Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


13. Thorgils überwindet ein Gespenst

Im Frühling sagte Thorgils zu Olaf, daß er im Sommer auf Kauffahrt ziehen wolle, um sich Gunnhilds Übergriffen zu entziehen . Olaf gefiel das sehr,

Thorgils war den Sommer über auf Kauffahrt, und erstand sich gut dabei. Im Herbste kam er zur Westbucht zu einer Frau, die Gyda hieß. Sie war Witwe und hatte einen Sohn, der Audun hieß. Beide verpflegten ihn gut. Gyda kannte viele alte Künste und Wissenschaften. Audun war freundlich gegen Thorgils und bat ihn um seine Freundschaft, als dieser fortreiste.

Darauf kam Thorgils zu einem mächtigen Manne, der Björn hieß, und hatte es gut bei ihm. Dort waren die Zimmer sehr schön, und man pflegte früh zu Bett zu gehn. Thorgils Sagte, warum das geschähe; und bekam zur Antwort; das Björns Vater der vor kurzer Zeit gestorben war, umginge, und daß sich die Leute vor ihm fürchteten. Thorgils war damals sehr stars geworden. Im Winter geschah es oft, daß Thorgils hörte, wie jemand ans Dach schlug. In einer Nacht stand er auf, nahm eine Art in die Hand und ging hinaus. Da sah er ein großes und bösartiges Gespenst vor der Tür stehen. Thorgils hob die Art, da wandte sich das Gespenst ab und ging zu seinem Grabhügel. Thorgils folgte ibm, und als sie den Hügel erreichten, wandte das Gespenst sich ihm wieder zu.



Thule-Bd.13-086 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

Sie begannen zu ringen, denn Thorgils hatte die Art fallen lassen, Ihr Kampf war so hart und grimmig, daß sie die Erde mit ihren Füßen aufwühlten. Endlich aber, da Thorgils zu einem längeren Leben bestimmt war, siel das Gespenst rücklings hin und Thorgils darauf. Thorgils schöpfte Atem und griff dann nach seiner Art. Er hieb dem Gespenste den Kopf ab und sprach dann über ihm, daß es keinem Menschen mehr Schaden zufügen solle, und niemals wurde es mehr gesehen. Björn erwies Thorgils große Ehre, weil er ihm so großen Frieden im Hause verschafft hatte.

In einer Nacht wurde an die Tür geklopft, und Thorgils ging hinaus. Sein Freund Audun, der Sohn Gydas war gekommen. Thorgils begrüßte ihn freundlich und fragte, was er wolle. Audun antwortete; er bedürfte seines Beistands, da seine Mutter Gyda gestorben wäre und seltsame Dinge sich bei ihrem Tode ereignet hätten " — alle Leute sind fortgezogen, denn niemand wagte zu bleiben. Jetzt will ich sie zu Grabe bringen, und du mußt mich begleiten." "Das soll geschehen," antwortete Thorgils.

Dann ging er mit Audun fort, ohne Björn etwas davon zu sagen. Sie kamen zu Auduns Gehöft, fanden dort die tote Hausfrau , und richteten die Leiche her. Audun sagte: "Du, Thorgils , sollst einen Sarg für meine Mutter zimmern und ihn unten mit Füßen versehen. Der Sarg muß mit starken Haken geschlossen werden, denn das ist notwendig, wenn wir Erfolg haben wollen." Das wurde alles gemacht. Audun sagte, er würde bestimmen, was mit dem Sarg zu geschehen hätte: — wir müssen sie forttragen und begraben, und darauf so schwere Gegenstände, wie nur möglich, legen." Sie gingen dann, und als sie eine Weile gegangen waren, begann es in dem Sarge laut zu knacken, und dann sprangen die Haken ab, und Gyda stieg aus dem Sarge heraus. Jetzt sprangen die beiden hinzu, ergriffen sie und mußten sich anstrengen, obgleich sie beide starke Männer waren. Sie beschlossen, sie zu einem Holzstoß zu bringen, den Audun errichtet hatte. Dann hoben sie sie auf den Holsstoß und warteten, bis sie verbrannt



Thule-Bd.13-087 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

Nun sagte Audun "Reiche Freundschaft hast du mir erzeigt, Thorgils, und große Mannhaftigkeit, wie bei allen Gelegenheiten . Schwert und Mantel will ich dir geben, aber wenn ich später einmal das Schwert zurückverlange, so mußt du mir es geben. Doch werde ich dir dann eine andere gute Waffe dafür schenken." Mit dieser verabredung schieden sie, und Thorgils kehrte zu Björn zurück.

Wir beginnen die Erzählung wieder dort, wo Björn Thorgils vermißte. Er war sehr traurig darüber und sagte, er hätte einen guten Mann verloren: —und das wäre schlimm, wenn ein Troll oder Unhold ihn entführt hat. Wir sollten ihm zur Ehre trinken, und ich fürchte, daß es kein Empfangstrunk werden wird, denn wir haben ihn so viele Tage gesucht."

Während dieses Gelages kehrte Thorgils zurück und wurde von Björn herzlich empfangen. Das Fest begann aufs neue, und dann gingen die Männer nach Hause.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt