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Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


3. Von Freyfaxi, Einar und Sam

Es war ein Mann namens Bjarni, der wohnte auf dem Hof Zu den Quellhäusern; das ist im Hrafukelstal. Er war verheiratet und hatte mit seiner Frau zwei Söhne; der eine hieß Sam, der andere Eyvind. beides wackere, tüchtige Männer. Eyvind lebte zu Hause bei seinem Vater Sam dagegen war verheiratet und wohnte im nördlichen Teil des Tales auf dem Hofe Spielball; er war recht wohlhabend. Sam war etwas wie ein Händelsucher und ein guter Gesetzeskenner. Später ging Eyvind zur See, fuhr heim nach Norwegen und überwinterte dort. Von da reiste er weiter in die Ferne, machte halt in Byzanz, kam zu Ehren beim Griechenkaiser und blieb dort längere Zeit.



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Hrafnkel hatte unter seinem vieh ein kostbares Tier, das war ihm mehr wert als andere Wertstücke: es war ein Hengst, mausgrau von Farbe, mit einem schwarzen Streifen auf dem Rücken. Er nannte ihn seinen Freyfaxi, denn erbaue auch von diesem Hengste seinem Freunde Frey die Hälfte geschenkt. Zu dem Pferde batie er eine solche Liebe, daß er einen Eid schwor, wer ihn ritte ohne seinen Willen, den wolle er totschlagen .

Es war ein Mann, namens Thorbjörn, ein Bruder Bjarnis. Er wohnte auf dem Hofe Hol im Hrafnkelstal, gegenüber Adelfarm auf der Ostseite. Thorbjörn hatte wenig vermögen, dagegen eine Menge unversorgter Kinder. Ein Sohn von ihm hieß Einar - der älteste; der war groß und kräftig.

Eines Frühjahrs war es, daß Thorbjörn zu Einar sagte, er solle sich irgendwo ein Unterkommen suchen; ,denn', sagte er, ich brauche nicht mehr Arbeitskräfte, als ich ohne dich hier habe; du aber wirst leicht ein Unterkommen finden, denn du bist kräftig. Das ist es nicht, daß ich dich nicht lieb hätte —du stehst mir ja am nächsten von meinen Kindern; die Sache ist vielmehr die, daß ich ja nichts habe und ein armer Schlucker bin. Meine andern Kinder müssen sich auch dereinst selbst durchschlagen ; du wirst leichter unterkommen als sie.' Einar erwiderte: ,Das hättest du mir eher sagen sollen, denn nun haben alle sich Stellen gesucht und natürlich die besten fortgenommen. Was noch übrig bleibt, behagt mir wenig.'

Eines Tages nahm Einar sein Pferd und ritt nach Adelfarm. Hrafnkel saß in der Stube. Er nahm seinen Gruß gut auf, ganz heiter. Einar fragte nach einer Dienststelle bei Hrafnkel. Der antwortete: ,Warum kommst du erst jetzt damit: Dich hätte ich vor allen andern genommen! Jetzt hab ich aber schon alles Gesinde angestellt — ausgenommen eine Arbeit, die du gewiß nicht haben willst.' Einar Sagte, was das für eine Arbeit wäre. Hrafnkel sagte, er habe noch keinen Mann bei den Schafen; gerade das sei aber nicht jedermanns Sache. Einar meinte, es sei ihm gleich, was er zu tun bekäme, ob es nun dies oder etwas anderes wäre; er wolle nur für ein Jahr sein Unterkommen haben. ,Du sollst gleich erfahren, woran du



