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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


14. Thorgeir ist zum letzten male bei König Olaf in Norwegen

Spät im Herbste fuhr Thorgeir nach Norwegen und blieb den Winter über bei König Olaf, der ihn hoch in Ehren hielt. Der



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König dankte ihm, daß er den Schimpf gerächt hatte, den Thorir ihm zugefügt hatte. Auch Jllugi, Aris Sohn, war diesen Winter bei König Olaf.

Im Frühling rüstete Jllugi sein Schiff, um nach Island zu fahren. Thorgeir sagte ihm, daß er mit ihm fahren wolle. Aber Jllugi antwortete ihm folgendermaßen: "Unrätlich scheint es mir zu sein, daß du nach Island fährst. Dort hast du in vielen Gegenden große Taten verrichtet, und an den meisten Orten Hast du schlechten Frieden. Aber hier ehrt dich der König, und guten Frieden hast du von allen Menschen. Ich will dich nicht vom Frieden um Unfrieden bringen, denn auf Island wirst du es nicht so gut haben wie hier, wo der König dich so sehr ehrt." "Es ist möglich," antwortete Thorgeir, "daß ich nach Island komme, obwohl du mich nicht mitnehmen willst." Nun rüstete Jllugi sein Schiff und stach in See, sobald er günstigen Wind hatte.

Nach seiner Abfahrt ging Thorgeir eines Tages zum Könige und bat ibn um Erlaubnis, fortzufahren. König Olaf sagte: "Mir scheint, daß du weniger Glück auf Island hast, als hier Deshalb halte ich es für richtiger, daß du hier bei uns bleibst, anstatt nach Island zu gehen, denn hier hast du es besser als dort." Thorgeir drängte den König sehr, und als der König sah, wieviel es Thorgeir an der Erfüllung seiner Bitte lag, sagte er: "Jetzt wird es in Erfüllung gehen, was ich dir damals sagte, als du zum erstenmal zu uns kamst: ,daß dein Glück nicht immer bei dir ist'. Ich werde dir erlauben, nach Island zu fahren, aber wir werden uns nicht mehr wiedersehen, wenn wir jetzt voneinander scheiden." Thorgeir antwortete: "Ich danke Euch, daß Ihr mir erlaubt zu fahren. Aber ich will nächsten Sommer zu Euch zurückkehren." Der König sagte:"Es ist möglich, daß du es willst, aber es wird nicht geschehen." Nach diesem Gespräche schieden sie.

Thorgeir machte die Fahrt mit einem Norweger, der Jökul hieß, und fuhr mit ihm nach Island. Ihr Schiff kam nach Flachwasser, und Thorgeir ging nach Reykjaholar, um dort zu bleiben.

Jllugi trieb im Sommer lange auf dem Meere herum. Spät im Herbste kam er zum Lavahafen bei der Weißfuchsebene im



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Nordlande. Dort zog er sein Schiff aufs Land und ließ Leute zurück, die es den Winter über bewachen sollten. Dann wollte er südwärts nach Reykjaholar gehen. Gaut, Sleitas Sohn, von dem früher berichtet wurde, kam zu Jllugi und erhielt von ihm die Erlaubnis, ihn im nächsten Sommer zu begleiten.

Eines Tages als Jllugi und seine Genossen ihre Pferde fütterten, ritt ein Mann in einer weißen Kutte auf den Futterplatz und begrüßte Jllugi. Dieser nahm den Gruß entgegen und fragte, wer der Ankömmling wäre. Er antwortete: "Ich heiße Helgi." Jllugi fragte: "Woher stammt deine Sippe und wo ist dein Heime?" Helgi antwortete : "Meine Sippe ist weit verstreut, doch wohnt sie zum größten Teile im Nordlande. Aber weder habe ich ein Heim, noch das Glück ein ganzes Jahr am selben Orte sein zu dürfen. Aber im Sommer habe ich gewöhnlich verdienst gehabt, und so ist es auch in diesem Sommer gewesen . Viele wüßten, wer ich bin, wenn sie meinen Beinamen hörten." Jllugi Sagte: "Wie lautet dieser:" Helgi antwortete: "Man nennt mich Helgi Seehundshode." Jllugi erwiderte: "Selten wird dieser Name genannt. aber doch habe ich von dir reden hören." Helgi sprach: "Das ist mein Geschäft hier, daß ich wissen will, ob du mich in diesem Sommer nach Norwegen bringen willst." Jllugi fragte: "Bist du in Schwierigkeiten oder bast du Gut:" Er anwortete: "Ich bin in keinen Schwierigkeiten, aber habe nicht den geringsten Besitz. Doch könnte ich euch wohl von Nutzen sein, denn ich bin ein sehr behender Mann." Jllugi fragte: "Bist du sehr stark Jener antwortete: "Ich bin in Leibesübungen nicht tüchtig, aber auf meine Füße kann ich mich verlassen und habe eine starke Brust. Niemand kann es mir im Laufen gleichtun. Jllugi sagte: "Ein vorteil für Furchtsame." Helgi erwiderte: "Ich habe mich noch nie so schr gefürchtet. Aber wissen will ich, ob du mir die Überfahrt geben willst." Jllugi sagte: "Komm im Frühjahre zu mir und hilf mir, meine Waren zusammenzubringen. Dann magst du mit mir nach Norwegen kommen." "Diese Bedingungen gefallen mir," sagte Helgi.

Darauf schieden sie, und Jllugi begab sich westwärts nach Reykjaholar. Er blieb den Winter über dort.


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