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Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


2. Von Thorhadd und Hauk

Während Thorsteins Abwesenheit hatte Thorhadd seine Thingleute gut behandelt. Zugleich bekam er viel Geld von Hauk. 1 Im ersten Sommer, als er anfing, das Geld einzuziehen, ward ihm ein großer, wertvoller Kessel in Zahlung gegeben. Bei der Teilung blieben sie so lange einig, bis dieser Kessel an die Reihe kam. Da sagte Thorhadd: ,Dieses Stück will ich haben für meine Wirtschaft. Du kannst etwas anderes dafür bekommen.' Hank erklärte, den Kessel nicht entbehren zu können; jener könne auch so zufrieden sein, da er so ziemlich alles bekommen habe, und es sei nicht billig, ihm den Kessel abzusprechen. Thorhadd entgegnete, so sei es, aber es hätten noch mehr Leute als er ein Anrecht auf den Kessel. Dann ritt er davon.

Gleich darauf trat Gudleif hinzu und sagte: ,Hätte ich zu entscheiden gehabt, so hättest du den Kessel nicht verweigert. Bei dem Übermut meines Vaters kann dies schlimm ablaufen. Man soll ihm nachreiten und ihm den Kessel anbieten.' Hauk erwiderte: ,Das ist nicht nötig. Geben wir ihm das eine, so verlangt er gleich mehr.' Sie sagte: ,Ich möchte es nicht darauf ankommen lassen, daß mein Vater darüber die Entscheidung behält; wie die Sache weitergehn soll. Kauf dir lieber einen neuen Kessel!' So wurde dem Thorhadd ein Reiter nachgeschickt und ihm der Kessel angeboten. ,Es ist das Richtige,' sagte er, wenn Hank den Kessel behält. Ich besorge dann das Meinige nach Gutdünken.' Hauk erfuhr dies und war es zufrieden. Gudleif dagegen sagte, es werde ein schlechtes Ende nehmen. Im nächsten Herbst ließ Thorhadd fünf Ochsen und dreißig Hammel, Hanks Eigentum, von der Bergweide herabtreiben und sagte, man solle dem Hauk bestellen, das wäre ein Bruchteil von dem Werte des Kessels. Hauk fand dies unziemlich gegen sich gehandelt, konnte aber nichts dagegen tun, solange Thorstein fort war; er meinte, dies sei ein schlechter Dank für sein Anerbieten. Gudleif sagte, ihnen sei schlimm mitgespielt,



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aber sie wolle es darauf ankommen lassen, daß man einstweilen Ruhe hielte. Den andern Leuten dort in den Bezirken war Thorhadd ein guter Herr und stiftete Recht unter ihnen nach Kräften. Im folgenden Herbst ließ er wieder ebenso viel vieh, das Hauk gehörte, von der Alm treiben und für seine Wirtschaft schlachten und bat wiederum Hauk zu sagen, das wäre ein Bruchteil von dem Werte des Kessels. Hauk äußerte, er wisse wirklich nicht, was er gegen solche Beraubung tun solle; er vermisse schmerzlich seinen Freund Thorstein.

Auch dieses Jahr verging, und im dritten Herbst rüstete Thorhadd sich, aufs Gebirge zu steigen, und alle seine Söhne mit ihm, und er ließ dann hundertzwanzig Hammel und zehn Ochsen herabtreiben und für seine Wirtschaft schlachten. Diese Tat fand niemandes Beifall. Hauk fragte Gudleif um Rat, was zu tun sei. Sie sagte, es sei mißlich, bei solchem Übermut Thorhadds einen Rat zu geben; ,Thorstein wird bald kommen,' meinte ue.


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