Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


3. Thorstein erkennt auf eine Spottbuße. Broddi verhöhnt fünf der Goden

Den Tag darauf sollte der Vergleich verkündigt werden. Die beiden, Thorstein und Broddi, berieten sich. Thorstein wollte auf eine größere Summe erkennen, aber Broddi



Thule-Bd.10-313 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

sagte: das sei einmal klar, daß sie sich um niemand scheren würden, und er wolle den Spruch selbst verkünden. Er stellte ihm aber noch einmal die Wahl, ob er lieber den Spruch verkünden wolle oder vor den Klägern vertreten, wenn ihn da einige hinterher angreifen sollten. Thorstein erklärte, er wolle da lieber den Spruch verkünden, als mit den Goden Schmähreden wechseln. Darauf sagte Thorstein, Ölkofri werde auf sein Schicksal nicht lange mehr zu warten brauchen, und erklärte, das Geld solle gleich am Gesetzesfelsen ausgezahlt werden.

Man ging darauf zum Gesetzesfelsen; und als die verhandlungen dort zu Ende waren, fragte Thorstein Hallsson, ob die Goden hier am Gesetzesfelsen wären, die gegen Ölkofri die Klage hätten. "Man hat mir gesagt, daß ich und Broddi den Entscheid treffen sollten in dieser Sache. Wir wollen den Spruch nun tun, wenn ihr uns Gehör schenken wollt." Sie antworteten , sie versahen sich Gutes von ihrer Rechtlichkeit in dieser Sache.

Da sagte Thorstein: "Uns will scheinen, als ob eure Wälder nur wenig Wert gehabt haben, Genossen. Sie hatten geringen Ertrag und lagen zur Nutzung zu weit ab. Es war großer Eigennutz dabei von Männern, denen das nur ein Teil ihres großen Reichtums war. Er aber konnte euren Wald nicht schützen, als er seinen aufbrannte, und solches ist Zufallswerk. Aber da das nun einmal einem Schiedsspruch unterstellt ist, soll auch auf eine Buße erkannt werden. Ihr sechs Männer befaßt den Wald; so wollen wir sechs Ellen Wolltuch einem jeden von euch zusprechen, und das soll hier auf der Stelle ausgezahlt weiden."

Broddi hatte das schon vorbereitet, und das Wollzeug einzeln abgemessen. Er warf einem jeden sein Stück zu und sagte: "Das ist eine Buße für Schelme"

Skapti sagte: "Man sieht klar, Broddi, daß du darauf brennst, mit uns aneinanderzugeraten. Wie sehr hast du zu dieser Klage gedrängt, und jetzt trittst du ganz offen in Feindschaft gegen uns auf. Es kann wohl kommen, daß uns einandermal ein Streit besser gerät."



Thule-Bd.10-314 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

Broddi erwiderte: " Du hast es wirklich nötiger, Skapti, andere Prozesse zu führen, wenn der Schaden geflickt werden soll, den dir dein Vetter Orm riß, weil du auf seine Frau ein Liebeslied gedichtet hattest. Das war eine böse Tat und böse wurde sie wieder gelohnt."

Da sagte Thorkel Fransentuch: "Wie verkehrt solch ein Mann wie Broddi handelt! Er will die Freundschaft Olkofris haben oder irgendwelche Geschenke als Gegenlohn, und das erkauft er damit, daß er sich solche Leute verfeindet, mit denen er es nun zu tun hat."

Broddi entgegnete: "Das ist nicht verkehrt gehandelt, wenn man sich zuverlässig erweist, auch wenn zwischen euch und Ölkofri ein Unterschied bestehen mag, — aber das schien mir in der Tat kurzsichtig zu sein, daß du beim Ritt zum Frühjahrsthing nicht achtgabst auf den feisten Zuchthengst, den Steingrim 1 besaß. Der sprang dir auf den Rücken, und die Stute, die du rittest, war mager und fiel unter dir hin. Genau weiß ich nicht, an wem von euch der Hengst hing; nur soviel sahen die Leute, daß du lange Zeit fest steckteft; denn der Hengst hatte dir seine Füße über den Mantel gelegt."

Eyjolf Thordsson sagte: "Man muß wahrhaftig sagen, dieser Mann hat uns allen die Würmer aus der Nase gezogen, und er redet noch den Teufel auf uns obendrein."

Broddi erwiderte: "Ich habe euch nicht die Würmer aus der Nase gezogen; damals sog man sie dir aus der Nase, als du nach dem Skagafjord 2 rittest, und dem Thorkel Eiriksson einen Ochsen stahlst. Der Göttertat-starr 3 aber ritt dir nach, und du sahst, wie man hinter dir her war, als ihr ins Seetal gekommen ward. Da kam dir solche Angst; daß du dich in eine Stute verwandeltest. Das war seltsam genug. Stara aber mit seinen Leuten trieb den Ochsen wieder heim. Er hat dir fürwahr die Würmer aus der Nase gezogen."

Da fuhr der Gode Snorri fort: "Alles andere ist uns schicklicher , als hier mit Broddi Schimpfreden zu wechseln. Aber 1 Wie es scheint, der Sohn Wyjolfs des Grauen. 2 Im Norden zwischen Welpen- und Inselfjord, 3 Der Bruder des Thorkel, der den Göttertälern (Guddalir), südlich vom Skagafjord, wohnte.



Thule-Bd.10-315 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

es ist zu vermuten, daß wir im Gedächtnis behalten werden, wie feindselig 'er sich uns gezeigt hai, wenn sich uns einmal Gelegenheit bietet."

Broddi erwiderte: "Du verteilst deine Auszeichnungen falsch. Snorri, wenn du nur darauf sinnst, an mir Rache zu nehmen, und deinen Vater rächst du nicht."

Da sprach Thorkel Geitirsson: "Es hat ganz den Anschein, du hast das von deinem Namen, daß du alle um dich demütigen zu müssen glaubst 1, aber die andere Seite ist: man wird es sich nicht gefallen lassen und du wirst in kurzer Zeit erschlagen liegen."

Broddi erwiderte: " Es ist uns keine Ehre, Vetter hier vor allem Volk das Mißgeschick unserer verwandten vorzubringen; ich kann freilich nicht leugnen, was viele wissen, daß Broddhelgi erschlagen wurde. Es wurde mir aber erzählt, daß dein Baier schließlich den Lohn empfing. Das meine ich aber, wenn du mit deinen Fingern nachfühlst wirst du merken, wie mein Vater dich im Bödvarstal 2 zeichnete."

Darnach trennten sie sich und gingen heim in ihre Buden. Olkofri ist damit aus der Geschichte verschwunden.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt