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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


5. Wie Thorgils fiel

Am Tage, nachdem Thorstein die Sennhütte des Thorbjörn verlassen hatte, kamen seine Brüder dorthin. Sie frühstückten und legten sich dann zum Schlafen nieder. Thorbjörn riet sehr davon ab, indem er Einars Tod berichtete und was er von Thorstein zu bestellen hatte. Thorbjörn war mit beiden Parteien befreundet. Bald darauf kamen Thorgils und seine sechs Begleiter angeritten. Thorbjörn weckte die Brüder und meldete es ihnen. Aber es war zu spät sum Entkommen. So riet er ihnen, in der Sennhütte vor der Tür eine tiefe Grube zu graben. ,Ich werde draußen vor der Tür stehn,' sagte er. Sie taten es. Als jene an die Hütte herankamen, waren sie überzeugt, daß die Brüder darin wären, denn die Pferde



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draussen waren müde und eben erst abgeladen. ,Ich weiß, daß sie hier sind,' sagte Thorgils. Thorbjörn versetzte: ,Du bist ein scharfsinniger Mann. Aber die Brüder sind nicht hier, wie du behauptest. Ich hatte meine Pferde nach Hol; geschickt, und wir haben sie eben abgeladen. Sie kommen unmittelbar ven den Winterhäusern. Vorher haben sie Treibholz zum Saalbau nach der Sveinungsbucht geschleppt. Es sind meine Pferde.' Thorgils wollte das nicht glauben. ,Geh von der Tür weg,' sagte er, ,wir wollen Haussuchung halten.' Thorbjörn erwiderte, da sie seiner Aussage nicht glaubten, werde er ihnen den Gefallen nicht tun. ,Schlagen wir ihn tot, wenn er die Tür nicht freigeben will!' sagte Grani. Thorgils versetzte: ,Das würde mein Vater nicht billigen.

Da erbot sich Thorkel Schinder, er wolle von hinten auf das Dach steigen, zwischen Thorbjörn und der Tür herabspringen und ihn wegtragen den Abhang hinunter. Thorgils war einverstanden . Und Thorkel brachte es nun wirklich zuwege; daß Thorbjörn auf die angegebene Art von der Tür weggeschafft wurde. Darauf band man ihn, ging dann zur Tür und überlegte, wer zuerst hineingehen solle. Als Thorgils das merkte, sagte er: ,Das Tapfer sein gelingt uns nicht, da wir nicht wagen hineinzugehn,' und sprang auf den Eingang zu. Thorbjörn riet ab und warnte ihn; doch er achtete es nicht. Den Schild über den Kopf erhoben, kam er hinein —stürzte in die Grube, und die Brüder erschlugen ihn darin.

Nun deckten Thorgils' Gefährten das Dach der Hütte ab und hatten noch eine ganze Zeitlang mit den Brüdern zu schaffen. Grani Goldhut hatte sich oben auf die Wand gelegt und purzelte von oben hinein. Da bekam er einen Speer durch den Arm. Die Brüder wehrten sich geschickt und mannhaft und fanden endlich beide einen rühmlichen Tod. Auf der andern Seite waren Thorirs beide Knechte gefallen und als Dritter Thorgils, Thorsteins Sohn, selbst, im dreißigsten Lebensjahr

Nach dem Kampfe wurde Thorbjörn losgebunden. Er schaffte alles, was die Brüder hinterlassen hatten, zum Bolunghafen und an Bord des Schiffes und meldete Thorstein das Geschehene.



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Thorstein sagte, er habe sich wacker benommen, und sie schieden in Freundschaft.

Im Sommer segelte Thorstein aus und blieb fünf Jahre fort. Er kam zu Ansehen bei Fürsten und stand im Rufe eines tüchtigen Mannes.


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