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Kapitel 

Sieben Geschichten von den Ostland Familien


Übertragen von Gustav Neckel

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


3. Wie Thorstein sich verlobte und Einar ihn betrog

Eines Winters als sie beide hier draußen waren, redete Thorfinn mit Thorstein und fragte ihn, wo erden Sommer verbringen wolle. Er wolle hinaus, antwortete Thorstein. Thorsinn sagte, er habe ihn bitten wollen, mit ihm den Hof zu übernehmen. Dazu habe er keine Lust, erwiderte Thorstein, doch könne der Vater von seinem Gelde so viel bekommen, wie er wolle. Er hatte viel Geld mit bei seinen Handelsfahrten. Thorsinn sagte, er habe sich eine Heirat für ihn überlegt, er



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wolle für ihn um Helga werben, Krakis Tochter. Das sei eine allzu gute Frau für ihn, versetzte Thorstein, denn sie sei ja Krakis alleinige Erbin. Thorsinn meinte jedoch, die Heirat sei für ihn gerade passend, sowohl was die Sippe wie was das Mädchen selbst betreffe. So ritten sie denn hin und machten Kraki ihren vorschlag. Dem gefiel es nicht übel. Die Sache wurde Helga vorgetragen, und in dem, was sie darauf sagte, fand man keine Weigerung. Die beiden väter waren Zeugen bei Thorsteins verlobung. Er wollte erst ausfahren; nach seiner Rückkehr sollte die Hochzeit sein.

Er ging mit Einar unter Segel, und auf See bekam er den Skorbut, wie man es nennt, und wurde davon bettlägerig. vie Leute lachten über ibn, allen voran Einar. Und als sie nach Norwegen kamen, mieteten sie da ein Haus, kümmerten sich aber sonst nicht um Thorstein. Er lag da den ganzen Winter. Einar verhöhnte ihn oft und ließ Spottlieder auf ihn machen. Im Frühling kam er zu ihm und forderte die Auflösung der Teilhaberschaft; das Schiff wolle er für sich allein haben, Thorstein scheine ihm untauglich, mit auszusegeln. Thorstein meinte, es sei etwa so gekommen, wie er es von Ein ars Charakter erwartet habe. Sie teilten nun ihr Gut so, daß Einar zuerst wählte und Thorstein von seinem Bette aus Anweisungen gab. So bekam Einar auch das Schiff und segelte damit im Sommer nach Island.

Bei der Landung wurde er nach Neuigkeiten gesagt. Er antwortete, Genaues könne er nicht melden, Thorstein sei bei seiner Abfahrt nicht gerade tot gewesen, doch habe es so ausgesehen, als würde er nicht mehr beim kommen. Einar ritt zu seinem Vater und schmähte in allem, was er erzählte, sehr auf Thorstein.

Im Herbst lief ein Schiff in die Rotwalförde ein. Einar ritt hin und bestach den Norweger, er solle Thorsteins Tod melden. Der tat es und desgleichen alle seine Matrosen. Als Einar nach Hause kam, meldete er Thorsteins Tod: er habe noch denselben Winter ein klägliches Ende genommen,

Bald bat Einar seinen vater; er solle für ihn um Helga, Krakis Tochter, werben, und Thorir war es recht. Sie brachen



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auf kamen zu Kraki und brachten ihre Werbung vor. Kraki sagte, er wolle erst Thorsteins Tod sicher in Erfahrung bringen; dann aber, wenn alles zweifelsfrei bezeugt wäre, solle Einar das Mädchen bekommen. Thorir nannte es unbillig, wenn Einar vergebens Seien solle um ein Mädchen, das dem Thorstein ohne Zögern versprochen wäre. Darauf gab Kraki ketne Antwort.

Vater und Sohn machten sich auf den Heimweg. Kurz darauf ritt Einar nach Hof, erzählte Thorgils von seiner Werbung und sagte, er sei abgewiesen worden. Grani, der dabei war, versetzte: ,Die guten Freunde nützen dir wenig, Einar, wenn du diese Frau nicht bekommen sollst!' und er redete davon, daß die verschwägerung mit Thorgils wenig Wert für Einar habe, wenn der die Schmach, die ihm widerfahren, in den Wind schlüge. Thorgils eigene Antwort war: Nach meinem Urteil hat Kraki sich verständig benommen; ich hätte es an seiner Stelle ebenso gemacht.' Einar hatte von Krakis Antwort die reine Wahrheit berichtet, und doch trieb Grani Thorgils an, ihm zur Seite zu treten. Thorgils sagte, seine Ahnungen seien nicht die besten, wenn man ihn zum Hauptmann in dieser Sache mache. Aber sie ritten zusammen zu Kraki. Der gab dieselbe Antwort wie das erste Mal. Da sagte Thorgils: ,Mag sein, daß du über deine Tochter die verfügung behältst; aber in andern Dingen wirst du nicht Herr bleiben über die Schwierigkeiten" ,Darauf lasse ich es lieber nicht ankommen,' erwiderte Kraki, verlobte dem Einar seine Tochter und richtete selbst die Hochzeit in seinem Hause aus. Es wurde abgemacht, daß Kraki auf jeden Fall wegen des vertragsbruches gegen Thorstein geschützt sein solle.


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