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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


12. Thorgils' Fahrt nach Norwegen

Im Jahre darauf geschah es, daß einige Knechte auf einem Grabhügel nach Schätzen gruben. Thorgils kam zu ihnen und sagte, daß er nicht ihnen gehörte, nahm ihnen drei Mark ab und schlug sie. Er gab Loft dieses Geld und alles andere, das er erwarb. Er wurde jetzt berühmt, obgleich er noch Sung war.

Als Thorgils fünfzehn Winter alt war, gelüstete es ibn, nach Norwegen zu fahren. Er war damals schon an Verstand und Kräften erwachsen. Er ging zu Thorbum, seinem Stiefvater, und bat ihn, sein Gut mit ihm zu teilen. Loft bat ihn, noch einen Winter bei ihm zu bleiben und sagte, dann würde er alles bekommen, was er wollte. Thorgils tat es, und als er sechzehn Winter alt war, bat er Thorgrim zum zweitenmal,



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sein Gut mit ihm zu teilen. Thorgrim antwortete: "Dazu habe ich noch keine Lust, denn ich glaube nicht, daß du besser als ich verstehst, das Gut zu verwalten." Thorgils sagte:"Ich will es jetzt haben, und wenn ich es jetzt nicht bekomme, so werde ich es bekommen, wenn ich es zum drittenmal verlangen werde." Er ging dann zu Loft und erzählte ihm das vorgefallene. Loft antwortete, er glaube nicht daß Thorgrim ihm das Gut verweigern werde wenn er es zum drittenmale verlangte. Dann gab Loft ihm Geld zur Fahrt nach Norwegen. Aber Thorgils sagte, er wolle diesmal nur wenig mitnehmen. Als er zur Reise gerüstet war; rief er seine Spielgenossen zusammen und sprach zu ihnen: "Ich will euch jetzt die Freude belohnen, die ich durch euch gehabt habe, und eure Freundschaft. Nehmt diese drei Mark Silber, die ich den Knechten abgenommen habe Mein Pflegevater Soft aber soll den Ring behalten und meine Freundschaft."

Darauf fuhr Thorgils mit geringer Habe vom Fährensunde fort und kam im Herbste nach Norwegen. Er blieb den Winter über bei einem Manne; der Olaf hieß. Olaf wohnte in Hardanger . Er war mächtig und klug.

zu jener Zeit herrschte Harald Graumantel zusammen mit seinen Brüdern und der Königsmuter Gunnhild über Norwegen. Im Winter besuchten sie die Gelage, wie es Sitte war.

Olaf rüstete nun ein prachtvolles Gelage für den König und seine Mutter, und als das Gelage in vollem Gang war, Sagten sie, wer der große, jugendliche Mann wäre, der dort war. Olaf antwortete: "Das ist ein Isländer." Der König sagte: "Aus vornehmem Geschlechte muß er stammen, das kann man an seinem Gesichte sehen."

Thorgils spielte mit dem Könige, und dieser hatte viel Freude an ihm, und Thorgils hatte immer Glück beim Spiele. Da sagte der König: "Dich werde ich Thorgils, meinen Helden, neunen " Thorgils sagte da dem Könige, daß er von seinen edlen Ahnen großen Besitz in Sogn geerbt hätte. Der König antwortete: "Meine Mutter hat jetzt deine Ländereien verwaltet und bestimmt allein darüber. Suche ihre Freundschaft, so wird es dir gut gehen." Thorgils sprach dann mit Gunnhild über diese



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Sache. Sie antwortete ihm freundlich, und bot ihm an, Hofmann beim Könige zu werden. Thorgils sagte, er wäre nicht geeignet, am Königshofe zu leben, und lehnte das Angebot ab. Darüber erzürnte die Königin und trat mit dem Fuß nach ihm und stieß ihn vom Hochsitz herunter und verweigerte ihm seine Erbgüter und sagte, er wüßte nicht, was zu seiner Ehre diente. Der König war freundlich zu ihm und gab ihm im geheimen Silber, sodaß er Geld seinen Handel hatte. "Damit wirst du reich werden können," sagte er; " wenn das Glück bei dir ist. Komm zu uns, wie ein Freund, aber am besten dann, wenn meine Mutter nicht in der Nähe ist." Dann verließ der König das Gelage.


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