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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


14. Von Grims Zufluchtsorten

Der Gode Hrafnkel, Helgis des Asbjörnsohnes Vetter erhob die Totschlagsklage gegen Grim. Thorkel, Geitirs Sohn, bot Sühnegeld für ihn, doch Hrafnkel wollte es nicht nehmen. So wurde Grim geächtet, und die Leute kamen beim vom Thing.

Im selben Sommer landete in der Kreuzbucht ein Schiff, das einigen Norwegern gehörte. Der Steuermann nahm mit drei andern Aufenthalt bei Thorkel.

Als es herbstete, zog Grim mit seinem Zelt herab auf einen Felsvorsprung. Da stand eine große Steinwarte oberhalb des Zeltes und eine ebensolche unterhalb. Das Ganze lag da, wo der Graswuchs aufhört, und heißt noch jetzt Bei Grims Hütte, Die Norweger kamen nach der Kreuzbucht, um zu spielen 5



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und um den Steuermann zu besuchen. Da sagte einer von ihnen: ,Ich glaube oben am Berge ein Zelt zu sehen — oder einen grauen Stein; es wird aber eher ein Zelt sein.' Thorkel sagte: ,Du hast scharfe Augen. Es ist ein Stein; wir nennen ibn den Zeltstein.' Weiter wurde nicht darüber gesprochen,

In der darauf folgenden Nacht kam Thorkel zu Grim und sagte: ,Bald kommen Leute aufs Gebirge. Ich möchte, daß ihr euch nach Arnheidhausen begebt. Dein Schwiegervater Jngjald ist ein kluger Mann, und bei ihm werdet ihr gut aufgehoben sein. Seid ihr ihm aber unbequem, so kommt wieder zu mir.' Grim und seine Freunde zogen also zu Jngjald und wurden von ihm in eine Höhle gebracht, die jetzt Grims-Höhle heißt.

Jngjald sagte zu seinem Schafhirten: ,Kommen ein paar Schafe abhanden, so brauchst du dich nicht darum zu kümmern.' Da sagte eine Magd zu Jngjald: ,Unser Bach ist so schmutzig, daß man kaum daraus trinken kann.' ,Das kommt daher, daß wir ibn abgedämmt hatten,' versetzte er; ,ich bin hingewesen, ibn wieder in Fluß zu bringen.' In Wirklichkeit bing es anders zusammen: Grim schaufelte sich ein Erdhaus — der Gang mündete neben dem Bett seiner Frau, und er lag bei ihr in den Nächten —, die Erde aber ward in den Bach geworfen. An der Njardbucht wohnte Thorkel der Kluge, der groß war im Erkunden verborgener Dinge. Er war mit Grim verwandt. Der Gode Hrafnkel gab ihm ein Hundert Silbers, 1 daß er herausbrächte, wo Grim sich aufhielt. viele Freunde hatte er nicht. So zog Thorkel über die Berge landeinwärts, an der Ostseite des Sees hinauf, und dann an der Westseite wieder binah. Er kam auch nach Arnheidhausen. Grim hatte einen sechsjährigen Sohn. An den machte Thorkel sich heran und fragte: ,Bist du Grims Sohn ,Ia,' erwiderte der Knabe. Thorkel fuhr fort: .Ist dein Vater zu Hause?' .Das weiß ich nicht. Und auch wenn ich es wüßte, würd' ich's nicht sagen.' um Abend Sagte eine Frau: ,Wo ist Grims Eimer: Ich finde ihn nicht.' ,Was ist los mit Grims Eimer?' erkundigte sich Thorkel. Da kam Jngjald hinzu und sagte: ,Grim heißt ber



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den Frauen unser Bock, und in dem Eimer bekommt er zu saufen.' Nun glaubte Thorkel genug zu wissen, machte sich fort und meldete Hrafnkel, wie es stand.

Im Frühling traten Jngjald und Thorkel Kranich eine Reise landeinwärts am Sie wandten sich südwärts über die Gletscher und stiegen hinab zum Hornfjord. Da stand ein Schiff auf Rollen. Jngjald verschaffte Grim und allen den Seinigen Platz an Bord und gab dem Steuermann Geld, daß er es geheim hielt. Heimlich sollten die Fahrgäste dorthin kommen. Danach kehrte Jngjald wieder heim, und bald darauf geleitete er Grim und die Seinen zum Schiff, ohne daß jemand es merkte, und blieb beim Schiffe, bis sie in See stachen. Dann machte er sich auf den Heimweg.

Als Hrafnkel erfuhr, daß Jngjald Grim zur Flucht verholfen hatte, erhob er dafür von ihm drei Mark Silbers. 1

Grims Schiff lief in den Sognefjord ein. Da sagte der Steuermann Thorkel zu Grim: ,Das Essen, das ich an euch wende, tut mir nicht leid; aber ich getraue mich nicht, dich sicher zu stellen vor dem Norweger Gunnar und den andern, die dir nach dem Leben trachten.' Und Thorkel kaufte Pferde für Grim und die Seinen und verschaffte ihnen einen Führer auf das Hochland. Sie schieden als Freunde.

Die Reise ging auf das Hochland zu einem gewissen Finngeir. Der war jung und reich. Er hatte eine Schwester Sigrid, ein schönes und kunstfertiges Mädchen. Dort übernachtete Grim mit den Seinen. Finngeir Sagte ihn: ,Wohin soll deine Reise gehn: 'Grim erzählte ihm, wie es um sie stand. ,Bleibe vierzehn Tage hier, wenn du willst!' Und als die vierzehn Tage um waren, sagte Finngeir: ,sieh auf den Hof, Grim, der meinem verstorbenen Bruder gehört hat, und gefällt es dir hier, so verfahre damit, als wäre er dein Eigentum.' Das Anerbieten nahm Grim am


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