Grönländer und Färinger Geschichten
Übertragen von Erich von Mendelssohn
Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912
2. Arnbjörn und seine Leute werden tot
aufgefunden
Ein Grönländer hieß Sigurd. Er war Njals Sohn. Er fuhr oft im Herbst zum Fang in die Einöden. Er war ein großer Seefahrer. vierzehn Männer begleiteten ihn. Sie kamen im Sommer zum Gletscher Weißmantel und fanden dort einige von Menschen angelegte Feuerstellen, sowie allerhand Jagdgeräte. Da sagte Sigurd: "Was wollt ihr lieber, zurückkehren oder weiterfahren: vom Sommer ist nicht mehr viel übrig, aber unsere Beute ist nur gering." Die Mannschaft antwortete, sie wolle lieber zurückkehren, denn es wäre sehr gefährlich, in den großen Fjorden unter den Gletschern zu kreuzen. Sigurd sagte, das wäre wahr: " —doch sagt mir eine Ahnung, daß die beste Beute noch übrig ist, wenn wir sie nur erreichen." Sie baten ihn, alles zu bestimmen, und sagten, sie hätten immer seiner vorsicht vertraut und alles wäre gut gegangen.
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Da sagte er, er wolle lieber weiter geben, und so geschah es.
Steinthor hieß ein Mann, der mit ihm auf dem Schiffe war. Er begann: "Ich träumte in der letzten Nacht, Sigurd, und werde dir den Traum erzählen: als wir über diesen großen Fjord gesegelt waren, dünkte es mir, daß ich zwischen einige Berge gekommen sei und nach Rettung schrie." Sigurd sagte, der Traum wäre recht gut: " — du solltest nur deine eigene Rettung nicht mit Füßen treten und dich in eine solche Lage begeben, wo du deinen Mund nicht halten kannst." Steinthor war ziemlich heftiger Sinnsart und unvorsichtig, Als sie in den Fjord hineinsegelten, sagte Sigurd: "Liegt dort im Fjorde nicht ein Schiff, oder täusche ich mich:" Sie antworteten , daß er recht hätte. Sigurd sagte, daß sie seltsame Neuigkeiten erfahren würden. Sie fuhren immer näher heran und sahen, daß das Schiff bei einer Flußmündung aufs Land gezogen war, und dahinter war ein Zaun errichtet. Es war ein großes Meerschiff. Dann gingen sie an Land und sahen ein Schlafhaus und dicht dabei ein Zelt. Da sagte Sigurd, daß sie zuerst ihr Zelt aufschlagen sollten: " — der Tag ist jetzt bald vorbei, und ich wünsche, daß die Männer sich jetzt ruhig und vorsichtig betragen." Und das taten sie.
Am Morgen gingen sie hinaus und sahen sich um. Sie erblickten einen Pfahl, in dem ein Beil stak, und daneben die Leiche eines Mannes. Sigurd meinte, dieser Mann hätte Holz gehackt und sei vor Schwäche zusammengebrochen. Dann gingen sie zum Schlafhause und sahen dort eine zweite Mannes leiche . Sigurd meinte, dieser Mann wäre gegangen, solange er konnte, und beide seien wohl Knechte von denen im Hause gewesen. Eine Art lag auch bei diesem. Jetzt sagte Sigurd: "Ich halte es für das beste, das Haus abzudecken, um den Geruch der Leichen herausziehen zu lassen, da die wohl lange dort in Fäulnis gelegen haben. Man soll dabei vorsichtig vorgehen, denn es ist möglich, daß wir Schaden bei dieser Arbeit erleiden , die ja auch Menschen sehr zuwider ist. Doch glaube ich nicht, daß diese Männer uns Böses zufügen werden."
Steinthor sagte, es wäre sonderbar, daß man sich mehr Mühe
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machen wollte als notwendig sei, und ging zur Tür, während die andern das Dach abdeckten. Als Steinthor wieder herauskam, , sah Sigurd ihn an und sagte: "Allzusehr hat sich der Mann verändert!" Steinthor begann zu schreien und zu laufen, und seine Genossen liefen ihm nach. Er sprang dann m eine Klippenspalte; wo niemand zu ihm kommen konnte, und dort fand er den Tod. Sigurd sagte, seine Träume wären leicht zu deuten gewesen.
Dann deckten sie das Haus ab und handelten nach Sigurds Worten, und nahmen keinen Schaden. Im Hause sahen sie Leichen und viel Gut. Da sagte Sigurd: "Mir scheint am rätlichsten zu sein, daß ihr in den Kesseln, die diesen Männern selbst gehört haben, das Fleisch von den Knochen kocht, damit sie leichter zur Kirche zu bringen sind. Ich glaube, daß Arnbjörn hier gewesen ist; denn ich habe gehört, daß er solch ein schönes Schiff besessen habe, wie das zweite hier auf dem Lande."
Es war ein grosses Schiff mit Stevenfigur und viel Schnitzwerk und Bemalung. Das Handelsschiff war unten stark beschädigt, und Sigurd meinte, es sei nicht mehr zu gebrauchen . Sie nahmen da die Nägel heraus und verbrannten das Schiff, beluden ihr Lastschiff und segelten mit ihrem Boote und dem Handelsschiffe aus den Einöden fort.
Sie kamen zu den Ansiedlungen und besuchten den Bischof in Gardar. Sigurd berichtete ihm von ihren Erlebnissen und der Auffindung der Kostbarkeiten. "Ich kann nichts anderes sehen," sagte er" ,als daß der Teil des Gutes, den man den Gebeinen beigabe; am besten angewendet wäre. Wenn ich zu bestimmen hätte, sollte es geschehen." Der Bischof sagte, er hätte sich gut und klug benommen, und dasselbe sagten auch alle andern.
viel Gut wurde den Leichen beigegeben.
Der Bischof sagte, daß das Hauptschiff sehr kostbar sei. Sigurd antwortete, das richtigste sei, daß das Schiff dem Bischofsstühle die Seelen der verstorbenen zufiele. Das übrige teilten die Finder nach grönländischem Gesetze unter sich.
Als diese Nachrichten nach Norwegen kamen, hörte der Schwestersohn Arnbjörns, Össur, davon, und ebenso mehrere
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andere Männer, die verwandte auf dem Schiffe gehabt hatten. Alle diese hofften, sich in den Besitz des Gutes setzen zu können. Sie kamen in den Erichsfjord, und die Ansiedler kamen zu ihnen und begannen mit ihnen zu handeln. Dann ließen sich die Neuangekommenen nieder. Ihr Führer Össur begab sich nach Gardar zum Bischof und blieb den Winter über dort.
Damals lag bei der westlichen Ansiedlung ein anderes Handelsschiff . Es gehörte dem Norweger Kolbein, dem Sohne Thorljots . Ein drittes Schiff wurde von Hermund, dem Sohne Kodrans und seinem Bruder Thorgils geführt. Diese hatten viel Mannschaft.
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