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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


30. Helga wird Thorgils' Weib

Als der Winter seinem Ende zuging, übernahm Thorgils seinen ganzen Besitz. Er gewann sofort großes Ansehen bei allen Leuten, doch war er nicht sehr freundlich gegen seinen Schwiegersohn Bjarni.

Im Frühling kamen viele Leute zum Arnes-Thing. Dorthin kamen auch Thorgils und Bjarni, sein Schwiegersohn und Thorne, seine Tochter.

Eines Morgens ging Thorgils zu Bjarnis Zelt und Bieli das Schwert Jardhusnaut in der Hand. Als er in der Zelttür stand, sah seine Tochter Thorne, daß er gekommen war. Sie bat Bjarni aufzustehen und sagte, er solle vorsichtig sein, denn ihr Vater wäre zornig. Bjarni sprang sofort auf denn er war ein kluger Mann, ging Thorgils entgegen, begrüßte ihn freundlich und bat ihn, dort zu bleiben: " — all mein Gut steht zu deiner verfügung, wenn du mich dann nur lieber haben wirst, als früher." "Das ist gut gesprochen," antwortete Thorgils, "und ich werde dein Angebot annehmen. Ungewiß wäre sonst der Ausgang gewesen." Bjarni lud ihn ein, zu ihm zu kommen . Thorgils antwortete, er würde vom Thinge mit ihm zusammen fortgehen und sich von seinem vieh aussuchen, was ihm gefiele. Bjarni bat ihn, nach seinem Belieben zu verfahren. Sie kamen nach Grab. Thorgils sah sich das Vieh an und sagte, er wolle zwanzig Kühe und hundert Milchschafe mit



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sich fortnehmen. Thorny bai ihn, nach seinem Belieben zu verfahren, und sagte, es würde am besten sein, wenn er über alles bestimmte.

Ein Mann hieß Thorolf. Er war bei Thorgils Vater Thord gewesen und hatte von Thorgils Geld zu fordern. Jetzt bat Thorgils Bjarni, Thorolf sechzig Hunderte zu bezahlen. Bjarni antwortete, er würde sein Verlangen erfüllen.

Sie schieden, als dies geschehen war. Als Thorgils nach Hause gekommen war, kam seine Tochter Thorny zu ihm. Thorgils fragte sie, was sie dort wolle. Sie antwortete, sie wolle ihrem Gut folgen, wenn es Thorgils ehrenhafter dünkte; daß sie sich von Bjarni trennte: " - und mich der Hilfe eines Mannes beraube , der dir von größtem Nutzen sein könnte, denn du brauchst keinem anderen Manne nachzugeben, wenn ihr beide zusammenhaltet." Thorgils antwortete: "Gut hast du dich benommen, Tochter, und gut habt ihr euch beide benommen. Jetzt sollst du nach Hause gehen, denn ich will nicht eure Ehe trennen." Er gab ihnen so viel Geld, daß sie wohl zufrieden waren. Im Sommer lud Thorgils Bjarni und dessen Weib nach Weghöh ein, wo sie freundlich empfangen wurden und reiche Geschenke erhielten. Von da an bestand große Freundschaft zwischen ihnen.

Einmal sagte Thorgils zu Bjarni, daß er sich ein Weib suchen wolle. Bjarni billigte es und sagte: "Du sollst um Helga, die Tochter des Goden Thorodds in Ölfus, des Sohnes Eyvinds, meines verwandten, werben." Thorgils brachte seine Werbung vor. Skafti, der Sohn Thorodds, war nicht für die Heirat und ebensowenig Helga selbst. Ihr schien, daß der Mann wohl großsinnig, aber doch ziemlich alt sei.

Ein anderer Mann bewarb sich auch um Helga. Es war Asgrim, der Sohn Ellida-Grims. Skafti antwortete ihm freundlich, aber Thorodd wollte lieber Helgas Heirat mit Thorgils sehen. Auf dem Thinge hatte man darüber gesprochen, doch war nichts beschlossen worden.

So verging ein Jahr. Im zweiten Sommer ritt Thorgils zu einem Schiff, das in Einarsspitz angekommen war. Er hatte gehört, daß auch Skafti dorthin kommen würde und wollte



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mit ihm zusammentreffen. Thorgils ritt nach Floisspitz mit fünf Männern. Bei ihm waren die Brüder Kol und Starkad, sein Vetter Thorolf und zwei Knechte. Sie hielten sich in einigen Büschen versteckt und erwarteten Skafti. Das war in der Nähe von Kalladarnes.

Skafti sah vom Fährboote, daß gesattelte Pferde beim Bache grasten. Er sagte; man sollte umwenden, denn er hätte gehört, daß sie später bessere Geschäfte machen könnten, und damit fuhren sie nach Hause. Thorodd Sagte, warum sie so schnell nach Hause kamen: " — oder fürchtest du Thorgils mit dem lavafarbenen Barte: Mir scheint es besser zu sein, ungefährdet durchs Land zu reiten und ihm Helga zu geben, als immer in Sorge um dich zu sein."

Im Sommer wurde auf dem Thinge Helgas Heirat besprochen. Thorodd unterstützte Thorgils, aber Skafti Asgrim. Da sagte Thorodd:"Ich kann sehen, wie es gehen wird, wenn man Thorgils die Frau verweigert: dann werden viele Männer Schaden leiden. Was aber Asgrim angeht; so hoffe ich ihn mit guten Freundes geschenken zu versöhnen." Nach dieser Rede von Thorodd wurde beschlossen, Helga Thorgils zu verloben, und die Hochzeit fand in Stufe statt. Damals war Thorgils in den Fünfzigern.

Er sog dann mit Helga nach Weghöh, aber sie war so unzufrieden, daß sie kaum sprach.

Einmal, als Thorgils fortgegangen war, um sein Land zu bebauen, sagte Helga, sie wolle nach Stufe gehen und am Abend nach Hause zurück kehren. Sie hieß einen Knecht, sie begleiten. Uls sie nach Stufe gekommen waren, sagte sie zum Knechte, er brauche nicht zu warten. Skafti begrüßte Helga freundlich, aber Thorodd nicht. Helga blieb viele Tagein Stufe. Thorgils kam nach Hause und ließ sich an, als ob er nichts wüßte. Eines Tages rüstete er sich zur Fahrt, ritt nach Stufe und fand die Leute beim Essen. Er ging in voller Waffenrüstung zum Tische und zu Helga, faßte sie bei der Hand und führte sie hinaus, und es dünkte den Leuten, die drinnen saßen, daß er nicht freundlich aussähe. Skafti bai die Leute ihn zu verfolgen, aber Thorodd sagte: "Thorgils hat sein



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Eigentum geholt, und niemand soll sich unterstehen, ihn zu verfolgen." Thorgils ritt nach Hause und sendete Skafti Botschaft, daß er Asgrim treffen walle. Das geschah, und durch Thorodds vermittlung wurden sie versöhnt und waren van da an gute Freunde.

Thorgils wurde ein großer Häuptling und war von allen sehr geachtet.


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