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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


4. Össurs Tod

Ber Bischof wurde sehr zornig, als er hörte, daß das Schiff zerstört sei. Er rief Einar, den Sohn Sokkis, zu sich und sagte: "Jetzt muß ich dich an den Schwur erinnern, den du ablegtest, bevor wir von Norwegen abreisten, die Schmach an denen zu rächen, die eine solche dem Bischofstuhle und seinem Besitz zugefügt haben. Ich meine, daß Össur sein Leben verwirkt hat, da er unser Eigentum zerstörte und uns in allen Stücken zuwiderhandelte. Ich kann nicht leugnen, daß es mir nicht gefällt, mich mit dem Geschehenen ruhig abzufinden, und ich werde dich meineidig nennen, wenn du dich untätig verhältst ." Einar antwortete:"Das ist nicht wohlgetan, Herr. Aber manche werden sagen, daß Össur zu entschuldigen ist, da man ihm soviel entrissen hat. Doch hat er sich nicht gut aufgeführt, als die Leute die Kostbarkeiten sahen, die ihre verwandten besessen hatten und die sie nicht bekamen. Ich weis kaum, ob ich dir etwas versprechen kann." Sie schieden kühl, und der Bischof hatte ein zorniges Gesicht.

Als man sich zu Kirchenweibe und Gelage auf Langspitz



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versammelte, waren auch der Bischof und Einar dort. viele Leute waren zum Gottesdienste gekommen, und der Bischof sang selbst die Messe. Össur war gekommen und stand südlich vor der Kirche, nahe der Kirchenwand, und ein Gefolgsmann des Bischofs, Brand, der Sohn Thords, sprach mit ihm. Dieser Mann bat Össur, dem Bischof nachzugeben und sagte: "Ich hoffe, daß alles ein gutes Ende nehmen wird, aber jetzt ist Gefahr im verzuge." Össur antwortete, er könne sich dazu nicht überwinden, so schlecht wie er behandelt worden sei. So sprachen sie eine Weile miteinander. Da ging der Bischof mit seinen Leuten aus der Kirche nach Hause, und Einar war in seinem Gefolge. Als sie bei der Haustür angekommen waren, trennte sich Einar von dem Gefolge und ging allein zum Kirchhofe, nahm einem Kirchenbesucher die Art aus den Händen und ging zur Südseite der Kirche. Össur stand dort und stützte sich auf seine Art. Einar versetzte ihm einen tödlichen Streich und ging darauf zu den andern, die bei Tisch saßen. Er ging in die Stube, setzte sich dem Bischof gegenüber und sagte kein Wort. Später kam Brand, der Sohn Thords, in die Stube, ging zum Bischof und sagte: "Ist euch etwas berichtet worden, Herr:" Der Bischof antwortete: Ich habe nichts gehört; und was hast du zu berichten:" Brand sagte: "Da draußen brach einer zusammen." Der Bischof Sagte: "Wer hat das verursacht, und wen betraf es" Brand antwortete: " Ein Mann ist in der Nähe, der davon erzählen könnte." Der Bischof fragte: "Hast du, Einar, Össur den Tod gegeben:" Er antwortete: "Gewiß, das habe ich getan." Der Bischof sagte: Solche Handlungen sind nicht gut, obgleich sie zu entschuldigen sind." Brand bat, die Leiche zu waschen und über sie singen zu lassen. Der Bischof antwortete , er wolle dazu Zeit geben. Die Männer saßen bei Tisch, aber griffen nur langsam zu, und der Bischof bestimmte erst Männer; um über die Leiche zu singen, als Einar darum bat und sagte, Össur sollte mit allen Ehren begraben werden. Der Bischof sagte: "Es wäre richtiger, Össur nicht bei der Kirche zu begraben. Doch deiner Bitte wegen soll er hier bei dieser Kirche begraben werden, bei der kein Priester wohnt." Er ließ



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erst Priester über der Leiche singen, als sie zugerichtet war. Da sagte Einar: In großer Eile find Dinge geschehn und gewiß nicht ohne euer Zutun. Aber hier haben wir es mit sehr übermütigen Männern zu tun, und mir ahnt, daß großes Unglück uns treffen wird." Der Bischof antwortete, er hoffe, daß man den Übermut zurückweisen würde, aber ehrenvolle Buße und Schiedsspruch in dieser Sache anbieten würde, wenn man nicht zu gewalttätig vorginge.


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