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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


2. Von Ingolf und Leif

Hromund, der Sohn Greips, hatte zwei Söhne Björnolf und Hroald. Beide waren hervorragende Männer. Totschläge halber,



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die sie verübt hatten, verließen sie Telemarken und ließen sich auf Fjalir im Talfjorde nieder. Björnolfs Sohn hieß Örn, er herrschte über Firdir. Sein Sohn hieß Ingolf und seine Tochter Helga. Beide waren schön anzusehen. Hroalds Sohn hieß Hrodmar und dessen Sohn Leif. Ingolf und Leif waren Vettern und Schwurbrüder. Leiks Mutter war Hrodny, die Tochter Ketils des Bibers, des Sohnes Hördakaris.

Zu der Zeit dieser Erzählung war Ingolf zwanzig Winter alt, aber Leif nur achtzehn. Ingolf ging zu seinem Vater und sagte ihm, er wolle auf Wikingerfahrt gehen und bat ihn um Unterstützung. Leif ging zu seinem Vater und bat ihn um dasselbe, und sie bekamen mehrere Langschisse. Dann baten sie die Söhne Atlis, die große Lust hatten, mit Ingolf auszusieben, sie zu begleiten.

Es galt aber damals ein Gesetz, daß niemand, der jünger als zwanzig Winter war, auf Heerfahrt ausziehn durfte, sonst hätten sie gern Leif mitgenommen. Da sagte Leif: "Wenn wir auf die Probe gestellt werden, wird es sich zeigen, ob ich hinter euch zurückstehe, und wenn ich nicht schlechter bin als andere, dürft ihr mich meine Jugend nicht entgelten lassen." Ingolf antwortete, daß sie zusammen oder keiner von ihnen ausziehen solle. Da wurde beschlossen, daß sie alle zusammen auf die Wikingerfahrt ausziehen sollten, und es wird berichtet, daß sich Leif eisig und tüchtig in allen Mannesproben zeigte.

Ingolf war klug und tapfer bei allen Schwierigkeiten. Sie machten im Sommer große Beute und kamen im Herbste zurück. Inzwischen war Leifs Vater Hrodmar gestorben.

Sie verabredeten sich, im nächsten Sommer wieder zusammen auf Wikingerfahrt auszuziehen und als sie im Herbste zurückkehrten , war Ingolfs Vater Örn tot.

Hallstein lud die beiden Schwurbrüder Ingolf und Leif zu einem Gelage ein, und sie nahmen das an. Als sie voneinander schieden, machte er ihnen kostbare Geschenke. Später luden die Schwurbrüder die Jarlssöhne zu einem Gelage ein. Sie luden auch noch viele andere ein, denn sie wollten große Gefolgschaft haben, falls es zu Streitigkeiten käme.



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Jetzt kamen die Brüder zum Gelage, und den Männern wurden ihre Sitze angewiesen. Beim Gelage trug Helga das Bier herum. Sie war die schönste und edelste aller Frauen.

Jetzt wird berichtet, daß Herstein sie oft freundlich ansah, und daß er bei diesem Gelage den Schwur tat, entweder solle Helga sein Weib werden oder er walle unvermählt bleiben. "Ich habe jetzt die Reihe der Reden eröffnet," sagte er "jetzt kommst du, Ingolf." Ingolf antwortete: "Hallstein soll jetzt reden, denn er ist der klügste und unser Führer in allen Dingen." Hallstein sagte: "Dies schwöre ich, gerecht zu urteilen, wenn mir ein Urteil überlassen wird, auch wenn ich Verpflichtungen haben sollte." Herstein sagte:"Dein Schwur ist nicht um so viel klarer, als du für klüger als wir angesehen wirst. Wie willst du verfahren , wenn es sich um deine Freunde oder Feinde handelt:" Hallstein antwortete: "Das werde ich mit mir selbst ausmachen ." "Diesen Schwur leiste ich," sagte Ingolf, " mit niemand mein Erbe zu teilen, als mit Leif." "Das verstehen wir nicht," sagte Herstein. Hallstein sagte: "Das ist doch leicht zu verstehen: er will seine Schwester Helga Leif zum Weibe geben." Leif gab das Gelübde, nicht ein geringerer Mann als sein Vater zu werden. Hallstein antwortete: "Dazu gehört nicht viel, da dein Vater seiner Untaten wegen aus Telemarken hierher zog." Jetzt schloß das Gelage, und Herstein sagte nichts über die Haar. Die Jarlssöhne gingen nach Hause und blieben den Winter über auf ihrem Gehöfte. Ebenso die Schwurbrüder. Zwischen ihnen herrschte damals Frieden-


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