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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


6. Bjarnis Reise nach dem Schmalen Kap

Im nächsten Frühjahr hatte Helgi, AsbjörnsSohn, einen Ritt in die Fjorde hinunter vor und sagte zu seiner Frau Thordis: Es steht so, daß all unser gutes Einvernehmen davon abhängt, wie treu du mir während meiner Abwesenheit bist in der Sache des Gunnar.' Sie erwiderte, das werde sich ja herausstellen, Und Helgi ritt davon.

Eines Abends, so wird berichtet, erschienen zwölf Reiter vor dem Gehöft am Schmalen Kap. Die Hausbau ging hinaus und mit ihr einige Knechte. Da erkannte sie ihren Bruder Bjarni, Brodd-Helgis Sohn. Sie lud alle zum Bleiben ein. ,Das ist ein gutes Anerbieten,' sagte Bjarni ,aber es steht so, daß ich hier bin, um nach Gunnar zu suchen, dem Töter des Thidrandi, unseres Vetters und Pflegebruders. Mir wird berichtet, er sei hier in einem vorratshaus. Das werden wir erbrechen, wenn du es nicht aufschließt.' Thordis versetzte: ,Sieh die Sache nicht von der Seite, lieber Bruder! Du kannst auch anders zum Ziel gelangen. Übernachte bei uns; das heißt handeln wie ein Bruder. Dem Thidrandi war ich so zugetan, daß mir die Rache je eher um so lieber gewesen wäre. So etwas hat auch mein Mann den ganzen Winter von mir befürchtet, denn er wußte, daß ich Gunnar tot sehen will. Darauf wollen wir es denn auch anlegen, ehe du wieder aufbrichst.'

Bjarni und seine Leute stiegen von den Pferden und blieben die Nacht über dort. Inzwischen schickte Thordis zwei Leute in die Umgegend und ließ Mannschaft aufbieten. Am Morgen erschienen dreißig Mann, lauter Nachbarn und Freunde Helgis.



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Bjarni stand angekleidet und verlangte, nun solle seine Schwester Gunnar herausgeben. Sie antwortete: ,Ich weiß nicht, Bruder, wao du davon hast, deine eigene Schwester ;u bedrängen und mir so Schlimmes zuzumuten, daß ich euch einen Mann vor die Speere liefere, den mein Gatte mir zur Hut übergeben hat. habe keinen Grund, euch beide so verschieden zu werten. Alles andere würde dir besser anstehn als dies. Für diesmal bekommst du Gunnar nicht in deine Gewalt —oder du mußt deine volle Kraft daran setzen" Bjarni versetzte: ,Da sind wir also in eine Schlinge gegangen. Du kannst dich gut verstellen, Schwester!' Und er zog mit den Seinen unverrichteter Sache ab.

Thordis aber ging zu dem vorratshaus, in dem Gunnar versteckt war, schloß auf und fragte, wie es Gunnar gefiele, jetzt an Bjarni ausgeliefert zu werden. Er erwiderte, dazu wäre es nicht gekommen, wenn der Bauer zu Hause wäre. Thordis sagte: ,Auch jetzt kommt es nicht dazu,' und Gunnar dankte ihr.

Als Helgi nach Hause kam, wurde ihm berichtet, was vorgegangen war. Da sagte er: ,Ich wußte, daß ich eine gute Frau habe. Recht von ihr, daß sie ihrer Sippe treu blieb.' Gunnar blieb noch den Sommer bei Helgi. Denselben Sommer wurde er auf dem Thing geächtet; Thorkel, Geitirs Sohn, setzte es durch.

Nicht lange danach kam der Handel zwischen Helgi, Asbjörns Sohn, und Grim dem Droplaugsohn, und Helgi fiel.1 Da sagte Thordis, sie wolle Gunnar zu Schutz und Sicherheit nach dem Heiligen Berge schicken, zu Gudrun, Osvifrs Tochter, und sie bereitete ihm einen guten Abschied. Gunnar kam an die Westküste zur Zeit, als Gudrun sich mit Thorkel, Eyjolfs Sohn, verlobte.

In dem Sommer, wo er nach dem Heiligen Berge ritt; zog Thorkel, Geitirs Sohn, hinab zur Njardbucht, um Gunnars Ächter habe einzuziehen. Da kamen ihm die Ketilsöhne, Thorkel und Eyjolf mit einigen Begleitern entgegen, und Eyjolf sagte ihrer Begegnung: ,Deine Absicht wird sein, Gunnars



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Achter habe einzuziehen.' ,Das ist die Absicht,' sagte Thorkel. Die Habe ist reichlich, und höchst wertvoll ist sie,' versetzte Eyjolf, ,aber das möchte ich dir doch erzählen, daß sie fort ist aus Island. Du bekommst keinen Pfennig.' Thorkel erkannte, daß dies die Wahrheit war, und so trennten sie sich.


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