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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


26. Thorgils tötet die Wikinger

Jetzt rüstete Thorgils sein Schiff und fuhr mit dreißig Männern . Er sandte Erich Botschaft, daß dieser mit ebensovielen Männern kommen und nicht später als Thorgils bei den Inseln sein solle. Thorgils und seine Leute kamen zu den Inseln, aber



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Erich war nicht gekommen. Thorgils ratschlagte mit seinen Leuten. "Schwer fällt es mir," sagte er, "hier fortzugehen, aber ich glaube, daß ich Erich durchschauen kann. Er will uns diesen Übeltätern ausliefern und denkt, daß wir es nicht über uns gewinnen können, umzukehren, obschon er nicht gekommen ist.

Die Wikinger hatten nicht das Festland betreten, seitdem Thorgils in die westliche Ansiedlung gekommen war.

In Grönland war ein Mann, der An der Narr hieß. Er lief durch das ganze Land, und alle Leute kannten ihn.

Thorgils lag in einer verborgenen und hafenlosen Bucht.

Einmal stieg er ins Boot und ruderte vom Schiffe fort. Da sah er auf dem Lande Burschen, die Essen bereiteten, und sie sotten Grütze in ihren Kesseln. Thorgils hatte dürftige Kleider an, als er zu den Leuten kam. Sie Sagten ihn, wer er wäre. Thorgils antwortete: "Ich heiße An." Sie lachten über ihn, besonders da er sich närrisch benahm. Er fragte, wo ihr Häuptling wäre. Sie sagten, er wäre in der Nähe auf der Insel und käme am Abend zu ihnen zurück. Dann trieben sie rohe Scherze mit ibm. Thorgils ging dann zu seinem Boot und brachte es zum Kentern. Sie lachten über ibn.

Einer sagte: "Seltsame Dinge geschehen jetzt." Ein anderer Sagte: "Was meinst du:" Sein Genosse sagte: "Ein Mann ist in die Ansiedlung gekommen, der Thorgils heißt. Er ist mächtig und berühmt. Und seinetwegen gebt der Häuptling nicht ans Land, und mit unserem Glück ist es jetzt vorbei. Als ich heute Morgen herauskam, hörte ich folgendes Gespräch von den Schiffen: das Schiff, das Stakanhöfdi heißt, sagte: Weißt du, Vinagaut, daß Thorgils uns besitzen wird?' Ich weiß es,' antwortete das andere Schiff, ,und es gefällt mir wohl,' und dies", fuhr der Mann fort, "hat gewiß etwas zu bedeuten."

Jetzt kehrte Thorgils wieder zu seinen Schiffen zurück. Zur selben Zeit ruderten die Räuber zu ihrem Lagerplatz. Thorgils bereitete sich zum Angriff vor. Die Wikinger waren sum Hause gekommen. Thorgils überfiel sie unerwartet und ließ sofort Feuer am Hause anlegen. Die Wikinger leisteten nur



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schwachen Widerstand. Sie gaben sich verloren und baten um Gnade. Thorgils antwortete, sie hätten ihrer vielen Übeltaten wegen keine zu erwarten. Ihre ganze Schar wurde getötet, nur ihrem Anführer bot man Schonung an. Er sagte, er wolle keine " — denn ich könnte euch nie treu sein." Da wurde auch er niedergehauen .

Thorgils und seine Leute machten da große Beute, die sie mit sich nahmen, und ebenso nahmen sie die Schiffe Stakanhöfdi und Vinagaut und fuhren dann zum Lande. Bjalfi nahm sie freundlich auf.

Thorgils gab vielen Leuten die Güter zurück, die die Wikinger ihnen geraubt hatten und behielt doch noch viel für sich selbst. Durch dieses vorgehen erwarb er sich viele Freunde. Hrolf war nach Süden gezogen und wurde friedlich aufgenommen. Thorgils war übel mit Erich zufrieden.

Thorgils erfuhr jetzt, wo Snäkol sich aufhielt und sagte, daß er ihn aufsuchen wolle. Der weiße Thorstein antwortete, es wäre nützlicher, ihn zu verkaufen, als ihn zu töten. Das tai Thorgils auch. Die Knechte waren alle durch ihre Heiraten wohlhabend geworden. Thorgils nahm ihnen ihren großen Besitz ab und verkaufte sie in Knechtschaft. Dann reiste Thorgils fort und hatte Ruhm und Ehre gewonnen.

Sie stachen in See und kamen nach Irlands Westküste. Jetzt berieten sie, ob sie den Winter über dort bleiben oder weiterfahren sollten. Thorstein sagte, es sei nicht ratsam, weiter zu fahren, da der Sommer schon so weit vorgeschritten sei. Sie richteten sich nabe beim Schiffe zum Überwintern ein. Thorgils wohnte bei einem Manne, der Anakol hieß und hatte es gut bei ihm.

Jetzt ging es auf den Winter zu. Anakol pflegte die halbe Weihnachtszeit zu Gelagen auszuziehen und lud Thorgils ein, ibn zu begleiten. Thorgils nahm die Einladung an. Kol und Starkad blieben zurück, um für Thorsinn zu sorgen.

Gipar hieß einer von Anakols Knechten. Er forderte Kol auf, mannhaft zu trinken. "Es ist leicht zu sehen,"sagte er",daß ihr große Stücke auf euch selbst haltet." Kai antwortete, er wolle über sein Trinken selbst bestimmen, wie jener über sein An



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stacheln dazu zu bestimmen hätte. Gipar tadelte ibn deswegen sehr; und es kam so weit, das er Kol mit einem Trinkhorne schlug und sagte, er solle das als erstes nehmen und auf Schlimmeres warten. Starkad trennte sie und wollte keine Rache zulassen, bevor Thorgils nicht zurück wäre.

Jetzt kamen Thorgils und der Bauer nach Hause, und ihnen wurde das vorgefallene erzählt. Thorgils lobte sie, daß sie Gipars Tat nicht gerächt hatten: " — wir sind den Winter über beim Bauern gut verpflegt worden, und jetzt werde ich ihn auffordern, die Tat zu büßen." Und das tat er. Der Bauer antwortete, er wolle sich nicht in den Streit der Knechte einmischen. Thorgils sagte, dies wäre keine gute Antwort.

Als die Gäste, die die zweite Hälfte der Weihnachtszeit bei Anakol bewirtet wurden, fortgegangen waren, ergriffen Thorgils Leute Gipar und töteten ihn nach Weihnachten. Dann gingen sie auf ihr Schiff und bereiteten sich zur Verteidigung vor. Sie sahen eine große Schar mit Schilden herankommen . Es waren nicht weniger als hundert Mann. Da sagte Thorgils: "Es ist möglich, daß wir bald mit genügend vielen zu tun haben werden." Jene rüsteten sich schnell, und ihr Häuptling begann zu sprechen: "Damals, als dieser Thorgils mir meine Schwester zurückgab, dachte ich, daß ich nicht die Schar seiner Feinde vermehren würde." Jarl Hugi war gekommen und lud sie ein, zu ihm zu kommen, und das nahmen sie an. Hugi ließ ihr Schiff ausbessern, und sie blieben den Rest des Winters über bei ihm. Hugis Schwester lebte noch und empfing sie voll Freude. Ihre Mutter war inzwischen gestorben. Der Jarl ließ Thorgils ganze Habe sammeln und aufs Schiff bringen und vermittelte einen Ausgleich zwischen Thorgils und Anakol, der sie beide zufriedenstellte. vor ihrer Abreise beschenkte er sie.


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