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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


17. Von dem Kampf im Bödvarstal

Im nächsten Frühjahr ritten die Häuptlinge zum Thing in den Fließtalbezirk, Bjarni, Brodd-Helgis Sohn, und Thorkel, Geitirs Sohn. In Thorkels Gefolge waren Bläng und die Egilssöbne, Thorarin, Hallbjörn und Thröst, und Eyjolf von Weitfelden. Sie waren zusammen ihrer fünfzehn. Sie kamen nach Eyvindach und ließen sich dort von Groa bewirten. In Bjarnis Begleitung waren Thorvard der Arzt von Sirekshof , Bruni von Thorbrandshausen, Eilif, Tjörvis Sohn, von Torfihausen, die Brüder Berg und Brand von Buihausen, Bjarnis Ziehbruder Skidi und Hauk Lapis Sohn, im ganzen achtzehn. Sie kamen zum Schmalen Kap und wurden von Helgi und Thordis, Bjarnis Schwager und Schwester, gut aufgenommen. Als das Thing aus war, wurde Thorkel eher reisefertig, und das war Bjarni ganz recht. Er erhielt beim Abschied von seiner Schwester Thordis Zotte ein wertvolles Halshand. Sie verbat sich ein Gegengeschenk und legte es ihm selber an, so daß es fest um den Hals saß.

Thorkel wanderte mit seinem Gefolge über die Heide und kam spät abends hinab ins Bödvarstal. Dort nahmen sie Herberge bei einem Bauer namens Kari, der war ein Thingmann Thorkels . Als sie schlafen gingen, trug Thorkel dem Kari auf, er sollte Wache halten und, wenn Leute von den Bergen herabkamen , ihn sofort wecken.



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Bjarni kam langsam über die Heide und war es wohl zufrieden daß Thorkel eine Spur hinterlassen hatte, denn die Gegend war unwegsam, Er übernachtete bei einer Bäuerin namens Freygerd. Dann gingen sie weiter über die Heide und kamen frühmorgens hinab ins Bödvarstal bei Karis Gehöft, und als sie sahen, daß Thorkels Spuren zum Gehöft führten, da bestimmte Bjarni, es sollten immer drei Mann im Glied gehn, erst drei, dahinter wieder drei, dann die dritten drei und so weiter; .dann sieht es aus wie die Spur von drei Männern,' sagte er; und sie taten es. Kari stand draußen, als sie vorbeikamen, meldete aber nichts; der Streit zwischen den verwandten kam ihm schlimm vor, und er wollte nichts damit zu tun bekommen.

Thorkel erwachte in seinem Beit und weckte die Gefährten; sie hätten jetzt genug geschlafen, sagte er. Sie waffneten sich und gingen hinaus. Thorkel hieß seine Leute auf der Spur rückwärts gehn und nachsehen, ob von der ihrigen eine Spur seitwärts abführte, und sie bemerkten die Drei männer spur. Er kam selbst an die Stelle und sagte: ,Das sind schwere Leute gewesen. Hier werden wohl Bjarni und die Seinen gegangen sein. Gehn wir schnell ihnen nach l Als sie eine Strecke marschiert waren, sahen sie die Spuren auseinander gehn. Da beschleunigten sie ihre Schritte, so sehr sie konnten, bis sie gegen den Ausgang des Tales kamen. Da steht ein kleines Gehöft; Eyvind hausen; der Bauer hieß Eyvind.

Dicht vor dem Gehöft hatten Bjarni und seine Leute sich gelagert . Bjarni sagte: ,Jetzt will ich nicht länger Reißaus nehmen vor Thorkel. Wir wollen hier abwarten, was geschieht.' Und im selben Augenblick sahen sie Thorkels Trupp.

Im Näherkommen sagte Thorkel zu seinen Leuten: ,Gehn wir nun wacker drauf los! Ich nehme mir meinen Vetter Bjarni aufs Korn, Bläng den Birning, Thröst den Thorvard; und so fort, so weit es reicht! Nun ging das Gefecht los. Bjarni und seine Leute wehrten tapfer, und jene griffen stürmisch an. Aber eine Zeitlang ging es ohne Wunden ab. Da rief Thorkel: Wie Memmen greifen wir an, daß nichts Sagawürdiges geschehen will!' Bjarni rief dagegen: ,Mut genug hast du"



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Aus dem Gehöft kam eine Frau, die sah, wie die Männer kämpften, kehrte eilends um und sagte: ,Eyvind, ich glaube, hier dicht beim Hofe schlagen sich die Vettern Thorkel und Bjarni, und ich habe einen Mann dicht beim Zaune liegen sehen, der hatte wohl große Angst.' Eyvind sagte: ,Machen wir schnell, nehmen wir Tücher mit und werfen sie auf die Waffen!' Er selbst griff nach einem Deckenbalken und nahm ihn über die Schulter. Er kam zum Zaun, an dem der Mann lag; es war Thorvard. Der sprang erschrocken auf. Er hatte sich aus Müdigkeit hingelegt. Und sobald er hinzukam, siel einer nach dem andern. Zuerst Birning vor Bläng. Dann schlug Thorkel dem Bjarni einen Hieb an den Hals, daß es laut klirrte. Bjarni bekam eine Streifwunde, und das Halsband siel in den Schnee. Da bückte sich Bjarni danach und steckte es unter sein Hemd. Thorkel sagte: ,Noch immer silbergierig , Vetter!' Darauf Bjarni: ,Du richtest es heute so ein, daß man sein Silber zusammenhalten muß!" Nun setzte sich Thorkel vor Müdigkeit nieder. Inzwischen ging Bläng hitzig auf Bjarni los; ihr Zusammenstoß endete so, daß Bläng fiel. Da stand Thorkel auf und griff Bjarni so schneidig an, daß dieser am Arm verwundet wurde und kampfunfähig. Beide Söhne des Glira-Halli fielen dort. Eilif fiel vor Hallbjörn, doch war er nicht tot, nur schwer verwundet.

Da kam Eyvind heran und ging so kräftig mit dem Decken pfosten zwischen die Kämpfer, daß sie auf beiden Seiten zurückwichen. Mit ihm kamen Frauen, die warfen Tücher auf die Waffen. So kam das Gefecht zum Stillstand. Auf Bjarnis Seite waren vier gefallen und viele von den Überlebenden verwundet . vier Mann verlor auch Thorkel. Eyvind fragte, ob Thorkel erlaube, Bjarni und seine Leute ins Gehöft zu führen; er sehe, sagte er, daß Thorkel wohl für sich und die Seinen selbst werde sorgen wollen. Und Thorkel erhob keinen Einspruch . Darauf wurden die Leichen der Gefallenen besorgt, und dann zogen beide Parteien ab, Thorkel und die Seinen nach der Kreuzbucht, während Bjarni und die Seinen von Eyvind die Waffenförde hinauf und weiter nach Hof begleitet



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wurden. Thorvard der Arzt kam mit nach Hof und verband die Wunden. Eilif Tjörvis Sohn, lag lange an seinen Wunden danieder, wurde aber schließlich doch gesund. Bjarni besuchte sogleich den Glira-Halli, berichtete ihm den Tod seiner Söhne, bot ihm an, bei ihm zu wohnen, und versprach, er werde ihm die Söhne ersetzen. Halli erwiderte: ,Sehr schade ist's um meine Söhne. Aber ich will sie lieber verlieren, als daß sie als Feiglinge heimkamen, wie einige deiner Begleiter, Meinem Anwesen kann ich schon noch vorstehn und werde nicht nach Hof ziehen. Habe du aber Dank für dein Angebot!'


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