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bist,' sagte Hrafnkel, ,du hast fünfzig Schafe auf der Alm zu hüten und das ganze Sommerholz heranzuschaffen. Dafür bekommst du Unterhalt auf ein Jahr. Über eins aber will ich dich noch aufklären, ebenso wie meine andern Hirten. Im Tale geht Freyfaxi mit seinen Stuten. Auf ihn mußt du ein Auge haben Sommer und Winter. Warnen aber will ich dich vor einem: setze dich nie dem Tiere auf den Rücken, und wenn die Not noch so groß ist! Denn das habe ich hoch und teuer geschworen , daß ich jeden totschläge, der auf ihm reitet. Zu ihm gehören zwölf Stuten; davon kannst du jede zum Reiten nehmen, bei Tage oder bei Nacht. Richte dich nun nach meinen Worten! Mit Warnen ist wenig getan, sagt das alte Sprichwort. Jedenfalls weißt du, was ich geschworen habe!' Einar sagte, so etwas werde ihm nicht passieren, daß er ein Pferd ritte, das ihm verboten sei, wenn doch noch viele andere da wären. Dann ritt er heim, seine Kleider zu holen, und siedelte über nach Adelfarm.

Bald zog man im Hrafnkelstal auf die Alm, zur Steinfeldhütte . Einar traf es gut den Sommer über, so daß nie ein Schaf abhanden kam bis Mittsommer. Dann aber fehlten an einem und demselben Morgen beinahe dreißig Schafe. Einar suchte auf allen Weiden und fand nichts. Sie fehlten ihm beinahe eine Woche. Da ging er eines Tages in aller Frühe aus. Nebel und Niederschlag hatten sich verzogen. Er nahm einen Stab in die Hand, Gebiß und Reitdecke und ging damit über die Steinfeldache, die an der Sennhütte vorbeifloß. Da lag am Ufer sein Vieh, das am Abend vorher zur Stelle gewesen war. Er trieb es zur Hütte und ging auf die Suche nach dem übrigen. Bald sah er vor sich am Ufer die Pferde weiden und wollte sich eine Stute greifen zum Reiten, meinte, ein Reiter käme besser vorwärts als ein Wanderer. Wie er an die Pferde herankam, machte er Jagd auf sie. Die Tiere aber, die nie einen Reiter getragen hatten, waren scheu. Nur Freyfaxi nicht ; der stand wie angewurzelt. Einar bedachte, daß die Zeit verging, und meinte, Hrafnkel werde es nicht erfahren, wenn er das Pferd ritte. Er nahm es beim Kopf, legte ihm das Gebiß an, die Decke auf den Rücken, saß auf und ritt an der



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Steinfeldkluft bergauf und weiter bergauf zu den Gletschern, westwärts an den Gletschern entlang bis dahin, wo die Gletscherach an ihrem Fuße fließt, dann flußabwärts nach Rauchalm . Er fragte alle Schäfer auf der Alm, ob einer das Vieh gesehen hätte, und keiner sagte, er habe es gesehen.

Einar hatte den Freyfaxi geritten vom ersten Tageslicht bis gegen Abend. Der Hengst hatte ihn schnell eine weite Strecke getragen, denn er war ein guter Renner. Nun fiel ihm ein, es wäre Zeit heimzukehren und erst das Vieh ins Haus zu treiben, das beim Hause war, wenn er auch das andere nicht fände. Und er ritt nach Osten über die Bergrücken. Als er aber zum Steinfeld hinab kam, da hörte er Schafe blöken weiter vorne in der Kluft, da, wo er am Morgen entlang geritten war. Er lenkte dahin und sah dreißig Schafe, die ihm entgegen liefen, dieselben, die er eine Woche vermißt hatte, und er trieb sie heim mit dem übrigen Vieh.

Der Hengst war ganz naß von Schweiß, so daß jedes Haar ihm triefte, war stark mit Lehm bespritzt und todmüde. Er wälzte sich an die zwölfmal herum, ließ ein lautes Wiehern hören und setzte sich dann in schnellen Lauf den Weg hinab. Einar liep ihm nach, wollte ihm zuvorkommen, ihn ergreifen und zu den Stuten zurückfahren, aber der Hengst war so störrisch, daß Einar nicht an ihn herankonnte. Er trabte das Tal hinab und machte erst halt, als er in Adelfarm ankam.

Hrafnkel saß gerade beim Essen. Als der Hengst an die Tür kam, wieherte er laut. Hrafnkel sagte zu einer Frau, die bei Tisch bediente, sie solle zur Tür gehn, denn ein Roß wiehere, und es sei ihm so vorgekommen, als wäre es Freyfaxis Stimme. Sie trat in die Tür, sah Freyfaxi schlimm zugerichtet und erzählte Hrafnkel, Freyfaxi sei draußen vor der Tür, übel anzusehen . ,Was mag das gute Tier wollen, daß es heimgekommen ist sagte Hrafnkel, ,das bedeutet nichts Gutes" Und er ging hinaus, sah Freyfaxi und sprach zu ihm: ,Das ist schlimm, lieber Freund, daß dir so mitgespielt ist! Aber du hast deinen verstand gebraucht; daß du es mir erzähltest: es soll gerächt werden. Geh nun zu deinem Gesinde!' Das Tier trabte sogleich talaufwärts zu seinen Stuten.



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Hrafnkel ging zu Bett und schlief die Nacht hindurch. Am Morgen ließ er sich ein Pferd bringen und einen Sattel auflegen und ritt zur Alm hinauf. Er war in blauen Kleidern. Eine Art hatte er in der Hand, doch sonst keine Waffen.

Einar hatte gerade neues vieh in die Hürden getrieben. Er lag über den Zaun und zählte die Schafe, und die Frauen saßen beim Melken. Alle grüßten den Herrn. Er Sagte, wie die Arbeit ginge. Einar antwortete: ,Schlecht ist es mir ergangen, denn es fehlten dreißig Schafe beinahe eine Woche; aber jetzt sind sie gefunden.' Jener sagte, das rechne er nicht; ob denn nichts Schlimmeres vorgefallen sei; ,daß Vieh gefehlt hat,' meinte er, ,hätte leicht noch öfter vorkommen können; aber wie ist's? hast du nicht gestern ein wenig auf Freyfaxi geritten: Einar antwortete, er könne es nicht bestreiten. Hrafnkel sagte: Warum rittest du gerade dieses Roß, das dir verboten war, wo es doch solche genug gab, die dir erlaubt waren: . . . Ich hätte dir diese eine Sache durchgehn lassen, hätte ich nicht hoch und heilig geschworen. Aber ein tüchtiger Bursche bist du doch!' Und jener Aberglaube, daß dem nie etwas Gutes blühe, der ein Gelübde bricht, der machte, daß er vom Pferde sprang, auf ihn zu, und ihm den Todesstreich versetzte. Darauf ritt er ohne weiteres heim nach Adelfarm, erzählte, was geschehen war, und schickte einen andern Mann zu den Schafen auf die Alm. Einars Leiche aber ließ er auf die Halde schaffen und beim Grabe einen Steinhaufen errichten. Das heißt die Einars warte sie liegt westlich von der Sennhütte.

Die Kunde von Einars Fall kam nach Hol zu Thorbjörn, seinem Vater Der nahm das übel auf. Er stieg zu Pferde, ritt hinüber nach Adelfarm und forderte von Hrafnkel Buße für den Tod seines Sohnes. Dieser sagte, er habe mehr Männer erschlagen als diesen einen: ,es ist dir nicht neu, daß ich für niemand Buße zahle, und darein wird man sich nun einmal finden müssen. Und doch ist mir so, als hätte ich schon an bessere Stellen getroffen als diesmal. Du bist lange mein Nachbar gewesen, ich bin gut mit dir ausgekommen. und ebenso du mit mir. Es wäre zwischen Einar und mir nicht das geringste vorgefallen, hätte er nicht den Hengst geritten. Man hat's



