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Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


8. Brodd-Helgi wird von Geitir überlistet

Als es Zeit ward, schickte Geitir nach seinen Thingleuten. Sie ritten aus der Kreuzbucht und in der Richtung auf Hof. Geitir sagte: ,Wir haben unsere Schar nicht gerade so heimlich gesammelt, daß Brodd-Helgi nicht davon gehört haben sollte. Es werden also wohl Leute genug da sein. Wir wollen auf den Hof reiten und absteigen, unsere Pferde anbinden, die Mäntel ablegen und dann schleunigst zum Hause gehen. Da werden Brodd-Helgi und seine Leute uns wohl entgegenkommen , doch schwerlich werden sie gegen uns die Wassen gebrauchen . Auch wir müssen uns strenge hüten, einen von ihnen zu verwunden oder zu töten; vielmehr wollen wir die Sache hinziehen. — Jetzt aber sollen von uns die Egilssöhne und mit ihnen Tjörvi der Große auf dieser Seite hinaufleiten über



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Gudmundhausen in die Wälder hinter Hof und sollen große, leere Kohlenkörbe auf ihren Pferden mitnehmen. —.Sobald ihr ans Gehöft kommt,' sagte er, ,schleicht an die Häuser heran, nehmt die Leichen, legt sie in die Körbe, kommt dann denselben Weg zurück und stoßt wieder mir.' Sie trennten sich, und beide Haufen ritten nach Geitirs Anweisung.

lts Geitir und die Seinen dem Gehöft gans nahe waren, stiegen sie ab und verfuhren gans gemächlich. Helgi hatte viel Gefolge um sich und ging sogleich Geitir und seinen Leuten entgegen. Man begrüßte sich, doch ohne Freundlichkeit. Brodd-Helgi fragte, wohin die Reise gehe. Geitir antwortete: nicht viel weiter, als man jetzt gekommen sei, und er meine, es sei leicht zu merken, worauf man es abgesehen habe. ,Wir werden auch diesmal keine Fehde anheben,' sagte er, ,obgleich Grund genug dazu vorliegt; aber wir wollen unsere alte Forderung noch einmal vorbringen, ehe wir ganz davon abstehn.' Und sie sogen die Sache hin den Tag über. Man drängte sich auf dem freien Platze hin und ber.

Plötzlich sagte einer von der Schar des Helgi: ,Da reiten Leute, nicht ganz wenige, mit Lastpferden.' Ein anderer versetzte: Es sind nur Kohlenbrenner, die aus dem Walde kommen. Ich sah sie heute früh hineinreiten.' Damit endete das Gespräch. Da sagte Geitir: ,Es wird wieder so kommen, daß wir den Kürzeren stehen. Denn es glückt uns nicht, die Leichen unserer verwandten fortzuschaffen.' ,Was redest du so?' sagte Brodd-Helgi, ,das ist noch immer das Wahrscheinlichere, daß der Kürzere zu kurz kommt. Es sieht jedoch so aus, als wenn keiner von uns beiden sich bloßstellen soll. Wir wollen also für diesmal Schluß machen mit diesem Zeittotschlagen, wenn's euch recht ist. Nur paßt es uns nicht, daß ihr noch näher an die Häuser kommt.' Darauf hörte man auf zu drängen. Geitir und die Seinen gingen zu ihren Pferden, während Brodd-Helgi und die Seinen auf dem Platze zurückblieben.

Bald traf Geitir die Egilssöhne. Man stieg ab und verweilte sich.

Brodd-Helgi und seine Leute standen inzwischen auf dem Hofplatze und sahen, wie jene halt machten. Da ließ Brodd-Helgi



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äch vernehmen: ,Dem Dummen fällt guter Rat zu spät ein Den ganzen Tag haben wir uns hier herumgedrängt, und jetzt erst sehe ich, daß kein einziger von Geitirs streitbaren Kerlen bier war. Sie werden in den Kohlenkörben die Leichen weggeschafft haben! Es ist doch regelmäßig so, daß Geitir von uns beiden der Klügere ist, wenn er auch stets sich vor der Übermacht ducken muß.'

Es gab keinen Prozeß um den Tod des Thormod, und in keiner Sache bekam Geitir von Helgi sein Recht. Thorkel, Geitirs Sohn, ging nach Norwegen und war, seit er erwachsen, ständig auf Reisen, so daß er wenig zu tun bekam mit den Händeln zwischen seinem Vater und Brodd-Helgi. Die Krankheit der Halla, die jetzt an der Kreuzbucht wohnte, wurde schlimm und gefährlich.


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