bist du Der Traum mann sagte: "Ich bin König Olaf; der Sohn Haralds, und das ist mein Geschäft hier: ich will, daß du zu meinem Hofmanne und Skalden Thormod fährst und ihn von der nahen Schare birgst, auf der er liegt. Als Zeichen, daß die Offenbarung wahr ist, sage ich dir, daß der Ausländer, der sich bei dir aufhält und der sich Gest nennt, Steinar heißt und Helgu-Steinar genannt wird. Er ist ein Isländer und kam hierher nach Grönland, um Havars Sohn Thorgeir zu rächen. Aber obgleich Steinar mutig und tüchtig ist, wird er doch keinen Teil an der Rache Thorgeir haben, und er wird seine Tapferkeit an andern Orten zeigen."

Als König Olaf dies gesagt hatte, erwachte Grim. Er weckte Gest und bat ihn, aufzustehen. Dieser tat es, bewaffnete sich und ging mit Grim hinaus. Sie setzten sich nieder und Grim fragte: "Wie heißt du doch:" Gest antwortete: "Erinnere dich dessen, was ich sagte." Grim sagte: "Gewiß erinnere ich mich, wie du dich nanntest. Jetzt frage ich dich aber, ob du so heißt wie du dich nanntest." Gest antwortete: "Warum sollte ich das nicht?"Grim sagte:"Weil du Steinar heißt und Helgu-Steinar genannt wirst." Gest fragte: "Wer hat dir das gesagt:" Grim sagte: "König Olaf." Gest fragte: "Wann bist du mit König Olaf zusammengewesen Da antwortete Grim ihm und erzählte ihm seinen Traum. Gest sagte darauf; "Wahr ist der Traum in dem, was mich betrifft." Jetzt gingen Steinar und Grim fort, um Thormod zu suchen. Sie fanden ihn auf der Stelle, die König Olaf ihnen bezeichnet hatte, brachten ihn nach Bucht, pflegten ibn heimlich und heilten seine Wunde.

Als Thormod von der Wunde genesen war, die Ljot ihm zugefügt hatte, brachte Steinar ihn auf Skufs Schiff. Skuf war nicht dort, aber Steinar und Thormod blieben an Bord.

Skuf kam mit; als das Thing vorbei war.



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Bödvar, der Sohn Thordis setzte durch, daß Sigurd, der Sohn Sigrids wegen der Wunde, die er Ljot zugefügt hatte, für friedlos erklärt wurde-

Nach dem Thinge rüstete sich Skuf zur Abreise. An dem Morgen , wo Skuf fortsegeln wollte, verließen Thormod und Steinar ohne sein Wissen in einem Boote das Schiff. Sie ruderten in den Einarsfjord bis zu Thoruns Gehöft. Da sahen sie vier Männer in einem Boote fischen. Sie erkannten Ljot; den Sohn Thoruns unter ihnen. Sie griffen sofort an, und es kam zum Kampfe. Ihr Zusammentreffen endete damit, daß Ljot fiel und mit ihm die drei andern Männer. Darauf kehrten Thormod und Steinar zum Schiffe zurück und fanden Skuf segelfertig vor. Skuf, Bjarni und Thormod stachen jetzt in See, aber Steinar blieb zurück. Er ging nach Steilhang und blieb bei Thorkel.

Die andern bekamen günstigen Wind und hatten eine glückliche Reise nach Norwegen, Als sie landeten, teilten sie ihre Habe: Bjarni bekam das Schiff und Skuf die beweglichen Dinge. Bjarni ging südwärts nach Dänemark und dann nach Rom zu den heiligen Aposteln Petrus und Paulus. Auf dieser Reise starb er. Sigrid und ihr Sohn Sigurd kauften sich Land in Norwegen und lebten dort bis zu ihrem Tode.

Skuf und Thormod gingen zum Könige und blieben bei ihm bis zu ihrem Tode. Der König war anfänglich nicht sehr freundlich gegen Thormod, denn vorher war ein Isländer zum Könige gekommen, der sich Grim nannte und sagte, er hätte Thorgeir, den Sohn Havars, schon vor Thormod gerächt. Der König hatte ihn sehr geehrt und ihn beschenkt aber Thormod wußte von Grim, daß er ein schlechter Mensch war und einen Mann auf Island ermordet 1 hatte. So ging Thormod zum Könige und sagte das Lied:

"König, zu viel gabst du
Grim, man dichtet schlimme
Lieder über ihn.
wir gabst du zu wenig,
Hündisch, würdig eines



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Diebes war sein Werk. Doch ich wahrte tapfer Deinen Ruhm, wie meinen."

Der König Sagte: "Glaubst du, Thormod, größeres auf Grönland vollbracht zu haben, als Grim auf Island:" Thormod antwortete: "Gewiß." König Olaf Sagte: Was für Großtaten hast du dort ausgeführt:"

"Thorgrim Trölli schlug ich,
Tot fiel er zur Erde.
Tatbereit hab ich getötet
Vorher Lodin. Thorkel
Ließ durch mich sein Leben.
Thord war dann der vierte.
Falgeir fällte ich,
Ihren starken Führer."

