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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


2. Die Rache

An einem Wintermorgen kurs vor dem Julfest brachen im Sonnental die Mägde zur Arbeit auf. Da erhob sich auch



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Thorstein und half Heu hereinschaffen. Dann streckte er sich hin auf eine Bank. Der alte Thorarin, sein Vater kam herein und fragte, wer da läge. Thorstein sagte, er sei es. ,Warum so früh auf den Beinen, mein Sohn?' fragte der Alte. Thorstein erwiderte: ,Es ist so viel zu tun, daß es nicht leicht zu viele Hände werden.' ,Du hast wohl Kopfschmerzen, mein Sohns?' fragte Thorarin. ,Nicht daß ich wüßte,' versetzte Thorstein. Was hast du mir zu erzählen, Sohn, von dem Pferdething im letzten Sommer: Wurdest du da nicht halb ohnmächtig geschlagen wie ein Hund?' ,Es bringt keine Ehre,' sagte Thorstein, ,wenn du das Schläge nennst statt einen Unfall.' Darauf Thorarin: ,Das hätte ich nicht gedacht daß ich einen Feigling zum Sohn habe!' Thorstein: ,Sage lieber nichts, Vater was dich später gereuen könnte!' Thorarin: ,Wie mir zumute ist; ist bald gesagt"

Da stand Thorstein auf, nahm seine Waffen und ging aus dem Hause. Er ging bis zu dem Pferdestall, in dem Thord Bjarnis Pferde stehen hatte. Thord war gerade darin. Er trat zu ihm und sagte: ,Ich möchte wissen, lieber Thord, ob es aus versehen geschehen ist, als ich letzten Sommer auf dem Pferde- thing von dir einen Hieb bekam, oder mit Absicht. In diesem Fall wirst du bereit sein, mir Entschädigung zu geben.' Thord antwortete: ,Du hast ja wohl zwei Wangen: stecke deine Zunge erst in die eine und dann in die andere und nenne es auf der einen Seite ein versehen, auf der andern Ernst. Das magst du als deine Entschädigung betrachten.' ,Richte dich darauf ein,' sagte Thorstein, ,daß dies meine letzte Forderung an dich war,' sprang auf ihn zu und versetzte ihm den Todesstreich. Dann wandte er sich um Wohnhause in Hof, traf draußen eine Frau und sagte zu ihr: ,Melde Bjarm, ein Rind hat seinen Pferdejungen gestoßen, und er erwartet ihn im Stalle! Die Frau erwiderte: ,Geh nur nach Hause, Mann: Ich melde es, sobald es mir gut dünkt.' Thorstein ging heim und die Magd an ihre Arbeit.

Am selben Morgen stand Bjarni auf, und als er am Tische stellte einen Hengst, und die beiden Tiere wurden mit Stangen gegen ein- ander getrieben.



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sap, Sagte er, wo Thord wäre. Die Leute antworteten, er werde zu den Pferden gegangen sein. ,Er wäre aber doch wohl jetzt nach Hause gekommen, wenn er gesund wäre,' sagte Bjarm. Da ergriff die Frau das Wort, die Thorstein begegnet war: Es ist doch wahr, was man uns Frauen so oft nachsagt, daß bei uns nicht viel verstand ist. Heute früh war Thorstein Stangenhieb hier und sagte, ein Rind habe Thord gestoßen, so daß er sich nicht selbst helfen könne. Ich wagte nicht, dich zu wecken, und später hab ich's vergessen.' Bjarni stand auf, ging zum Pferdestall und fand Thord erschlagen. Die Leiche wurde darauf beerdigt.

Bjarni erhob die Klage und erreichte, daß Thorstein wegen des Totschlags geächtet wurde. Thorstein aber war zu Hause im Sonnental und arbeitete für seinen Vater Trotzdem verhielt Bjarni äch ruhig. 1


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