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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


4. Wie Helgi, Asbjörns Sohne, der erste Streich gespielt ward

Thorir kam am Abend heim und hörte, was vorgefallen war. Er sagte, die Sache gehe ihn nichts an, denn Thorgrim sei ein Freigelassener Helgis des Asbjörnsohnes. Bald besuchte er denn auch diesen und berichtete ihm den Totschlag. Ich behaupte,' sagte er, ,die verfolgung der Sache kommt dir zu.' Helgi gab es zu, und Thorir ritt heim.

Eines Tages sagte Droplaug zu ihren Söhnen: ,Ich schicke euch nach der Waffenförde, zu Geitir an die Kreuzbucht.' Sie brachen auf und kamen auf die Bergheide, und als sie ein viertel des Weges hinter sich hatten, überfiel sie ein heftiges Unwetter, so daß sie die Richtung verloren. Endlich stießen sie auf eine Hauswand und gingen um das Haus herum in der Sichtung des Sonnenlaufs, bis sie eine Tür fanden. Da merkte Helgi, daß es das Opferhaus des Bessi war. Sie ritten weiter und kamen tief in der Nacht heim nach Arnheidhausen. Das schlechte Wetter dauerte vierzehn Tage und kam den Leuten auffallend lang vor. Bessi sagte, es rühre daher, daß die Söhne



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der Droplaug in der Richtung des Sonnenlaufs um sein Götterhaus gegangen wären, und dann auch daher, daß sie die Tötung des Thorgrim nicht gesetzmäßig kundgegeben, worüber die Götter erzürnt wären. Bald danach suchte Bessi die Brüder auf. Sie machten den Totschlag kund und ritten dann die Kreuzbucht zu Geitir.

Im nächsten Frühjahr kam Thorkel, Geitirs Sohn, mit Grim und Helgi ins Fließtal zum Thing am Krakibach. Dort trafen sie sich mit Helgi, Asbjörns Sohne, und verglichen sich wegen Thorgrtms Fall, Thorkel bezahlte die Buße. Doch Helgi gefiel es übel, daß die Sache mit Geld ausgeglichen wurde; es schien ihm, so bliebe die Verleumdung ungerächt.

Die Brüder blieben an der Kreuzbucht, und Helgi lernte von Thorkel die Gesetze. Er führte nun oft Klagen durch, und besonders solche, die gegen Thingleute Helgis des Asbjörnsohnes gerichtet waren. — Regelmäßig kamen die Brüder mit ihrer Mutter zusammen.

Eindridi, der Sohn Hallsteins von Weitfelden, war auf einer Reise an der Küste von Irland gefangen genommen worden. Das erfuhren seine Brüder Thorkel und Thord. Sie fuhren aus, kauften ihn los und kamen mit ihm nach Island zurück. Da war Hallsteins Frau gestorben, und er warb um Droplaug und führte sie als seine Gattin heim nach Weitfelden. Helgi erklärte, wäre es nach ihm gegangen, so wäre es anders gekommen.

Die Brüder ritten mit zehn Begleitern hinab zum Werder zu dem Bauer Jngjald, Nidgests Sohne. Er hatte eine Tochter namens Helga. Um sie warb Grim und bekam sie zur Frau. Darauf verkaufte Jngjald sein Gut, kaufte die Hälfte von Arn- heidhausen und wirtschaftete mit seinem Schwiegervater 3u- stammen. Helgi war abwechselnd an der Kreuzbucht oder bei Grim und den Seinigen. —

Hrafnkel verlangte von seinem Vetter Helgi, Asbjörns Sohne, das Godentum, bekam es aber nicht. Da ging er zu Holmstein nach dem südlichen Weitfelden und bat ihn um Beistand. Holmstein sagte: ,Gegen Helgi, Asbjörns Sohn, werde ich nichts unternehmen, , denn er hat meine Schwester zur Frau gehabt. 1



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Aber ich will dir etwas raten: bitte Helgi den Droplaugsohn dir zu helfen. Ihr sollt dann meine Thingleute zur Unterstützung haben.'

Daraufhin suchte Hrafnkel Helgi, Droplaugs Sohn, auf und bat ihn um Beistand. Helgi erwiderte: ,Mir scheint, Holmstein müßte sich mehr danach richten, daß er deine Schwester zur Frau hat, als nach Dingen, die vergangen find.' Hrafnkel bat ihn aber weiter um Hilfe. Da sagte er: ,Ich rate dir: geh nach einer Woche hinaus nach Gunnlaughausen, suche An Trottel auf und geh ihm tüchtig um den Bart (zwischen Helgi, Asbjörns Sohne, und An herrschte enge Freundschaft, weil An jenem viele wertvolle Geschenke gemacht hatte); frage An, was für Ehren Helgi ihm bisher erwiesen habe, und lobe ihn selbst dabei in jedem Satze. Und wenn ihm das zu gefallen scheint, so frage ihn, ob er schon einmal zur Beisitzerwürde gelangt sei dadurch, daß Helgi Gode ist. 1 Sagt er dann, so weit habe er es noch nicht gebracht, so sage ihm, er täte am besten, Helgi, Asbjörns Sohne, auch noch seinen Zuchthengst zu schenken, damit er ;u der Ehre gelange, Beisitzer zu sein.' Damit trennten sie sich. Und bald darauf kam Hrafnkel zu An und redete zu ihm, wie Helgi geraten hatte. In dem letzten vorschlage sagte An. er wolle es versuchen.

Im Frühling versammelte man sich zum Thing. Da ernannte Helgi, Asbjörns Sohn, An Trottel sum Beisitzer. Die Sache sollte aber geheim bleiben, denn An hatte Helgi einen Hengst und nicht weniger als sechs Stuten geschenkt. Als An seinen Platz unter den Beisitzern einnahm, sorgte Helgi dafür, daß er einen Filzhut aufhatte, der sein Gesicht verbarg, und er hieß ihn auch möglichst wenig reden.

Bald kam Hrafnkel zum Gericht und mit ihm die Söhne der Droplaug und großes Gefolge. Da trat Helgi vor an die Stelle, wo An Trottel saß. Er schlug mit dem Schwert griff unter den Filzhut, so daß der abfiel, und Sagte, wer da säße. An nannte seinen Namen. Helgi Sagte: ,Wer ernannte dich zum Beisitzer kraft seiner Godenwürde?' ,Helgi, Asbjörns Sohn', antwortete er. Da forderte Helgi Hrafnkel auf, sich Zeugen zu ernennen



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und Helgi dem Asbjörnssohne das Godentum abzuerkennen. Er habe alle Prozesse ungültig gemacht, indem er An Trottel zum Beisitzer ernannte.

Da entstand ein großes Gedränge, und man rüstete zum Kampf, bis Holmstein dazwischen trat und einen vergleich vorschlug. Der Vergleich siel so aus, daß Hrafnkel das Godentum bekommen sollte auf so lange, wie Helgi es schon innegehabt hatte. Danach sollten beide es gemeinsam haben, doch so, daß Helgi Hrafnkel bei allen Streitigkeiten Beistand leisten sollte, auf Thingen und Zusammenkünften und wo immer er Zuzug bedürfe

Helgi, Droplaugs Sohn, sagte zu Hrafnkel: ,Ich sollte meinen, jetzt habe ich dir beigestanden.' Er erwiderte, so sei es. Und man ritt vom Thing nach Hause.


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