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Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


3. Leif fährt nach Weinland

Jetzt ist zu berichten, daß Bjarni, Herjulfs Sohn, von Grönland nach Norwegen fuhr und zu Jarl Erich kam, und daß



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der Jarl ihn freundlich empfing. Bjarni erzählte von seinen Fahrten und daß er neue Länder gesehen habe, und die Männer meinten, daß er wenig neugierig gewesen sein müsse, da er nichts von diesen Ländern zu erzählen wüßte, und deshalb tadelten sie ihn. Bjarni wurde Hofmann beim Jarl und fuhr im Sommer darauf nach Grönland.

Damals sprach man viel davon, neue Länder zu suchen. Erichs Sohn Leif fuhr von Steilhang zu Bjarni, Herjulfs Sohn, und kaufte Bjarnis Schiff und sammelte sich Mannschaft . Im ganzen waren es fünfunddreißig Mann. Leif bar seinen Vater Erich, mit ihnen zu kommen und wieder ihr Führer zu sein. Erich weigerte sich und meinte, er wäre zu alt, und könne nicht mehr wie früher alle Mühen ertragen. Leif sagte, daß von ihrer Sippe Erich doch am meisten Glück hätte. Zuletzt gab Erich nach und ritt von Hause fort, sobald alles gerüstet war. Als sie dem Schiffe nahe waren, strauchelte das Pferd, das Erich ritt, so daß dieser herunterfiel und sich am Fuß verletzte. La sagte Erich: "Es ist mir nicht bestimmt, andere Länder aufzusuchen, als das, in dem wir jetzt wohnen. Wir werden jetzt nicht mehr zusammen weiterfahren." Erich ritt nach Steilhang zurück, aber Leif ritt mit den fünfunddreissig Genossen zum Schiffe.

Es war ein Deutscher mit bei der Fahrt, der Tyrker hieß. Sie rüsteten ihr Schiff, und als sie fertig waren, stachen sie in See und kamen zuerst zu dem Lande, das Bjarni zuletzt gesehen hatte. Sie segelten ans Land und warfen Anker, setzten Boote aus und ruderten ans Land. Dort war kein Gras zu sehen. Große Gletscher waren oben auf dem Lande. Es war alles wie ein flacher Stein, vom Strand bis zu den Gletschern, und das Land schien ihnen jeden Reizes bar zu sein. Da sagte Leif: "Es ist uns mit diesem Lande nicht besser ergangen als Bjarni, der es nicht betreten hat. Jetzt werde ich dem Lande einen Namen geben, und es Flachsteinland nennen." Dann kehrten sie zu dem Schiff zurück und segelten fort und fanden ein zweites Land. Sie segelten ans Land, warfen Anker, setzten Boote aus und gingen ans Land. Das Land war flach und waldbewachsen. Weiße Sandflächen breiteten sich aus,



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und die Küste fiel nicht schroff gegen das Meer ab. Da sagte Leif: "Diesem Lande wollen wir einen Namen geben, der seinem Aussehen entspricht, und es Markland, das heißt Waldland, nennen." Sie ruderten dann schleunigst sum Schiffe zurück. Sie segelten dann zwei Tage bei Nordostwind auf dem Meere und kamen wieder zu einem Lande und zu einer Insel, die nördlich vom Lande lag. Sie bestiegen sie, sahen sich bei gutem Wetter um und fanden, daß Tau auf dem Grase lag. Sie benetzten ihre Hände mit dem Tau und führten sie zum Munde. Sie glaubten, niemals so Süßes gekostet zu haben. Dann fuhren sie zum Schiffe zurück und segelten in die Meerenge zwischen der Insel und der Landspitze, die sich nördlich vom Lande ausstreckte. Sie steuerten westlich an der Landspitze vorbei. Es war tiefe Ebbe, und sie stießen auf Grund und ihr Schiff saß fest. Das Wasser war vom Schiffe in der Ferne zu sehen, aber sie waren so neugierig, ans Land zu kommen, daß sie nicht warten wollten, bis das Wasser wieder unter ihr Schiff kam. Sie liefen ans Land. Dort war ein Fluß, der aus einem See kam.

Sobald die Flut wieder unter ihr Schiff kam, nahmen sie das Boot und ruderten zum Schiffe und brachten es flußaufwärts und später in den See. Dort warfen sie Anker und trugen ihre Felldecken vom Schiffe ans Land und schlugen Zelte auf. Dann beschlossen sie, sich für den Winter dort anzubauen und errichteten sich große Häuser. Weder fehlte es ihnen an Lachsen im Flusse, noch im See, und es waren größere Lachse, als sie je vorher gesehen hatten. Das Land war so gut, daß sie meinten, ihr vieh bedürfe keiner Fütterung im Winter. Dort gab es keinen Frost im Winter, und wenig welkte dort das Gras. Tag und Nacht waren nicht so verschieden in der Länge als auf Grönland oder Island. Die Sonne war am kürzesten Tag sechs Stunden zu sehen.

Als sie mit dem Hausbau fertig waren, sprach Leif zu seinen Genossen: "Jetzt will ich unsere Schar in zwei Teile teilen, und ich will das Land durchforschen lassen. Die eine Hälfte soll bei den Häusern bleiben, und die andere Hälfte soll das Land durchforschen, aber nicht weiter gehen, als daß sie am



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Abend wieder zurück sein kann, und sich nicht zersplittern." So geschah es eine Weile lang. Leif verfuhr so, daß erden einen Tag mit auszog und den andern den Häusern bueb. Er war groß und stark, männlich anzusehen, klug und mäßig in allem.


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