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Kapitel 

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


20. Kampf an den Quellen und Vergleich

Eines Tages im Winter geschah es, daß Eid merkte, wie sein Vater heimlich ausritt und in das Land hinaushielt. Er glaubte zu wissen, daß er etwas Großes vorhatte. Er folgte ihm darum mit neun Leuten. Oben an den Krokshügeln 1 trafen sie sich. Skeggi fragte Eid, was er hier suche. Eid antwortete: "Deine Schar verstärken wollte ich, Vater "Das ist hübsch von dir, Junge! Aber ich werde doch wieder heimreiten, ich fühle mich krank." "Das mag wohl sein;" erwiderte Eid, "und ich will nach Torfahof; dort habe ich Geschäfte." Damit trennten sie sich.

Denselben Tag war Asbjörn ins Bad gegangen mit sechs Begleiterin . Nun ist von Thord Unruh zu erzählen. Er erwachte denselben Morgen und sagte zu seinen Brüdern: "Mir war es im Traume, als legten Mittelfjord-Skeggi und Asbjörn mir beide einen Hinterhalt. Ich will heute aufbrechen und eine Falle nach diesem Wild stellen, wenn sich Gelegenheit findet!



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Nicht länger will ich die beiden, Skeggi und Asbjörn, über meinem Haupte haben. Wir wollen zu sieben Mann uns aufmachen , wir Brüder, Eyvind und drei andere." Darauf ergriffen sie ihre Waffen und ritten nach den Dampfquellen.

zur selben Zeit verließ Asbjörn das Bad und sah die Schar heranreiten. Er sagte zu seinen Leuten: "Da reitet Thord Unruh, und seine Fahrt sieht feindlich aus, —er wird mich treffen wollen. Wir wollen dort auf den Hügel gehen und ihn da erwarten." So taten sie.

Thord erreichte sie, und es gab sofort ein Handgemenge. Von beiden Seiten stürmte man heftig an, denn an Zahl waren sie einander gleich. Thord streckte sogleich einen zu Boden. Da fielen drei Leute von Asbjörns Seite und einer von Thords. Dann griff Thord Asbjörn an und versetzte ihm viele Wunden , daß er nahezu kampfunfähig war.

Da kam Skeggi hinzu mit geschwungenem Sköfung. Er rief Asbjörn zu: "Warum fliehst du nicht, Unglückseliger:" Er antwortete und sprach eine Strophe:

Mir liegt im Sinn die lichte
Linde 1 der Armesspangen.
Hart die Speere dröhnen,
Hilfe, Ohm, gebrauch ich!
Nimmer flieh ich, immer
Denk ich der Fadengöttin
Schwer wird's, unsern Stürmen
Standzuhalten, hilfst du!

Asbjörn setzte sich nieder. Der Blutverlust schwächte ihn, so daß er sich kaum noch hielt. Skeggi hieb auf Thord und traf ihn auf die Schulter, das gab eine Streifwunde.

In dem Augenblicke kam Eid mit neun Leuten an, lief in die Winte und rief, sie dürften sich nicht weiter schlagen. Er sagte, er würde Asbjörn erschlagen, wenn er jetzt nicht allein den Vergleich festsetzen dürfe. Asbjörn sagte: "Das war mein Ziel hier in Island, meine verlobte zu holen. Als ich aber hörte, daß mein Bruder erschlagen war, da beschloß ich ihn zu rächen. Jetzt ist unser Zusammentreffen so ausgefallen, daß ich lieber



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einwillige, mich mit Thord zu versöhnen." Thord antwortete: "Meinem Ziehsohn wünsche ich in dieser Sache alle Ehre, aber sonst liegt mir am vergleich nichts. Mag das Spiel nur weitergehen , wie es eben kommt!"

Es endete damit, daß sie sich vertrugen: Eid sollte den Schiedsspruch in allen ihren Streit- und Totschlagssachen fällen.


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