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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


22. Thormod erschlägt Lodin

Als es auf Weihnachten zuging, ließ Thorkel Bier brauen, denn er wollte ein Weihnachtsgelage veranstalten und damit berühmt werden. Gelage waren selten in Grönland. Dazu lud Thorkel seine Freunde ein, und viele Leute kamen. Skuf von Stokkanes und Bjarni waren auch dabei. von ihnen hatte Thorkel Hausrat, Trinkschalen und Decken für die Weihnachtstage entliehen. Die Männer hielten ihr Gelage mit großer Freude und Luft.

Als Weihnachten vorüber war, schickte man sich zur Abreise an. Lodin gab den Leuten ihre Kleider, Schwerter und Handschuhe zurück, die er in Verwahrung gehabt hatte. Er brachte auch das Boot von Skuf und Bjarni ins Wasser. Die Knechte brachten Trinkschalen und Decken herbei. Lodin trug Wams und Hosen aus Seehundsfell.

In der Stube waren Thormod und Bjarni allein. Thormod lag auf dem Rande der Bank. Da trat Lodin mit drei Begleitern herein, ergriff Thormod bei den Beinen, sog ihn von der Bank herunter und über den Estrich. Da sprang Bjarni auf faßte Lodin um den Leib, hob ihn in die Höhe und warf ihn hari hin. Er schalt die andern, die Thormod zogen, und gebot ihnen, ihn loszulassen. Jene gehorchten. Thormod stand auf und sagte zu Bjarni: "Uns Isländer erregt solches nicht sonderlich, denn wir sind daran von unserm Hautziehn 1 gewöhnt." Dann gingen alle hinaus, als ob nichts vorgefallen wäre.

Als Skuf alles zur Abfahrt bereitet hatte, begleiteten ihn Thorkel und seine Genossen zum Boote. Sie hatten eine Fähre. Eine



Thule-Bd.13-228 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

Brücke führte von der Fähre ans Land. Bjarni stand am Strande und wartete auf Skuf, der mit Thorkel plauderte. Lodin hatte den Schiffsleuten ihre Kleider zurückgegeben und stand jetzt bei der Fähre. Thormod war in seiner Nähe. Wie man es am wenigsten erwartete, zog Thormod eine Art unter seinem Mantel hervor und hieb Lodin auf den Kopf, daß Lodin tot zur Erde fiel. Thorkel hörte den Lärm und schaute sich um. Er sah, daß Lodin gefallen war und gebot seinen Leuten, Thormod zu töten, aber sie zögerten. Da sagte Bjarni, daß Thormod aufs Schiff hinausgehen solle. Das tat Thormod. Bjarni und Skuf folgten ibm.

Als sie auf dem Schiffe waren, zogen sie die Brücke ein. Thorkel feuerte seine Leute zum Angriffe an und wollte mit Skuf und Bjarni kämpfen, wenn sie nicht Thormod herausgaben. Da sagte Skuf: "Übereilt handeltest du, Bauer Thorkel, wenn du Thormod töten wolltest, der dein Gast ist und der Hofmann und Skalde König Olafs. Er wird dir teuer zu stehen kommen , wenn König Olaf erfährt, daß du ihn hast töten lassen, besonders, da er euch zu Hilfe gesandt ist; falls ihr dessen bedürftet . Es zeigt sich jetzt wie oft, daß der Zorn verblendet. Wir bieten dir Geldbuße für den Totschlag, den Thormod verübt bat und die Schande, die dir dadurch zugefügt wurde."

Durch diese Rede von Skuf ließ Thorkel sich besänftigen, um so mehr, als viele für den Vergleich eintraten. Schließlich überließ Skuf Thorkel die Höhe der Buße für den Tod Lodins zu bestimmen. Thormod wohnte von nun an auf Stokkanes.


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