Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


12. Ausgang. Ospaks Ende

Denselben Herbst sammelte Hermund Mannschaft, ritt zum Herbstthing in Schluft 1 und hatte vor, nach Borg zu ziehen und Egil im Hause zu verbrennen. Als sie auf den Toten berg 2 gekommen waren, hörten sie etwas, als ob eine Bogensehne oben auf dem Berge schwirrte. Gleich darnach fühlte Her- mund sich krank und ein Stechen unter dem Arm. Sie mußten umkehren, und die Krankheit wurde stärker. Und als sie vor Thorgautshofen 3 gekommen waren, mußten sie ihn vom Pferde beben. Man schickte nach einem Priester in Uferrücken 4.



Thule-Bd.10-303 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

der eingetroffen war, konnte Hermund kein Wort mehr sprechen, und der Priester blieb um ihn. Und einmal, als der Priester sich zu ihm beugte, da kam es ihm von den Lippen: Zweihundert Unzen in der Schlucht, zweihundert Unzen in der Schlucht!" Und darauf starb er, und sein Leben schloß, wie hier erzählt ist. Odd saß nun in seinem Hofe mit großem Aufwand und war mit seinem Weibe wohl zufrieden.

Die ganze Zeit her hatte man nichts von Ospak gehört. Ein Mann namens War, Sohn des Hildir, nahm die Svala zur Frau und zog nach Svalahof. Er hatte einen Bruder, der hieß Bjalfi. Das war ein zurückgebliebener Mensch, aber ein starker Kerl. Es war ein Mann, der hieß Bergthor und lebte auf Bödvarshügel 1: der hatte in dem Prozeß, als Ospak geächtet worden war, den Bericht gehabt.

Eines Abends trug es sich auf Bödvarsbügel zu. als man am Feuer saß, daß da jemand kam, an die Tür klopfte und den Bauern bat, hinauszukommen. Der Bauer merkte, daß es Ospak war, und erklärte, er werde nicht hinauskommen. Ospak bat ihn dringend, doch hinauszukommen. Er tat es aber darum doch nicht und verbot auch seinen Leuten, hinauszugehen. So gingen sie auseinander. Am Morgen aber, als die Weiber in den Viehstall kamen, waren da neun Kühe an verwundungen verendet. Das wurde weit bekannt.

Und weiter geschah es ein andermal, daß ein Mann in Svalahof in das Haus hineinging, in dem War schlief. Es war früh am Morgen. Der Mann ging an das Bett heran und durchbohrte War mit einem Messer, daß es in die Eingeweide drang. Dies war Ospak. Er sprach eine Strophe:

Aus der Scheide riß ich
Geschliffenes Schwert,
Das ließ ich dem War
In den Magen rennen.
Nicht gönnt' ich dem Mann
Zu genießen der Frau,
Hildirs Erben
Der herrlichen Svala.



Thule-Bd.10-304 Gesch. aus dem w. Nordland Flip arpa

In dem Augenblick, wo er zur Tur hinaus wollte, sprang Bjalfi auf und trieb ihm ein Schnitzmesser in den Leib. Ospak kam zu dem Gehöft, das Zum Borghügel 1 heißt, und gab dort den Totschlag kund 2. Darauf ging er fort, und man erfuhr von ihm eine Zeitlang nichts. Mars Ende wurde weit bekannt, und man redete mißfällig davon.

Unerwartet geschah es, daß die besten Zuchtstuten Odds, fünf zusammen, alle tot gefunden wurden, und man schob die Tat dem Ospak zu.

Jetzt verging lange Zeit, daß man nichts von Ospak erfuhr. Im Herbst, als die Leute nach den Hämmeln gingen, stieß man auf eine Höhle unter Klippen und fand darin einen Toten. Neben ihm stand ein Waschbecken, voll von Blut; das war schwarz wie Pech. Es war Ospak. Man meinte, daß die Wunde ihm Schaden getan habe, die Bjalfi ihm versetzt hatte, und daß er schliesslich aus Mangel an Pflege gestorben sei. Und so endete sein Leben. Es wird nicht berichtet, daß wegen der Ermordung Mars oder wegen des Totschlags an Ospak eine Klage geführt worden wäre.

Odd wirtschaftete auf dem Sandhof bis an sein Alter und genoß das größte Ansehen. Von ihm stammen die Mittelfjordleute, Snorri Kalfsson und viele andere mächtige Männer. Zwischen Vater und Sohn hielt sich seitdem gute Freundschaft samt herzlichen verwandtschaftlichen Beziehungen. Und damit schließt diese Geschichte, 1 Im Weidental. 2 Der Täter mußte den Totschlag kundmachen, widrigen- falls er als heitmlicher Mörder angedeihen wurde,


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt