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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


6. Von den Händeln am Borgfjord und des Asbjörnsohnes dritter Niederlage

Es war ein Mann namens Sveinung, der wohnte in Bakki am Borgfjord und war der Sohn eines Thorir. Er war groß, stark und klug, ein Freund Helgis des Droplaugsohnes. Den folgenden Winter war Helgi lange bei diesem Sveinung am Borgfjord.

Es war ein Mann namens Thorstein, der wohnte am Heumoor am Borghard. Seine Frau hieß Thordis; sie war nahe verwandt mit Helgi, Droplaugs Sohn. Thorstein zog Helgi dem Asbjörnsohne ein Kind auf.

Es war ein Mann namens Björn, der wohnte auf dem Snotrakap am Borgfjord. Er war verheiratet, hatte aber auch noch andere Eisen im Feuer. Gerne kam er nach dem Heumoor, um mit Thordis zu plaudern. Thorstein war schon bejahrt, und die Frau war ihm nur des Geldes wegen gegeben worden. Doch war er sonst ein tüchtiger Mann.



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Eines Tages sprach Thorstein mit Helgi, Droplaugs Sohne, und bat ibn, einmal die Probe zu machen, ob Björn ihm gehorchte, ; wenn er ihn auffordere, die Besuche bei Thordis einzustellen . Er hatte nicht viel Lust dazu, versprach aber, es einmal zu versuchen.

Eines Nachts war Björn unterwegs nach dem Heumoor. Da kamm ihm Helgi und Sveinung entgegen. Helgi sagte: ,Mir liegt daran, Björn, daß du deine Gänge zu Thordis unterläßt. Es bringt dir keine Ehre, einem alten Manne das Leben zu verbittern. Erfülle meinen Wunsch, und ich werde dir ein anderesmal gefällig sein.' Björn antwortete nicht und ging seines Weges.

Ein anderesmal begegnete Helgi dem Björn, als dieser vom Heumoor kam, und bat ihn mit sanften Worten, von seinen Ausflogen dorthin zu lassen. Björn versetzte, der Übelstand sei nun einmal unabänderlich.

Die Sache entwickelte sich so weiter, daß Thordis schwanger ging und dies in der ganzen Gegend ruchbar wurde. Helgi hatte Thorstein die Sache abgenommen und forderte also von Björn Buße. Der erwiderte, erdenke nicht an Buße oder Rechtfertigung . Darauf gab Helgi ihm den Todesstoß und erklärte ihn für straflos gefallen, weil in gerechter Sache. In der folgenden Nacht schafften Helgi, Sveinung und zwei andere Björns Leiche auf eine Schäre vor der Küste und scharrten sie dort ein. Daher der Name Björns Schäre.

Boten kamen aufs Schmale Kap zu Helgi, Asbjörns Sohn; Björns Witwe meinte, auf ihn könne sie sich verlassen in betreff der Klage. Im Frühling nach dem Totschlag ritt Helgi, Asbjörns Sohn, an den Borgfjord, seine Klage vorzubereiten. Er fand aber Björns Leiche nicht. Da lud Helgi den Droplaugsohn vors Allthing, weil er die Leiche eines Erschlagenen beiseite geschafft habe; ins Meer versenkt und nicht mit Erde bedeckt; darauf stand Waldgang. Helgi der Droplaugsohn hatte seinerseits die Ehebruchsklage beim Allthing anhängig gemacht. Beide Sachen kamen also auf das Allthing und dort vor Gericht.

Helgi, Asbjörns Sohn, forderte die Gegenpartei auf, sich zu



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rechtfertigen. Da ging Helgi, Droplaugs Sohn, zum Gericht mit starkem Gefolge. Er rief Zeugen auf, um zu bestätigen, daß die ganze Klage des Asbjörnsohnes nichtig wäre, und nannte die Leute, die gesehen hatten, wie Björn mit Erde bedeckt wurde. Sveinung und die zwei andern leisteten einen feierlichen Eid auf den Opferring: sie hatten gesehen, wie Björn mit Erde bedeckt wurde. So ward Helgis des Asbjörnsohnes ganze Klage zunichte. Da wollte Helgi, Droplaugs Sohn, Björn für straflos gefallen erklären lassen. Helgi, AsbjörnsSohn, aber bot Geldbuße; und der andere hatte da selbst die Höhe zu bestimmen . Er nannte hundert Öre in dem damals gangbaren Silber. 1 Und damit gingen sie auseinander.


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