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Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


3. Bard erbittet Rat von König Harald

Darauf kehrten Bard und Gunnar mit ihren Leuten zum Schiffe zurück und segelten zu den Ansiedelungen. Sie kamen im Herbste zur westlichen Ansiedelung, und Hard verbrachte einen zweiten Winter bei Gunnar. Im Sommer darauf rüstete Bard sein Schiff zur Fahrt nach Norwegen, und Gunnar gab



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ihm Geschenke mit. Er sandte König Harald drei Geschenke: das war ein ausgewachsener Eisbär, der ausgezeichnet gezähmt war; das zweite Geschenk waren kunstvoll geschnitzte Schachfiguren aus Waboßsahn; das dritte Geschenk war ein Walroßschädel mit allen Zähnen; er war ganz geschnitzt und mit viel Gold ausgelegt. Die Zähne staken fest im Schädel. Das war der größte Schatz.

Bard stach jetzt in See und hatte eine gute Überfahrt. Er kam in den Hafen, den er sich gewählt hatte. Er brachte König Harald viele wertvolle grönländische Waren. Eines Tages kam Bard vor den König und sagte: "Hier ist ein Schachspiel, Herr, das der edelste Mensch von Grönland, der Gunnar heißt, Euch gesendet hat, und er will kein Geld dafür haben, aber Eure Freundschaft. Ich war bei ihm zwei Winter, und er hat sich mir als tüchtiger Mann gezeigt, er will gern Euer Freund sein." Es war sowohl ein Brettspiel wie ein Schachspiel. Der König besah sich die Geschenke und bat, dem seinen Dank zu überbringen, der solches sende: " — und wir werden sie mit unserer Freundschaft vergelten."

Es dauerte nicht lange, bis Bard einen Eisbären in die Halle führen ließ. Dem Hofe gefiel der Bär sehr. Bard sagte:"Herr, dieses Tier sendet Euch Gunnar von Grönland." Der König sagte: "viele Geschenke sendet mir dieser Mann, aber was will er dafür von uns haben:" "Sicherlich, Herr, Eure Freundschaft und Euren weisen Rat." "Weshalb sollte er deren nicht würdig sein fragte der König.

Eines Tages im Winter bat Bard den König in seine Festhalle zu kommen. Das tat er, und als sie dorthin kamen, brachte Bard den Schädel in seiner ganzen Pracht vor den König und sagte:"Der edelste Mann auf Grönland, Gunnar, sendet Euch diesen Schatz." Der König betrachtete den Schädel genau und sagte dann, daß ihm die Sendung ausgezeichnet dünke und befahl, sie wohl zu bewahren. Er sagte dann: "Sage mir jetzt, Bard, was sich unter diesen Geschenken verbirgt. Denn ich weiß jetzt, daß sich mehr unter ihnen verbirgt, als die Bitte um meine Freundschaft allein." Bard sagte: "Es ist, wie ich Euch sagte, Herr, er will Eure Freundschaft und weisen



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Rat haben, um einen Fuchs 1 zu fangen, der den Grönländern großen Schaden zugefügt hat." Der König fragte, was für ein Fuchs das wäre. Hard antwortete: "Es ist ein Isländer, der einen Vater und vier Söhne an einem Abend erschlagen hat. Später ist er in die Einöden mit sechs Männern gesegelt und hat sich dort eine Festung aus großen Balken gebaut. Wir fanden ihn und legten Feuer an die Festung, aber überall sprang Wasser aus ihr und löschte das Feuer aus. Und der Fluß des Wassers war eben so groß oben wie unten und in der Mitte der Festungswand, aber wir fanden keinen Bach." Der König sagte: "Es wird derselbe Ref sein, der ein Handelsschiff auf Island baute, ohne je früher eins gesehen zu haben. Und auf diesem Schiffe fuhr er nach Grönland. Als er dort einige Jahre gewohnt hatte, wurde eine schlimme verleumdung über ihn verbreitet, und erbat diese so mannhaft gerächt, daß er fünf Männer an einem Abend erschlug:" Bari antwortete: "Wir meinen beide eben denselben Mann." Der König Sagte, wie die Örtlichkeit ausgesehen habe Bard berichtete es jenem."So sind es doch Männer," sagte der König. Bard sagte: "Dieses sprach er bei unserem Abschied: daß niemand ibn von dort würde vertreiben können." "Das mag sein," sagte der König" ,doch ist es auch möglich, daß er anders darüber gesprochen hat. Aber dies will ich dir raten, daß du nicht öfter dorthin fährst, denn du würdest von dort nicht mehr fortkommen können, wenn du noch einmal hinführest." Bard antwortete: "Ich habe es Gunnar versprochen und das will ich halten." Damit schloß ihr Gespräch.

