Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


6. Der vergleich zwischen den Grönländern und den Kaufleuten

Hall hieß ein Mann, der auf Sonnenberg wohnte. Er war klug und ein guter Bauer. Er war in Sokkis Schar und kam mit seinen Leuten zuletzt an. Er sagte zu Socke "Ich halte nicht viel von deinem Plan, mit Booten die großen Schiffe anzugreifen, die sich wohl gerüstet haben werden, und ich weiß nicht, wie zuverlässig deine Leute sind. Alle tapferen Männer werden sich schlagen, aber die andern werden sich schonen, und die Führer werden deshalb früher müde werden. Dann wird es noch schlechter um unsere Sache stehen, als früher. Ich halte es das ratsamste, wenn man einen Angriff unternehmen soll, daß jeder einzelne Mann schwört, entweder hier zu fallen oder zu siegen. Bei diesen Worten Haus wurden die Männer sehr versagt. Sokki sagte: "Wir dürfen doch



Thule-Bd.13-065 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

diese Sache nicht aufgeben, ohne daß ein vergleich geschlossen wird." Hall sagte, er wolle versuchen, einen vergleich zu vermitteln, rief die Kaufleute an und sagte: "Sieht es mir frei, zu euch zu kommen:" Kolbein und Keul antworteten, daß es ihm frei stünde. Da ging Hall zu ihnen und legte ihnen die Notwendigkeit dar; daß der Streit nach solchen großen Ereignissen verglichen würde. Jene antworteten, sie wären auf alles vorbereitet, was die andern wollten, daß aber alle Gewalttätigkeiten von den Grönländern ausgegangen seien: " —da du aber so ehrlichen Willens zu sein scheinst, sind wir einverstanden, daß du zwischen uns vermittelst." Hall antwortete ; er wolle es tun, und so urteilen, wie es ihm am gerechtesten schiene, wie es auch den andern dünken möge. Dieser vorschlag wurde dem Sokki vorgetragen. Er sagte, er wäre auch damit einverstanden, daß Hall den Schiedsspruch fällte. Die Kaufleute sollten sich auch nachts mit der Rüstung ihrer Schiffe beschäftigen, denn man sagte, daß Sokki nichts anderes wolle, als daß sie aufs schnellste fortsegelten " —aber wenn sie ihre Abreise verzögern und mich damit erzürnen, können sie erwarten, wie Friedlose behandelt zu werden, wo man sie findet." Damit schieden sie, und ein Zusammentreffen um vergleich wurde verabredet.

Ketil sagte: "Es sieht nicht aus, als ob wir bald gerüstet sein werden, aber unsere Lebensmittel nehmen ab, und deshalb rate ich, nach Lebensmitteln zu suchen. Ich weiß auch, wo ein Mann wohnt, der viel Lebensmittel hat, und ich rate, sie zu holen." Sie antworteten, sie wären völlig dazu bereit.

In einer Nacht liefen sie zu den Schiffen, im ganzen dreißig Mann, alle bewaffnet, und kamen zu dem Gehöft, das aber ganz verlassen war. Thorarin hieß der Bauer, der dort wohnte. Ketil sagte: "Mein Rat war verfehlt." Sie verließen dann das Gehöft und gingen zu den Schiffen hinunter. Ihr Weg führte durch ein Gebüsch. Da sagte Ketil: "Ich bin müde und will schlafen." Sie sagten, es wäre nicht sehr ratsam, aber er legte sich doch nieder und schlief ein, während die andern um ihn saßen. Bald darauf erwachte er und sagte:



Thule-Bd.13-066 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

"Viel sah ich im Traume: Es wird uns nicht schädigen, wenn wir den Busch unter meinem Kopfe herausziehen." Sie sogen den Busch heraus, und unter ihm war eine große Höhle. Keul sagte: Laßt uns erst sehn, was es hier Beute gibt," Sie fanden dort sechzig geschlachtete Rinder und zwölf Gewichte Butter und viele Fische. "Es ist gut sagte Ketil, "daß ich euch nichts Falsches gesagt habe." Jetzt gingen sie an Bord mit ihrer Beute

Nun kam die zur versammlung festgesetzte Zeit heran, und die Kaufleute wie die Bauern kamen. Da sagte Hall: "So ist mein Schiedsspruch zwischen euch: ich will, daß Össurs und Ein ars Tod sich ausgleichen, doch sollen die Norweger friedlos sein und hier weder Obdach noch Nahrung finden. Diese Totschläge sollen sich ausgleichen: des Bauern Steingrim und Simons, des Norwegers Krak und des Grönländers Thorsinn, des Norwegers Vighvat und des Grönländers Björn, Thorirs und Thords. Nun ist einer unserer Männer noch ungebüßt, nämlich Thorarin, der unversorgte Kinder hinterläßt. Er soll mit Geld gebüßt werden." Sokki sagte, ihm und anderen Grönländern gefiele der Spruch nicht, daß alle Totschläge sich ausgleichen sollten. Hall antwortete, sein Spruch solle doch bestehen, und damit schieden sie.

Bald darauf wurde Eis angetrieben und versperrte alle Fjorde; und die Grönländer freuten sich, daß sie doch die Norweger ergreifen könnten, wenn diese nicht so schnell fortführen, wie es verabredet war. Aber beim Mondwechsel trieb alles Eis fort; und die Kaufleute bekamen günstigen Wind zur Abfahrt von Grönland und segelten fort.

Sie kamen nach Norwegen. Kolbein hatte einen Eisbären von Grönland mitgebracht und ging mit dem Bären zu König Harald Gilli und gab ihm diesen. Er trug dem Könige vor; welche schwere Züchtigung die Grönländer verdienten, und verleumdete sie. Aber der König hörte später anderes darüber und hielt Kolbein für einen Verleumder und gab ihm keinen Lohn für das Tier.

Später schloß sich Kolbein Sigurd Slembidjakn an, überfiel König Harald Gilli und schlug ihm eine Wunde. Als sie



Thule-Bd.13-067 Groenlaender u. Faerinder Geschichten Flip arpa

dann an Dänemark bei scharfem Winde vorüberführen, war Kolbein im Schleppboot. Das Boot zerbrach und Kolbein ertrank. Aber Hermund kam mit seinen Leuten nach Island zu seinen Erbgütern.

Und damit schließt diese Saga.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt