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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


5. Einars Tod

Diese Ereignisse wurden bekannt, und die Kaufleute hörten davon.

Da sagte Ketil, der Sohn Kalfs: Es ging nicht viel anders zu, als ich voraussagte, daß er sich in große Gefahr begäbe." Ein Mann hieß Simon, ein Verwandter Össurs, er war groß und stark. Keul sagte, es wäre möglich, daß, wenn Simon seine Kräfte brauchte, er sich an den Tod Össurs, seines Verwandten, erinnern würde. Simon antwortete, daß er keine großen Worte darüber hören wollte.

Ketil ließ ihr Schiff zurüsten und schickte Leute zum Schiffsführer Kolbein, um diesem das vorgefallene zu berichten: " —und sagt ihm, daß ich gegen Einar klagen werde, denn ich bin der grönländischen Gesetze kundig und dazu bereit. Wir hätten auch ein starkes Gefolge, wenn wir nur alle unsere Anhänger sammeln können. Simon sagte, er wolle Ketils Rat befolgen. Dann begab er äch zu Kol bein. Er berichtete diesem den Totschlag und Ketils Botschaft, und daß sie ihm mit den Leuten aus der westlichen Ansiedelung zu Hilfe kommen und auf das Thing der Grönländer gehen würden. Kolbein antwortete , wenn er könnte, würde er gewiß kommen, und sagte, er wünschte; daß die Grönländer keinen vorteil davon hätten , Norweger zu töten.

Ketil übernahm dann Simons Klage und ging mit einer Schar fort, ließ aber sagen, daß die Kaufleute ihm bald folgen sollten: " — nehmt eure Waren mit!"

Sobald Kolbein diese Nachricht erhalten hatte, brach er auf, bat seine Genossen, zum Thing zu gehen und sagte, daß



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sie so großes Gefolge haben würden, daß die Grönländer sie kaum würden überwältigen können. Kolbein und Ketil trafen einander und ratschlagten. Beide waren hervorragende Männer. Bei der Abfahrt hatten sie ungünstigen Wind, kamen aber doch vorwärts. Sie hatten ein großes Gefolge; doch nicht so viele Männer; wie sie erwartet hatten.

Jetzt versammelte sich das Thing. Sokki, der Sohn Thorirs, war gekommen. Er war ein weiser alter Mann, und man wählte ihn oft, um Rechtsstreitigkeiten zu entscheiden. Er ging zu Kolbein und Ketil und sagte: "Ich will versuchen, einen vergleich herbeizuführen. Ich will mich erbieten, einen Schiedsspruch in eurer Angelegenheit zu fällen. Obgleich es mir schwer fallen wird, da Einar mein Sohn ist, wird mein Spruch doch so ausfallen, daß ich und andere weise Männer ihn als gerecht anerkennen. Ketil antwortete, er und seine Freunde wollten die Klage gesetzlich durchfechten und vorher keinen vergleich eingehen: " — bis jetzt ist man schlimm mit uns umgegangen, und wir sind nicht gewohnt, uns demütigen zu lassen." Sokki antwortete, daß sie seiner Meinung nach nicht gleich stark wären, wenn es zum Kampfe käme. Er sagte auch, es wäre ungewiß, ob sie nicht mehr Ehre davon hätten, wenn er den Spruch fällte.

Die Kaufleute gingen sum Gericht; und Ketil brachte die Klage gegen Einar vor. Da sagte Einar: "Weit umher wird es bekannt werden, daß sie gegen uns geklagt haben." Er ging zum Gericht, zerstreute es, und die Kaufleute kamen nicht ;u ihrem Rechte.

Da sagte Sokki: ,Den vorschlag zum vergleich nach meinem Spruch solltet ihr noch wählen können." Ketil antwortete: "Es wird nichts helfen, wenn du uns eine Genugtuung anbietest, da Einars Zügellosigkeit in dieser Sache immer dieselbe bleiben wird." Damit schieden sie,

Die Kaufleute aus der westlichen Ansiedelung hatten nicht zum Thinge kommen können, da sie widrigen Wind bekommen hatten, als sie mit ihren beiden Schiffen segelfertig dalagen.

Mitten im Sommer sollte bei Schmalland ein vergleich geschlossen werden. Da kamen die Kaufleute von Westen her und legten



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bei einer Landspitze an. Alle versammelten äch dort und berieten sich. Kolbein sagte:"Früher wären wir nicht so nahe an einem Vergleich gewesen, wenn wir alle zusammengewesen wären. Jetzt dünkt es mir aber am rätlichsten zu sein, daß wir alle vollbewaffnet zur versammlung gehen." Das geschah, und sie verbargen sich in einer kleinen Bucht dicht beim Bischofssitz. Da begann man plötzlich beim Bischofssitz zur Hochmesse ;u läuten, und das, weil Einar, der Sohn Sokkis, kam. Und als die Kaufleute das hörten, sagten sie, daß Einar eine große Ehre erwiesen würde, wenn man seines Kommens wegen läutete. und daß es eine Schande wäre, und sie wurden zornig darüber. Ketil sagte: "Erzürnt euch nicht darüber, denn es ist möglich, daß es zum Totengeläut wird, bevor noch der Abend kommt."

Jetzt näherte sich Einar mit seinem Gefolge und setzte sich bei einem Abhang nieder. Sockt holte Kostbarkeiten zur Schätzung hervor, die zur Buße bestimmt waren. Ketil sagte: "Ich will, daß Hermund, der Sohn Kodrans, und ich die Schätzung vornehmen." Sokki antwortete, so solle es sein.

Simon, Össurs verwandter, ging mit unzufriedenem Gesicht herum, während die Schätzung der Kostbarkeiten vor sich ging. Dann wurde ein alter Plattenpanzer hervorgeholt. Da sagte Simon: "Es ist schändlich, daß so etwas für einen Mann, wie Össur, geboten wird," und warf den Panzer hin und ging zu denen, die am Abhang saßen.

Als die Grönländer das sahen, sprangen sie auf und liefen den Abhang hinunter, Simon entgegen. Gleich darauf ging Kolbein ganz allein an ihnen vorbei und griff sie von hinten an. Im selben Augenblick, wo er von hinten Einar zwischen beide Schultern hieb, traf Einars Art Simon in den Kopf, und beide wurden tödlich verwundet. Einar rief, wie er siel: "Das stand zu erwarten!" Dann lief Einars Bundbruder Thord auf Kolbein zu, um ihn niederzuhauen. aber Kolbein eilte ihm entgegen und traf Thord mit der Artspitze in die Keble daß er sogleich starb. Jetzt begann ein harter Kampf. Der Bischof saß bei Einar, der in seinem Schoße verschied.

Steingrim hieß ein Mann. Er bat mit dem Kampf aufzuhören



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und trat zwischen einige der Kämpfenden, aber auf beiden Seiten war die Wut so groß, daß Steingrim in der Hitze des Streits von einem Schwert durchbohrt wurde. Einar starb oben am Abhange bei den Zelten der Grönländer.

Jetzt wurden viele Männer schwer verwundet. Kolbein und seinen Genossen gelang es, mit drei von ihren Leuten, die gefallen waren, an Bord zu kommen, und sie fuhren dann über den Einarsfjord nach den Skjalgsbuden. Dort lagen die Handelsschiffe, und man begann sie in großer Eile zu rüsten. Kolbein sagte: "Es ist heiß hergegangen, und ich glaube, daß die Grönländer jetzt weniger zufrieden als vorher sind." Ketil sagte: "Wahr sprachst du, Kolbein, daß wir Grabgeläute hören würden, bevor wir fortführen, und ich glaube, daß Einar tot zur Kirche getragen worden ist." Kolben antwortete, daß er das Seinige dazu getan hätte. Ketil sagte: "Es ist zu erwarten , daß die Grönländer uns angreifen werden. Deshalb schlage ich vor, daß alle sich entsprechend rüsten und nachts auf den Schiffen bleiben." So geschah es.

Aber Sokki war sehr betrübt über diese Geschehnisse und forderte Beistand von seinen Landsleuten.


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