König Olaf sagte: "Mehr Totschläge hast du auf Grönland vollbracht, als ein Fischer meint, er müsse Fische fangen. Denn dieser glaubt, er hätte seine Schuldigkeit getan, wenn er vier Fische gefangen hat, einen für sich, den zweiten für sein Boot, den dritten für den Haken, den vierten für seine Leine. Du hast mehr getan. Weshalb hast du so viele erschlagen:" Thormod antwortete: "Einen üblen Vergleich brauchten sie. Sie sagten, ich wäre unter Männern wie eine Stute unter Pferden." Der König sagte: "Ich verstehe; daß dir solche Rede mißfiel. Du hast sie ihnen aber auch gut vergolten." Thormod antwortete mit dem Liede:

"Grause Wunden schlug ich
Grönlands Männern. Großen
Schaden schuf ich denen,
Die mich friedlos machten.
Nie wird die Narbe sich schließen
Auf dem Rücken der Schmiede
Goldner Ringe, wenn unvergolten
Meine Großtaten bleibt."

So wird es sein," sagte der König."Spät werden die Wunden sich schließen, die du ihnen schlugst."

Jetzt stand Thormod in hohem Ansehen beim Könige und



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zeigte sich als der tüchtigste Held in allen Mannesproben. Er begleitete den König auf dessen Auslandfahrten und kehrte auch mit ihm nach Norwegen zurück; denn er wollte lieber mit ihm sterben, als ihn überleben.

Als der König nach Drontheim in das Tal kam, das veratal heißt, und sich von den aufsässigen Einwohnern umgeben wußte, fragte er Thormod im Scherze: "Was würdest du tun, wenn du der Führer unserer Heerschar wärst: Thormod antwortete mit dem Liede:

"Hätt ich zu bestimmen,
Würde Hverbjörg brennen.
Mit den Waffen wehren
Will das Volk das Land,
Kalte Kohlen hätten
Drontheims Männer; König,
Statt der Bauernhütten.
Laß die Balken flammen."

Der König sagte: "Es ist möglich, daß es helfen würde; wenn wir deinem Rate folgten. Aber wir müssen auf anderes sinnen, als unser eigenes Land zu verbrennen. Ich zweifle aber nicht, daß du so handeln würdest, wie du sagst."

Am Tage der Schlacht von Stiklestatt bat der König Thormod , etwas zum Zeitvertreibe vorzutragen, und Thormod sagte das alte Lied von Bjarki. 1 Der König sprach Gut hast du das Gedicht gewählt, da wir heute kämpfen werden. Ich werde das Lied die ,Aufmunterung der Knechte' nennen."

Setzt wird berichtet, daß Thormod vor der Schlacht verstimmt war Der König merkte es und fragte: "Warum bist du so schweigsam, Thormod:" Er antwortete: "Herr, es scheint mir unsicher zu sein, ob wir heute abend an derselben Stelle Ruhe finden werden. Wenn du mir aber sagst; daß wir beide zusammen sein werden, bin ich wieder stob." König Olaf sagte: "Ich weiß nicht, ob ich darüber zu bestimmen haben werde. wenn es aber von mir abhängen sollte, wirst du heute abend



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dort sein, wo ich bin." Da wurde Thormod froh und sagte das Lied:

"Laßt den Schwertsturm sich nähern:
Dunkle Nacht zieht herauf.
Mutig sein sollen die Männer,
Nicht in Zagheit versinken.
Lebend kommen wir fort
Oder decken das Schlachtfeld.
Doch der krächzende Rabe
Wird keinen Hunger leiden."

König Olaf sagte: "Es wird sein, Skalde, wie du sagst: die Männer, die hierher gekommen sind, werden entweder lebend fortziehen können, oder bleiben hier liegen." Da sagte Thormod das Lied:

"Wo die Männer sich sammeln,
Bist du mutig, o König.
Bei dir werde ich bleiben.
Andere Skalden verschwanden.
Wann glaubst du, kehren sie wieder,
Mächtiger Pfleger des Schildwurms?
Ich aber bleibe bei dir,
Folg dir im Leben und Tode."

König Olaf antwortete: "Auf den Skalden Sighvat spielst du an, obgleich das unrecht ist, denn er würde hier sein, wenn er gewußt hätte, was bevorsteht. Es ist auch möglich, daß er uns von großem Nutzen sein kann." 1 Thormod erwiderte: "Es mag so sein. Aber ich meine, dünn würde die Mannschaft heute um die Fahne stehen, wenn viele wie er nach Rom gegangen wären."

Hoch rühmten die Männer, wie tapfer Thormod bei Stiklestatt kämpfte, wo König Olaf fiel. Er trug weder Schild noch Brünne, sondern schwang unentwegt die breite Art mit beiden Händen, und die Reihen der Fytkinger wichen vor ihm, denn niemand wollte die Nachtruhe unter seiner Art finden-

Jetzt wird berichtet, daß Thormod noch nicht verwundet war,



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als die Schlacht vorbei war. Das betrübte ihn sehr, und er sprach: "Jetzt denke ich, daß ich heute nacht nicht zusammen mit dem König ausruhen werde. Aber schwerer erscheint es mir zu leben, als zu sterben."

