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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


1. Die Grönländer bitten König Sigurd um einen Bischof

Sokki hieß ein Mann. Er war Thorirs Sohn und wohnte auf dem Gehöfte Steilhang in Grönland. Er war sehr geachtet und hatte großen Anhang. Einar hieß sein Sohn, er war ein vielversprechender Mann. Vater und Sohn besäßen große Gewalt in Grönland und waren die vornehmsten aller Männer.

Einmal ließ Sokki ein Thing zusammenrufen. Er tat dort kund, er wolle nicht, daß das Land länger ohne einen Bischof sei, und wünsche, daß alle Bauern das ihrige dazu täten, daß ein Bischofsstuhl errichtet werde. Alle Bauern stimmten dem zu. Sokki bat seinen Sohn Einar, in dieser Angelegenheit nach Norwegen zu fahren. Er sagte, er wäre der geeignetste Mann zu diesem Geschäft. Einar antwortete, er würde dem Willen seines Vaters gehorchen.

Einar nahm viele Walroßzähne und Schwerter mit, um sich bei den norwegischen Häuptlingen in Gunst zu setzen. Er kam mit seiner Mannschaft nach Norwegen. Damals war Sigurd der Jerusalemsfahrer König über Norwegen. Einar kam zum Könige und erwarb dessen Zuneigung mit reichen Geschenken und trug ihm dann sein Geschäft vor. Er bat den König, ihn mit allen Kräften zu unterstützen, damit erdas erreiche, was das Land notwendig brauche. Der König antwortete ihm, daß ein Bischof dem Lande gewiß zustatten kommen würde. Dann ließ der König einen Mann zu sich rufen, der Arnald hieß. Dieser war ein Sommer Priester und sehr zum Lehramt geeignet. Der König bat ihn, sich zu dieser schwierigen Aufgabe um Gottes und seiner Bitte willen vorzubereiten: " —ich werde dich nach Dänemark zum Erzbischof Össur in Lund mit meinem Brief und Siegel schicken." Arnald antwortete, er hätte keine Lust, den Auftrag zu übernehmen, erstens seiner selbst wegen, da er wenig dazu geeignet sei, dann weil er nicht von seinen Freunden und Verwandten scheiden wolle, und zum dritten, weil er es mit schwer zu behandelnden Leuten zu tun haben würde. Der König



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sagte darauf, um so mehr Gutes würde ibm später widerfahren, wenn die Menschen ihm Schaden zufügten. Arnald antwortete, er könne nicht verantworten sich dem Auftrag des Königs zu entziehen: "— aber das bedinge ich mir, wenn ich die Bischofsweihe nehme, daß Einar mir schwört, die Rechte des Bischofsstuhles, und die Güter, die Gott gegeben wurden, immer zu stärken, und die zu züchtigen, die sie antasten, und der Verteidiger des Stuhles in allen Stücken zu sein." Der König sagte, daß Einar das tun sollte. Einar war dazu bereit. Dann begab sich der zum Bischof ausersehene Priester zum Erzbischof Össur, trug ihm sein Anliegen vor und gab ihm den Brief des Königs. Der Erzbischof empfing ihn freundlich und prüfte Arnaldo Gemüt. Ab er sah, daß dieser Mann wohl zum Lehramt geeignet sei, weihte er ihn zum Bischof und entließ ihn in Ehren. Dann kehrte Bischof Arnald zum Könige zurück, der ihn freundlich empfing.

Einar hatte einen Bären aus Grönland mitgebracht, den er König Sigurd schenkte. Dafür erwies ihm der König Ehre und Gunst.

Dann fuhren sie auf einem Schiffe, der Bischof und Einar. Auf einem andern Schiffe war der Norweger Arnbjörn mit anderen Norwegern, die auch nach Grönland wollten. Sie stachen in See; hatten aber keinen günstigen Wind, und so landeten der Bischof und Einar beim Holzachstrande am Inselberge auf Island.

Damals wohnte Sämund der Weise in Oddi. Er begab sich zum Bischof und lud diesen ein, den Winter bei ihm zuzubringen. Der Bischof dankte ihm und nahm die Einladung an. Einar verbrachte den Winter beim Inselberge.

Es wird berichtet, daß der Bischof, als er mit seinen Leuten vom Schiffe fortritt, seine Pferde bei einem Gehöfte zu Lan insel pressen ließ und selbst draußen saß. Da kam ein Weib heraus und hielt einen Wollkamm in der Hand. Sie trat zu einem Manne und sagte: "Brüderchen, willst du den Zinken in meinem Kamme festmachen:" Der Mann nahm den Kamm und sagte, er wolle tun, holte einen Schmiedebammer aus einem Sacke hervor und machte den Zinken fest, daß es dem



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Weibe sehr gefiel. Aber dieser Mann war der Bischof selbst, der sehr geschickt war, und dieser Geschichte wegen sagt man, daß er sich selbst erniedrigte,

Er blieb den Winter über in Oddi und kam mit Sämund und dessen Leuten immer gut aus. Aber von Arnbjörn und dessen Leuten hörte man nichts, und das schien den Leuten wunderlich zu sein. So vergingen einige Sommer. Der Bischof und seine Leute vermuteten, daß Arnbjörn schon in Grönland angekommen sei.

Im Sommer darauf fuhren der Bischof und Einar von Island fort; kamen nach Grönland und landeten im Erichsfjorde, wo sie aufs freundlichste empfangen wurden. Auch hier hatte man nichts von Arnbjörn gehört, und deshalb wurde viel davon gesprochen, daß er mit seinen Leuten umgekommen sein müsse.

Der Bischof errichtete seinen Stuhl in Gardar und ließ sich dort nieder. Einar und sein Vater waren seine kräftigsten Stützen. Der Bischof bevorzugte sie auch vor allen anderen Landsleuten.


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