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wohl oft ;u bereuen, wenn man zuviel gesagt hat; die Reue käme seltener, wenn man weniger sagte. Kur;, ich will sehen lassen, daß ich mit dieser meiner Tat weniger zufrieden bin als mit andern der Art: ich will deinen Hof ausrüsten mit Milchvieh im Sommer und mit Fleisch im Herbst; und das will ich Jahr für Jahr tun, solange du wirtschaften magst. Deine Söhne und Töchter werden wir ausstatten mit meiner Beihilfe und sie so in Gang bringen, daß es ihnen später gut geht. Und alles, was du in meinem Haushalt vorhanden weißt und selber brauchst fortan, das sollst du mir nennen, sollst fortan nichts mehr entbehren, was du nötig hast. Du sollst wirtschaften, solange es dir Vergnügen macht, aber zu mir ziehen, sobald du es satt hast, da will ich für dich sorgen bis zu deinem Ende. Damit wird alles zwischen uns ausgeglichen sein . . . Mich dünki, mancher wird sagen, ich lasse mir den Einar etwas kosten.' ,Darauf gehe ich nicht ein', sagte Thorbjörn . ,Worauf denn?' fragte Hrafnkel. Da sagte Thorbjörn: Ich verlange Schiedsrichter" Hrafnkel erwiderte: ,Du stellst dich auf gleichen Fuß mit mir; so werden wir uns nie vergleichen.'

Da ritt Thorbjörn weg und den Bezirk hinab. Er kam zu den Quellhäufern, suchte seinen Bruder Bjarni auf erzählte ihm, was vorgefallen, und bat ihn, er möge in der Angelegenheit das Seinige tun. Bjarni meinte, mit so einem wie Hrafnkel könne er nicht anbinden; ,wenn ich auch Geld genug habe,' sagte er. ,so kann ich mich doch im Streit mit Hrafnkel nicht messen. Es bleibt dabei: stark ist, wer sich nicht stärker dünkt, als er ist! Jener hat schon manchen untergekriegt, der sich besser stand als ich. Mir scheint, du hast wenig verstand gezeigt, ein so gutes Anerbieten zu verschmähen. Ich gebe mich hiermit nicht ab.' Thorbjörn sprach manches bittere Wort zu seinem Bruder; je mehr auf dem Spiel stehe, desto weniger Tatkraft sei in ihm, sagte er. Dann ritt er fort; der Abschied war nicht gerade freundlich.

Er machte erst halt, als er unten in Spielhall war. Da klopfte er an die Tür. Drinnen rührten sich Schritte. Thorbjörn bat Sam herauszukommen. Sam begrüßte seinen Oheim und lud



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ihn zum Bleiben ein. Aber jener zeigte wenig Lust dazu. Sam sah ihm seinen Kummer an und Sagte, was geschehen sei. Da berichtete Thorbjörn den Fall seines Sohnes Einar. ,Nichts Ungewöhnliches', sagte Sam, ,ein Totschlag von Hrafnkel.' Thorbjörn fragte, ob Sam ihm helfen wolle: ,die Sache liegt ja so, daß der Hieb auw von dir nicht allzu fern gefallen ist, wenn auch der Mann mir am allernächsten stand.' ,Hast du dich, wie es geziemend ist, irgendwie an Hrafnkel selbst gewandt" Thorbjörn erzählte die ganze Wahrheit darüber,. wie es zwischen ihm und Hrafnkel gegangen war. ,Davon hörte ich nie,' sagte Sam, ,daß Hrafnkel jemandem ein solches Angebot gemacht hätte wie jetzt dir. Reiten wir zusammen nach Adelfarm hinauf gehn behutsam mit Hrafnkel um und überzeugen uns, ob er sein Angebot noch aufrecht hält. Du sollst sehen, er benimmt sich anständig.' ,Erstens', versetzte Thorbjörn, ,wird Hrafnkel jetzt nicht mehr wollen; und dann gefällt mir die Sache jetzt um nichts besser als wie ich von ihm ritt.' ,Schwer, Hrafnkel die Stange zu halten', sagte Sam. Thorbjörn antwortete: ,Ich will dir sagen, warum ihr Jungen nicht in die Höhe kommt: ihr seid zu leicht eingeschüchtert! Ich glaube, niemand hat eine so windige verwandtschaft wie ich. Wenig anständig kommen mir solche Leute vor wie du, der du dich für einen Rechtspraktikus hältst und auf kleine Händel versessen bist, diese Sache aber nicht angreifen willst, die so sonnenklar ist. Du wirst üble Nachrede einheimsen, wie in der Ordnung, denn du bist sonst der Unternehmendste in unserer Sippe. Nun ist es ja wohl klar, wohin die Sache steuert!' Sam versetzte: Was hast du davon, wenn ich die Sache in die Hand nehme, und es geht uns dann gemeinsam schlecht?' ,Ein großer Trost ist mir's doch,' antwortete Thorbjörn, ,es geht dann, wie es gehn muß.' Sam entgegnete: ,Ungern lass' ich mich darauf ein. Ich tue es mehr aus Freundschaft zu dir. Und glaube mir: wer dir in dieser Sache hilft, hilft einem Toren.' Damit hielt Sam seine Hand hin und übernahm den Prozeß von Thorbjörn . Er ließ sich ein Pferd satteln, ritt das Tal entlang auf einen Hof, meldete den Totschlag und warb Hilfsmannschaft gegen Hrafnkel. Der hörte davon und fand es lächerlich, daß



