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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


19. Thorgeir Übermaß und Eyolf töten einander

Die weise Frau, von der früher berichtet worden ist, wurde von einer Seuche ergriffen und lag lange krank. Sie starb in der Nacht nach Palmsonntag. Ihre Leiche wurde auf einem Schiffe zur Kirche nach Reykjaholar gebracht, denn keine Kirche lag Olafstal näher als diese. Eyolf und seine Knechte brachten sie zur Kirche.

Als die Leiche beigesetzt war, wurde das Wetter schlecht. Es gab Schneesturm und Frost. Der Fjord fror so weit hinaus zu, daß man mit dem Schiffe nicht nach Hause nach Olafstal kommen konnte. Da sagte Thorgils zu Eyolf: "Ich halte es für das beste, daß du hier bleibst, bis die Osterwoche vorüber ist. Ich werde dir Leute mit aufs Schiff geben, sobald man des Eises wegen wieder fahren kann. Wenn es aber nicht möglich ist, mit dem Schiffe zu fahren, werde ich dir ein Pferd zum Reiten leiben. Falls es notwendig ist, können deine Knechte ja vorher nach Hause gehen."

Eyolf antwortete: "Dein Angebot nehme ich an."

Eyolfs Knechte gingen am Kroksfjorde entlang nach Hause. Er selbst blieb auf Reykjaholar bis tief in die Osterwoche hinein. Am fünften Tage der Osterwoche sagte Eyolf zu Thorgils, daß er nach Hause wolle. Thorgils antwortete, er müßte selbst



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darüber bestimmen. Thorgils ließ ein beschlagenes Pferd ihn fertig machen und bot ihm einen Mann als Begleiter an, falls er eines solchen bedürfe. Er antwortete, er wolle allein reiten.

Jetzt ritt er ven Rauch spitz am Berasfjorde und am Kroksfjorde entlang. Als er sich ein kurzes Stück vom Garpstal entfernt hatte, standen Kalf und Steinolf an einem Hause und sprachen miteinander, und plötzlich sahen sie Männer über die Wiese gehen. Sie glaubten sie zu erkennen und zusehen, daß Thogeir geir, Havars Sohn und die neun Männer dort gingen, die auf dem Schiffe mit Thorgeir gefallen waren. Sie waren alle blutbedeckt und gingen auf der Wiese am Gehöfte vorbei. Als sie an den Bach kamen, der an Häusern vorbeiläuft, verschwanden sie plötzlich. Den Brüdern wurde es bei diesem Anblick unheimlich zumute. Sie gingen in die Stube.

Önund hieß der Kuhhirt in Garpstal. Er kam aus dem Viehstalle und sah, daß ein Mann auf einem überaus schönen Pferde von der Ebene her angeritten kam. Am Gürtel hatte er ein Schwert, trug einen Speer in der Hand und einen Helm auf dem Kopfe. Als er sich dem Gehöfte näherte, erkannte Önund, daß es Eyolf war. Önund ging in die Stube. dort waren nur wenige Leute: Thorgeir Übermaß und einige Frauen. Önund sagte: "Jetzt reitet Eyolf am Gehöfte vorbei."

Als Thorgeir Übermaß das hörte, lief er hinaus und nahm einen Speer in die Hand. Jetzt war Eyolf am Gehöfte vorbeigekommen, aber Thorgeir lief ihm nach. Jener ritt seines Weges und sah nicht den Mann hinter sich herlaufen. Er kam an den angeschwollenen Fluß Garpstalsach. Eyolf mußte sich eine Furt suchen. Thorgeir rief ihm zu, er solle auf ihn warten, wenn er es wage. Eyolf hörte den Ruf wandte sich um und sah Thorgeir ihm nachlaufen. Er sprang vom Pferde und lief ihm entgegen. Als sie aufeinander trafen, durchbohrten sie einander und fielen gleicher Zeit. So ging das in Erfüllung, was die Seherin gesagt hatte,

Die Brüder Kalf und Steinolf waren in die Stube gegangen, ab das Grauen von ihnen gewichen war. "Wo ist Thorgeir:" Sagten sie. Ihnen wurde geantwortet, daß er hinausgegangen



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sei und einen Speer genommen habe, als Önund das Kommen Eyolfs meldete. Die Brüder eilten zum Flusse. Da lagen die beiden und lebten noch. Die Brüder setzten sich zu ihnen und warteten, bis jene tot waren und brachten dann die Leichen zur Kirche.


Copyright: arpa, 2015.

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