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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


5. Wie Sveinki weiter für Gunnar sorgte

Von Thorkel und seinen Leuten ist zu berichten, daß sie aus der Stube herauskamen und nun eine Zeitlang im Hause festsaßen. Sie gelangten ins Freie, aber nicht so bald. Sveinki war gerade wieder mit seinen Lämmern vom Strande urückgekehrt.



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Thorkel sagte: ,Du behandelst uns wenig freundschaftlich. Was hast du jetzt mit Gunnar angestellt:' ,Von Gunnar weiß ich nichts zu erzählen,' sagte Sveinki, ,im übrigen ist es nicht wunderbar, wenn ich euch Ruhestörern einen kleinen Schabernack spiele.' ,Gehn wir hinab zum Strande!' sagte Thorkel. Meinetwegen!' sagte Sveinki. Sie kamen zu dem Boot. das kielhoch lag, und Thorkel sagte: ,Das wäre ein Versteck, da unter dem Boot.' Sveinki versetzte: ,Eben darum pflege ich mein Schiffsgerät darunter zu bergen. Aber warum kriecht keiner von euch darunter und hält auch hier Haussuchung Ich tue es selbst, wenn ihr's nicht wagt" Und er kroch unter das Boot. Da langte Thorkel mit dem Spieß hinein, merkte etwas Lebendiges und stieß Gunnar in den Schenkel. Als Sveinki das sah, zog er sein Messer, stach sich, ehe er wieder hervorkam, in den Schenkel und drehte das Messer so, das es aussah wie eine Speerwunde. Draußen sagte er: ,Schonend behandelt ihr mich nicht gerade bei diesem Unternehmen, und ich meine, dies bliebe nicht ungerächt. wenn wir einander gewachsen wären.' ,Ich wollte dir kein Leid zufügen,' sagte Thorkel, ,aber wer weiß, was dahinter steckt.' Danach gingen Thorkel und die Seinen wieder zum Gehöft, hielten dort eine zweite Suche ab und ritten dann davon.

Da sagte Sveinki zu Gunnar: ,Hier können wir nicht bleiben. Nach mancher List werden wir uns noch umsehen müssen, und ich weiß nicht, was hier am besten anschlagen mag.' Und er geleitete Gunnar in den Stall, nahm Heu aus dem Heuverschlag, so daß eine Höhlung entstand, und packte Gunnar dort sorgfältig ein. Dies getan, stellte Sveinki sich davor und machte sich etwas zu schaffen. Inzwischen kehrte Thorkel um und kam wieder zum Stall. Sveinki Sagte, was ihnen nun wieder zugestoßen sei; es nehme ja gar kein Ende mit den Haussuchungen. Thorkel sagte, er könne nicht wissen, was für einer Spiegelfechterei sie hier ausgesetzt seien; wenn er ihn nicht totschlagen lasse, so sei das nur, weil die Sache sich noch nicht geklärt habe. Sveinki versetzte: ,Wohl möglich, daß ihr mich totschlagen könnt. Aber das wird ein Überfall auf einen Unschuldigen sein und auch dafür gelten, und ich werde es



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darauf anlegen, daß einer von euch mir mit dem Leben büßt, ehe ich ins Gras beiße.' Damit trennten sie sich; jene ritten wieder ab.

Da sagte Sveinki: ,Jetzt wieder fort mit uno! Hinab zur See auf der Spur der Schafe!' Und als sie an den Strand kamen, sagte er: ,Hier liegt eine Insel vor dem Lande, wie du siehst, Es wäre eine tüchtige Schwimmleistung dort hinüber; wenn du gesund und unverwundet wärest. Jetzt ist es eine noch größere Kraftprobe. Dort nach der Insel möchte ich, daß du schwömmest, wenn du dazu imstande zu sein glaubst. Jetzt kommt es darauf an, deine Kraft zu erproben. Ich komme dann zu dir, sobald die Gefahr vorüber ist.' Gunnar erwiderte; er sei ein wackerer Mann; ,es wird mir schwer werden', sagte ei, ,dir diese Hilfe zu lohnen. Aber jetzt wollen wir versuchen, ob ich hinüber komme — ich versuchte es auch, wenn es noch etwas weiter wäre.' Und er warf sich mit Kleidern und Waffen in die See und kam glücklich hinüber; wenn auch mit steifen Gliedern. Drüben legte er sich nieder und grub sich ins Seegras ein, um die Kälte los zu werden.

Sobald Sveinki sicher zu sein glaubte, daß Thorkel endgültig fort war, ruderte er in seinem Boote zur Insel hinaus, kam zu Gunnar und sagte, es wäre Zeit, ihm einige Hilfe zuteil werden zu lassen. Gunnar war stark erschöpft, so daß er kaum gebn konnte. Sveinki schaffte ihn in sein Haus. Dort blieb er ein paar Tage und ruhte sich aus. Dann sagte Sveinki: ,Lange kann hier deines Bleibens nicht sein, denn ich getraue mich nicht, dich bier auf die Dauer zu schützen. Darum schicke ich dich zu meinem Freunde Helgi, Asbjörns Sohn. Du mußt dort mitten in der Nacht ankommen. Geh zur Nord tür des Hauses, in dem Helgi schläft. Alle, die ihn um Schutz angehn, pflegen an die Tür zu klopfen. Das ist schon oft vorgekommen.' Dann zeigte Sveinki Gunnar den Weg, den er nehmen sollte, und sie trennten sich,

Gunnar machte sich auf und kam nach dem Schmalen Rap, wo Helgi damals wohnte. Er klopfte an die Nordtür von Helgis Schlafhaus. Helgi erwachte und sagte: ,Der da klopft; wird einen Unterschlupf nötig haben.' Er ging selbst hinaus,



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und sie begrüßten sich. Gunnar erzählte ihm die ganze Sachlage, Sveinkis Botschaft und Beweise, die seinen Bericht bekräftigten. Helgi erwiderte: ,Wem Sveinki hilft, der steht nicht schutzlos da. Ich möchte dich nicht gern aufnehmen, weil eine Ahnung in mir dagegen spricht. 'Doch verdanke ich Sveinki viel Gutes. Geb dort in das Vorratshaus.' Dort blieb Gunnar den Winter über in guter verpflegung.


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