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ein Mann wie Sam sich auf einen Prozeß einließ gegen einen Mann wie er.

Es wurde Winter. Jm Frühjahr, als die Vorladungszeit kam, ritt Sam hinauf nach Adelfarm und lud Hrafnkel vor wegen des Totschlages an Einar. Dann kam er zurück und lud die Nachbarn als Beisitzer auf dem Thing. Eine Zeitlang blieb er still daheim, bis die Leute sich zum Thingritt rüsteten.

Da schickte Hrafnkel Boten talabwärts und bot seine Leute auf. An siebzig Thingmannen begleiteten ihn. Mit dieser Schar ritt er durch den Fließtalbezirk, um das Seende herum, den Hals ins Rutschental, dieses hinauf dann südwärts über die Axtheide zum Bärinnenfjord, endlich den großen Thingmannenweg an der Halde geradeaus. Vom Fließtal bis zum Thingfeld sind siebzehn Tageritte.

Als Hrafnkel aus dem Bezirk heraus war, sammelte auch Sam Mannschaft. Die er mitnahm, waren meist anhanglose Leute, außer denen, die er schon geladen hatte. Er verschaffte ihnen Waffen, Kleider und Nahrung für die Reise. Dann verließ er das Tal auf einem andern Wege: erst nördlich auf die Brücke zu, über die Brücke und weiter über die Nesseltalheide; im Nesseltal übernachteten sie. Weiter ging's zum Schulterbreitenwerder , oben an den Blauen Bergen hin, ins Hakental und dann nach Süden auf den Sprengisand. So kamen sie herab um Schafsberg und von da auf die Thingebene. Hrafnkel war noch nicht da; er brauchte länger, denn er hatte den weiteren Weg. Sam schlug seine Baracken abseits von den Plätzen auf, wo sonst die Ostfjordleute zu bauen pflegen.

Wenig später erschien Hrafnkel auf dem Thing. Er schlug an der gewohnten Stelle seine Bude auf und erfuhr, daß Sam anwesend war. Das kam ihm lächerlich vor.

Das Thing war diesesmal stark besucht. Die meisten Häuptlinge, die es auf Island gab, waren anwesend. Sam suchte sie alle auf und bat um Schutz und Hilfe. Aber alle hatten dieselbe Antwort: keiner glaubte bei Sam so hoch in der Schuld ;u stehn, daß er sich entschlossen hätte, um seinetwillen mit dem Goden Hrafnkel anzubinden und die eigene Stellung aufs Spiel zu setzen. Sie versicherten einstimmig, es sei den Meisten



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gleich ergangen, die mit Hrafnkel Thiiigitreitigfeiien gehabt hätten, nämlich allen gleich schlimm. Sam ging beim zu seiner Bude. Ihm und Thorbjörn war traurig zu Mute. Sie fürchteten, ihre Sache würde im Sande verlaufen und ihnen nichts einbringen als Schande und Schmach. Und so sehr nahmen sie sich dies zu Herzen, daß sie weder schliefen noch aßen, weil alle Häuptlinge sie im Stich ließen, auch die, von denen sie Hilfe erwartet hatten.


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