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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


32. Von Asgrim und Thorgils

Einmal traf Thorgils Asgrim und bat ihn, doch an den Zoll zu denken. Asgrim sagte, die Schiffe landeten dort, wo das Glück sie hinführte. Er wäre nicht gewohnt, Schiffszoll wie Kleinbauern zu bezahlen. Er bat Thorgils, solches nicht von ihm zu verlangen. Thorgils antwortete ihm, daß er nicht für sich, sondern für andere den Zoll fordere, und damit schieden sie.

Im Frühling wurden Leute von Asgrim zusammengerufen, um ein Schiff ins Wasser zu ziehen, und viele kamen. Überall auf dem Sande waren Pfützen, die mit Wasser gefüllt waren, obgleich es Ebbe war. Asgrim hielt als einer der ersten am Seile und hatte hauptsächlich Frauen bei sich. Er hatte gefärbte Kleider an. Jetzt zogen sie stark an.

Da ritt ein Mann zum Strande. Er war hoch gewachsen und hatte ein Art in der Hand. Er sah dem Schiffsziehen zu. Asgrim trieb jetzt die Leute an, sich tüchtig anzustrengen.

Als Thorgils zu den Pfützen kam, die die die Flut zurückgelassen hatte, sah er, wie Asgrim am Seile zog. Er lief hinzu und kappte das Seil. Asgrim, der stark gezogen hatte, taumelte zurück und fiel in die Pfütze und die Frauen auf ihn. Asgrims ganze Kleidung wurde naß und schmutzig, und ihm selbst erging es ebenso. Ihm dünkte dies eine große Schande zu sein. Er



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sah jetzt, wer der Urheber war und sagte, daß es zwischen ihm und Thorgils mit dieser Tat kaum sein Bewenden haben würde. Thorhall bat ihn, nach Norwegen zu fahren: " — und dann wird sich die Mißstimmung legen, die jetzt zwischen euch herrscht."Asgrim antwortete, er wolle selbst über seine Reisen bestimmen.

Da geschah es einmal, daß Thorhall seinen Vater bat, mit ihm zur Brautwerbung zum Bauern Bjarni in Grab ;u gehen. Asgrim sagte, es wäre in vielen Beziehungen eine gute Wahl: "—aber wenig gefällt es mir, daß Thorgils mit herangezogen wird.""Thorgils wird mir nichts schaden," antwortete Thorhall . Dann gingen sie. Bjarni nahm ihre Werbung freundlich auf, und die Heirat wurde beschlossen. Asgrim bai, Thorgils nicht einzuladen. Bjarni, antwortete, er würde ihn aufs freundlichste empfangen, wenn er käme: " —doch will ich ihm deiner Bitte wegen keine Botschaft schicken." Bjarni rüstete jetzt alles zur Hochzeit zu.

Eines Tages kam Thorny herein und sagte, daß ein Mann unten vom Walde her angeritten käme: "— und er gleicht meinem Vater." Bjarni ging hinaus, und da war Thorgils mit einem Knechte gekommen. Bjarni begrüßte ihn freundlich . Thorgils fragte: "Weshalb hast du mir keine Einladung geschickt, Schwiegersohn:" "Du bist immer eingeladen ," antwortete Bjarni, "und bist willkommen, als wenn du es wärst."

Am Abend kam Asgrim. Bjarni ging ihm entgegen und empfing ihn freundlich. Da fragte Asgrim, ob Thorgils dort sei. Ihm wurde geantwortet, er sei dort: " — und er wird hier verweilen. Ich habe gehandelt, wie du es wünschtest und ihn nicht eingeladen. Aber immer, wenn er will, kann er bei mir sein." Asgrim wurde darüber zornig und wollte nach Hause reiten. Thorhall bat ihn, es nicht zu tun. Er blieb dort, war aber verstimmt beim Feste.

Als die Leute sich zur Heimfahrt bereit machten, sahen sie, daß Asgrim etwas mit dem Knechte Kol verabredete.

Am Abend ritten alle nach Hause. Der Bauer Thorgils und sein Knecht Kol ritten abends bei einigen zerfallenen Häusern



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hinunter. Asgrim hatte dem Knechte drei Mark Silber für Thorgils Kopf gegeben. Kol hatte ein träges Pferd, das unter ihm hinkte. Thorgils schlug den Knecht, und dabei fiel der Geldbeutel aus seinem Mantel. Thorgils fragte ihn, woher das Geld stamme. Der Knecht sagte die Wahrheit. Thorgils erschlug da den Knecht auf der Stelle, die heute noch Kolsbach heißt.

Jetzt glaubte Thorgils Gewißheit zu haben, daß Asgrim ihm nach dem Leben trachte. Er ließ sich jetzt Gefolgschaft sammeln und hatte wohl sechzig Männer. Er wollte jetzt Asgrim anklagen.

Nun kam Gissur der Weiße zu Thorgils und fragte; wohin er zu ziehen gedenke. Er sagte, er wolle Asgrim, den Sohn Ellida-Grims heimsuchen. Gissur antwortete: "Das ist nicht rat )am, denn er hat eine viel größere Gefolgschaft als du." Thorgils sagte, er kümmere sich nicht um Asgrims Gefolgschaft, Gissur riet weiter von der Fehde ab, und auf seine Bitte ritt Thorgils nach Ey und bezeichnete neun ansässige Zeugen. Dann ritten sie fort und meinten, sie hätten die gesetzlichen Schritte getan.


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