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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


18. Die Versöhnung

Eines Tages sagte Bjarni zu Thorvard dem Arzt: ,Jetzt sind unsere Wunden so weit geheilt, daß wir fortan allein uns helfen können, dank deinem Beistand. Wie ich aber weiß, ist auch Thorkel, Geitirs Sohn, verwundet, und ihn heilt niemand; er kommt ganz von Kräften. So möchte ich denn, daß du hingehst und ihn behandelst" Thorvard versprach, seinen Wunsch zu erfüllen.

Es war gegen Mittag, als er in der Kreuzbucht ankam. Dari saß man beim Brettspiel. Thorkel lag auf den Arm gestutzt und blickte auf das Brett. Er sah sehr bleich aus. Niemand begrüßte Thorvard bei seinem Eintritt. Er ging ohne weiteres auf Thorkel zu und sagte: ,Ich möchte einen Blick auf deine Wunde werfen. Es soll schlecht damit stehn.' Und Thorkel ließ ihn gewähren . Er blieb eine Woche dort, und mit jedem Tage ging es dem Hausherrn besser. Dann ritt Thorvard fort aus der Kreuzbucht und Thorkel belohnte ihn reich, schenkte ihm ein Pferd und einen silbernen Ring und sprach dazu freundliche Worte. Thorvard kam nach Hof, erzählte Bjarni, wie es stand, und der fand, es sei der richtige Ausgang der Sache, daß Thorkel gesund würde. Diesen Sommer wurde in der Kreuzbucht nicht viel aus der Ernte; denn Thorkel war noch nicht so weit, daß er in der Wirtschaft neben seiner Frau Jorun ordentlich zugreifen konnte. So sahen die Dinge übel aus. Es schien, als müßte man vieh schlachten. 1 Nun hatte ein Knecht Thorkels im Bezirk zu tun



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und kehrte in Hof ein, wo man ihn gut aufnahm. Bjarni Sagte ihn, wie es in der Kreusbucht stehe, um die Gesundheit und um die Wirtschaft. Der Knecht sagte, die Gesundheit mache gute Fortschritte, aber in der Wirtschaft gehe es schlecht. Als er am nächsten Morgen aufbrach, begleitete Bjarni ihn hinaus und sagte: ,Bitte Thorkel, zu wählen: entweder schaffe er Menschen und Vieh hierher, oder ich werde Fleisch und Viehfutter dorthin schaffen, so daß an Verluste nicht mehr gedacht zu werden braucht. Und mach deine Sache gut"

Der Knecht machte sich auf und kam gerade heim, als die Leute sich an die Tische gesetzt hatten und Jorun das Essen auftrug. Er trat vor Thorkel, grüßte und berichtete alles, was Bjarni gesagt hatte. Jorun blieb mitten im Zimmer stehn und horchte auf seine Worte. Aber Thorkel antwortete nichts. Da ergriff Jorun das Wort: ,Warum schweigst du zu einem so wackern Anerbieten" Thorkel antwortete: ,Ich will zu dieser Sache nicht so schnell mich äußern. Den Meisten wird die Einladung unerwartet kommen.' Jorun sagte: ,Ich bin dafür, daß wir morgen nach Hof ziehen zu Bjarni. Ein solches Anerbieten von einem Manne, wie er ist, scheint mir höchst ehrenvoll.' ,Du sollst entscheiden,' sagte Thorkel, ,denn ich habe oft die Erfahrung gemacht, daß du klug bist und das Beste willst.'

Am nächsten Morgen brach Thorkels Schar, zwölf Köpfe stark; von Hause auf. Als man sie von Hof aus kommen sah, wurde es Bjarni gemeldet. Der freute sich über die Nachricht, ging hinaus, ihnen entgegen, begrüßte Thorkel und die Seinen freundlich und lud sie ein, bei ihm zu wohnen. Und als die Vettern ins Gespräch kamen, da verhandelten sie über ihre Zwistigkeiten freundschaftlich und offen. Da bot Bjarni, Brodd-Helgis Sohn, dem Thorkel, Geitirs Sohn, Versöhnung und Selbsturteil und erklärte, er wolle ihm gerne fortan in allen Dingen zu Willen sein, solange sie beide lebten. Dieses Anerbieten nahm Thorkel an, und sie versöhnten sich nun vollständig . Als Buße für Geitirs Fall bestimmte Thorkel ein Hundert in Silber. So schlossen sie Frieden und hielten ihn


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