In diesem Augenblick kam ein Pfeil geflogen und traf ihn in die Brust, und Thormod wußte nicht; woher er kam. Da wurde er fiala, denn er glaubte zu wissen, daß er an dieser Wunde sterben würde. Er ging in einen Kornschuppen, in dem viele verwundete Kriegsmannen waren. Eine Frau wärmte Wasser in einem Kessel und wusch die Wunden der Männer damit. Thormod lehnte sich an eine Wand, und die Frau fragte ihn: "Bist du ein Krieger des Königs: Oder gehörst du zu den Bauern:" Thormod sagte das Lied: "

Sieh, an unsern Wunden
Weib, daß kampsfroh wir
König Olaf folgten.
Acht auf meinen Schild.
Keinen Frieden fand ich.
Kalt umblies den Skalden
Schneesturm. Fast getötet
Hätte mich der Feind."

Die Frau Sagte: "Warum läßt du deine Wunden nicht verbinden, wenn du verletzt bist:" Thormod antwortete: "Meine Wunden sind von der Art, daß sie keines verbandes bedürfen." Die Frau Sagte: "Welche Krieger gingen heute am tapfersten mit dem König vor?" Thormod antwortete:

"Mutig kämpfte Harald
An des Herrschers Seite.
In dem harten Schwertthing
Gingen Hring und Dag.
Unter roten Schilden
Standen tapfer diese
vier. Mit dunklem Bier
Tränkten sie die Raben."

Die Frau Sagte dann: "Wie verhielt sich der König in der Schlacht?" Thormod antwortete mit dem Liede:



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"Hoch schlug Olafs Herz.
Stolz bei Stiklestatt
Stand er, und die scharfen
Schwerter waren blutrot.
Mit dem Schild sich schirmen
Sah ich alle Krieger
—Hart war ihre Prüfung —
Nur den Herrscher nicht."

In dem Schuppen waren viele schwerverwundete Männer. Aus den tiefen Wunden klangen laute Geräusche, wie es bei Hohlwunden der Fall ist.

Als jetzt Thormod das Lied gesagt hatte, kam ein Mann von den Bauern herein, hörte jene Geräusche, die von den verwundeten Männern ausgingen und sagte: " Es ist nicht sonderbar, daß es dem Könige schlecht in der Schlacht gegen die Bauern ging, da seine Krieger so weichlich sind. Mir scheint, daß die Männer, die hier sind, kaum ihre Schmerzen ertragen können ohne zu seufzen." Thormod fragte: "Dir scheint also, daß hier keine mannhaften Krieger sind:" Jener antwortete: "Gewiß scheint mir daß viele weichliche Männer hierhergekommen sind." Thormod sagte: " Es ist möglich, daß ein sehr weichlicher Mann hier unter der Schar ist. Meinst du nicht, daß meine Wunde schwer ist:"

Der Bauer ging zu Thormod, um dessen Wunde zu sehen, aber Thormod schwang seine Art und schlug ihm eine tiefe Wunde. Jener schrie und stöhnte laut. Da sagte Thormod "Ich wußte, daß hier ein weichlicher Mann unter der Schar ist. Es stimmt schlecht zusammen, daß du anderen Weichlichkeit vorwirfst und selbst so unmännlich bist. Hier sind viele schwerverwundete Männer und keiner von ihnen stöhnt. Denn dafür können sie nichts, daß Geräusche aus ihren Hohlwunden klingen. Aber du stöhnst und jammerst, obgleich du nur eine kleine Wunde empfangen hast."

Als Thormod dies sagte, lehnte er wieder an der Waus. Wie er geendet hatte, fragte ihn die Frau, die das Wasser wärmte: "Warum wirst du so bleich und weiß wie eine Leiche, und



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weshalb läßt du dir nicht die Wunden verbinden?" Thormod sagte das Lied "

Nicht bin ich rot, doch sage;
Schlankes Weib, ist dein Gatte
Rot noch Todgeweiht bin ich:
Tief in der Wunde
Steckt mir das alte Eisen.
Edle! Dänische Waffen,
Die in der Schlacht mich trafen,
Schufen mir brennende Pein."

Als er dies gesagt hatte, starb er an der Wand lehnend und fiel tot zur Erde nieder. Harald, der Sohn Sigurds, vollendete das Lied, das Thormod gesagt hatte, indem erdas Wort ,Pein' hinzufügte: " — so hatte er schließen wollen: ,Schufen mir brennende Pein'."

So endete das Leben Thormod Schwarzbrauenflalds, und hier schließen wir den Bericht über das, was wir von Thormod, dem Kriegsmanne König Olafs des Heiligen, zu berichten hatten.


Copyright: arpa, 2015.

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