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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


16. Thorgils tötet Svart und findet eine Höhle

Am nächsten Morgen gingen Thorgils und Thorstein mit dem Jarl zum Kampfplatz, und Thorgils hatte sich zum Kampfe gerüstet. Der Wiking fragte ihn nach dem Schwerte Bladnir. Thorgils antwortete, er wüßte nicht, ob dessen Knauf über der Erde wäre.

Thorgils zog jetzt das Schwert aus dem Sande heraus, und dann fochten sie. Als sie eine Weile gefochten hatten, hieb Thorgils den unteren Rand von Svarts Schild und Svart selbst den Fuß ab. Dann schlug er ihm den Kopf ab.

Damals gab es ein Gesetz, daß man sich alle Güter dessen aneignen durfte, den man im Zweikampf gefällt hatte. Thorgils nahm Svarts sämtliche Schiffe und alle seine Habe, und bekam Gudrun, die Schwester Jarl Olafs, zum Weibe. Jetzt fehlte es Thorgils weder an Mannschaft, noch an Geld.

Im Frühling sagten sie dem Jarl, daß sie im Sommer auf Freibeuterei ausziehen wollten. Sie fuhren nach den Hebriden und stellten die Einwohner vor die Wahl, entweder Plünderung und Totschlag zu ertragen, oder Jarl Hakon die Steuern zu bezahlen. Sie zogen vor, die Steuern zu bezahlen, die ihnen auferlegt waren. Die Steuern wurden bezahlt, und dann fuhr Thorgils mit seiner Mannschaft ostwärts nach Norwegen zu Jarl Hakon, der ihn freundlich empfing. Sie gaben ihm das Geld und außerdem noch kostbare Geschenke.

Der Jarl überließ jetzt Thorgils die Landgüter in Sogn. Thorgils und der weiße Thorstein blieben den Winter über beim Jarl und wurden sehr geehrt. Im Sommer wollten sie auf Freibeuterei ziehen und im Winter zum Jarl zurückkehren



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In einer Nacht kam Audun zu Thorgils und forderte von ihm das Schwert Bladnir zurück: " — ich werde dir dafür zunächst eine Art geben, und bald ein gutes Schweri."Thorgils antwortete, er solle das Schwert nehmen. Audun dankte ihm dafür und gab ihm einen goldnen Fingerring. Als Thorgils erwachte, war das Schwert fort, und das tat ihm sehr leid.

Im Sommer zogen sie auf Freibeuterei. Gyrd hieß ein Wiking, den sie im Sommer bei einer Insel trafen. An einem Morgen kam eine Schute von Gyrds Schiffen zu Thorgils und überbrachte die Botschaft, daß Gyrd sich ihm anschließen wollte. Das geschah, und Gyrd sollte ebenso viele Schiffe haben, wie Thorgils und dafür die Hälfte der Beute erhalten.

Den Sommer über waren sie auf Wikingerfahrt und machten große Beute. Sie töteten viele Räuber und Wikinger, ließen aber Bauern und Kaufleute in Frieden.

Im Sommer kamen sie nach Island. Dort, wo sie landeten, befand sich ein Wald. Sie gingen in den Wald hinein und sahen, daß an einer Stelle das Laub von einem Baume gefallen war. Sie zogen den Baum heraus und sahen unter ihm eine unterirdische Höhle. In ihr waren bewaffnete Männer. Thorgils schlug seinen Leuten vor, daß derjenige die Kostbarkeiten haben sollte, der zuerst in die Höhle ginge, und alle stimmten dem zu, nur nicht Gyrd. Darauf sprang Thorgils in die Höhle und fand dort keinen Widerstand. Dort lag ein blaues Tuch, zwei Goldringe und ein gutes Schwert. Zwei Frauen waren dort, die eine war jung und schön, die andere alt, aber auch schön.

Thorgils ging durch die Höhle, und an vielen Stellen trat der Fels heraus. Er hatte eine Wurzelkeule in der Hand, mit der schlug er um sich, und die meisten flohen vor ihm. Thor~tein ging mit ihm, und als sie die Höhle verließen, nahmen sie die junge Frau mit sich aufs Schiff, und auch die ältere.

Die Leute von der Höhle verfolgten sie jetzt, aber Thorgils und seine Genossen stachen in See, sobald sie die Schiffe erreicht hatten. Jetzt trat ein Mann aus der Schar der verfolger hervor und hielt eine lange Rede, aber sie verstanden seine Worte nicht. Da sagte die gefangene Frau auf nordisch, daß jener das geraubte Gut aufgäbe, — " wenn ihr uns frei



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laßt. Dieser Mann ist Jarl und mein Sohn, ich aber stamme mütterlicherseits aus Vik. Wenn ihr meinem Rate folgt, werdet ihr den größten Nutzen aus den Kostbarkeiten ziehen, denn schwere Last folgt dem Schwerte. Mein Sohn heißt Hugi, erbietet dir, Thorgils, Geld, wenn ihr mich hier laßt. Es wird euch kein Glück bringen, uns zu entführen." Thorgils folgte ihrem Rate und brachte die Frauen ans Land. Jarl Hugi ging ihnen voll Freude entgegen und gab ihm einen Ring. Einen zweiten empfing Thorgils von Hugis Mutter und einen dritten von der Jungfrau, und dann wünschten sie ihm Glück.


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