Der Winter zog vorüber, und im Frühling rüstete Bard sein Schiff. Als es gerüstet war, ging er zum Könige und sagte: "Herr, habt Ihr über Gunnars Verlegenheit nachgedacht:" Der König antwortete: "Ich habe bedacht, was dir nottäte daß du nicht nach Grönland fährst, denn es ist nicht deine Aufgabe, jenem Manne zu zürnen, dem du nichts Böses zu vergelten hast. Mir ahnt, daß es dir schlecht ergehen wird, wenn du doch fährst." Bard erwiderte: "In anderen Dingen werdet Ihr die Wahrheit vorhersagen, Herr." Der König sagte: "Ich



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meine, daß, wenn ich mich hierin irre, ich nur in wenigen Dingen die Wahrheit vorhersagen kann. Wenn du aber doch fahren willst, werde ich euch einen Rat mitgeben, falls Gunnar und dir viel daran liegt." "Darüber wollen wir nicht sprechen," sagte Bard. "Dieses vermute ich," sagte der König, "daß in dem kleinen Tal, daß an den Gletschern hinaufgeht sich Wasser findet. Ref wird das Wasser abgeleitet und Röhre an Röhre gefügt haben, bis das Wasser an die unterste Ecke der Festung kam. Dort, glaube ich, wird er zwei Röhren gelegt baden, und daß das Wasser aus der einen in die beiden läuft, und daß es so alle Teile der Festung füllt. Aber die ganze Festung wird aus hohlen Balken erbaut sein und jeder Balken wird sich an die andern anschließen, und so wird die Festung oben und unten mit Wasser gefüllt sein. So wird es sich meiner Meinung nach verhalten. Daß ihr keine Fuge gesehen habt, als das Wasser überall der Festung entsprang, wird den Grund haben, daß er lange Löcher gebohrt haben wird, die so fein sind, daß man sie nur mit den kleinsten Holssplittern verstopfen kann. Und ich meine, daß er solche Holzsplitter überall in die Festungsbalken eingesetzt hat. Die Keile, glaube ich aber, wird er etwas gelockert haben, als er wollte, daß das Wasser aus der Festung liefe. Alle diese Keile wird er mit der größten Kunstfertigkeit geschnitzt haben, und dasselbe Holz wird in den Keilen und in den Balken gewesen sein. Jetzt will ich Gunnar raten, im Frühling nordwärts mit zwei Schiffen zu fahren, mit zwölf Mann auf jedem Schiffe, zwölf sollen nördlich von der Festung, doch in ihrer Nähe, einen Graben graben, ebenso lang wie die Festungsseite und so tief, daß er einem Manne unter die Achseln reicht, und sie werden die Leitung des Baches finden. Und wenn sie diese gefunden haben, dämmen sie den Bach ab, so daß er kein Wasser mehr zur Festung führen kann. Die andern zwölf sollen Brennholz an der Festung anhäufen. Dann scheint es mir möglich zu sein, daß ihr die Festung verbrennen könnt, ohne von Wasser dabei gehindert zu werden. Und jetzt habe ich Gunnar solche Ratschläge gegeben, daß ich ihm versprechen kann, daß eins von beiden Dingen geschieht: entweder muß Ref die Festung und Grönland verlassen, oder Gunnar wird ihn ergreifen. Ich



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sehe nicht, wie dieser Mann dann entkommen könnte, wenn er nicht große Weisheit in der Brust trägt. Aber nicht will ich, daß du selbst fährst, Bard, denn ich weiß nicht, was du bei Ref finden wirst." Bard sagte, er könnte nicht anders tun. Er dankte dem Könige für seinen Rat und löste seine Schiffstaue .


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